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Wolfshybride Wolfshybride: Mischlings-Nachwuchs von Wolf und Hund gilt als problematisch

Von Jens Albes 19.06.2018, 05:54

Mainz - Mit der Ausbreitung der Wölfe in Deutschland wächst auch die Wahrscheinlichkeit von Paarungen mit Hunden. Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) im sächsischen Görlitz gibt es allerdings bisher nur selten nachgewiesene Einzelfälle. 

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium in Mainz teilte mit: „Theoretisch können Wolfshybride überall dort entstehen, wo Wölfe und Hunde zusammentreffen.“ Diese Mischlinge könnten in der freien Natur überleben. Zur Frage, ob sie weniger scheu und daher gefährlicher als Wölfe sein könnten, hieß es im Ministerium: „Dies kann der Fall sein und rechtfertigt eine Entnahme.“ Gemeint sei damit eine Tötung.

Grundsätzlich sind Wölfe eine streng geschützte Tierart. In den ersten vier Generationen genießen auch Wolfshybride laut der DBBW den gleichen Schutz. Ihre Tötung sei nur mit naturschutzrechtlicher Ausnahmegenehmigung möglich. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass Wölfe als vermeintliche Mischlinge geschossen würden.

Artenschutz: Mischung von Wolf und Hund verhindern

Aus Sicht des Artenschutzes sei die Paarung von Wölfen und Hunden dennoch zu vermeiden, „um eine weitere Ausbreitung von Haushundgenen in der Wolfspopulation zu verhindern“, erklärt die DBBW. Mit Blick auf Hunde ergänzt die Beratungsstelle: „Wir haben ihnen die den Wölfen eigene Vorsicht ab- und viele körperliche Merkmale angezüchtet, die sie von ihrer Stammform unterscheiden.

Viele dieser Merkmale reduzieren die Überlebensfähigkeit von Hunden in der freien Natur.“ Wolfshybride einzufangen und in Gehegen zu halten gilt als schwierig.

2003 kam es beim sächsischen Neustadt/Spree zur Paarung einer Wölfin mit einem Hund - und sechs nachgewiesenen Welpen. Zwei wurden laut DBBW eingefangen und in ein bayerisches Gehege gebracht, wo sie an Dauerstress litten.

Drei Wolfshybride in Thüringen getötet, drei weitere entkamen

Nach Angriffen von Wölfen im Nachbargehege durch einen Zaun wurden beide Mischlinge eingeschläfert. 2017 wurde ein weiterer Fall auf dem thüringischen Truppenübungsplatz bei Ohrdruf bekannt - wieder hatten eine Wölfin und ein Hund sechs Nachkommen. Das Einfangen der Mischlinge scheiterte. Drei wurden schließlich bei der Jagd erlegt, die anderen drei durchstreifen laut dem thüringischen Umweltministerium vermutlich heute noch ihr Revier.

Niemand verwechselt einen Mops mit einem Wolf. Dabei sind Haushunde direkte Nachfahren des Wolfs. An manchen Hunderassen lässt sich das deutlich erkennen. Ähnlichkeiten zwischen den Spezies führen häufig zu Diskussionen, wenn bei Nutztierrissen nur Fotobeweise belegen sollen, dass ein Wolf am Werk war. An diesem Nachweis entscheidet sich in vielen Fällen, ob ein Schäfer für gerissene Tiere entschädigt wird.

Optisch unterscheiden sich erwachsene Wölfe etwa durch helle Schnauzenbereiche und kleine dreieckige Ohren von vielen Hunderassen. Bei den Wildtieren hängt fast immer der Schwanz herab. Eindeutige Auskunft bringt aber nur ein Gentest. Auch Pfotenabdrücke können selbst Experten trügen.

Wenn sich Wölfe und Hunde paaren, spricht man beim Nachwuchs von Mischlingen oder Hybriden, weil die Eltern aus unterschiedlichen Spezies stammen. Wolfhunde sind dagegen eine Rasse, die aus einer Vermischung von Hunden und Wölfen gezielt gezüchtet wurde, um Hunde mit dem Aussehen eines Wolfes zu erhalten. Mit Wolfshund wiederum bezeichnet man Hunderassen, die ursprünglich für die Wolfsjagd gezüchtet wurden.

Seit der Jahrtausendwende vermehren sich die Wölfe wieder in Deutschland, nachdem sie rund 150 Jahre hierzulande als ausgestorben galten. Die größten Populationen leben in Ostdeutschland und Niedersachsen. Schätzungen zufolge gibt es bundesweit rund 800 Tiere. Auch in Rheinland-Pfalz wurden seit 2012 immer wieder vereinzelt Wölfe nachgewiesen. Die Landesregierung hält es etwa für möglich, dass sich die scheuen Raubtiere wieder im Westerwald etablieren. (dpa)