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wolf & Mensch Wölfe in Deutschland abschießen? Peta protestiert und droht mit Anzeigen

Die Zahlen der Wölfe in Sachsen-Anhalt steigen weiter an. Aktuell leben 14 Raubtiere mehr als im Vorjahr im Bundesland. Die Politik will Nutztierhalter vor einem Wolfsangriff besser schützen, auch durch Abschüsse.

Von Arne Birger Jeske Aktualisiert: 06.12.2023, 13:30
In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der freilebenden Wölfe im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Dennoch gab es weniger Angriffe auf Nutztiere.
In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der freilebenden Wölfe im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Dennoch gab es weniger Angriffe auf Nutztiere. Foto: IMAGO / imagebroker

Magdeburg - Genau wie in anderen europäischen Ländern, ist der Wolf in Deutschland und Sachsen-Anhalt längst heimisch. Zuletzt wurden auf dem Saaleradweg an der Strenge bei Aderstedt mögliche Wolfsspuren gesichtet. In Sachsen-Anhalt wurden laut des Umweltministeriums zwischen Mai 2022 und April 2023 insgesamt 201 Wölfe gezählt. 14 Wölfe mehr, als im Vorjahr. Doch gleichzeitig ging die Anzahl der Risse von Nutztieren zurück.

Herdenschutz: Wölfe abschießen soll erleichtert werden

Für einen noch besseren Herdenschutz gilt es aus Sicht der Politik dennoch, dass einzelne Wölfe mit auffälligem Verhalten zeitnah, rechtssicher und unbürokratischer bejagt werden können. Hierauf hatten sich die Umweltminister der Länder und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei der Konferenz in Münster geeinigt.

Im Video: Was tun bei Begegnung mit einem Wolf?

 
Video vom 02.12.2023: Verhaltensregeln für Wolfsbegegnungen gibt das Wolfskompetenzzentrum des Landesamtes für Umweltschutz. (Bericht: Anna Lena Giesert)

Bereits nach ersten Überwinden des Herdenschutzes und dem Riss von Weidetieren soll der Wolf per Abschuss erlegt werden dürfen. Dies gilt für 21 Tage nach dem Riss und für den Umkreis von bis zu einem Kilometer. Neu ist auch, dass keine DNA-Analyse des Wolfes mehr eingeholt und abgewartet werden muss.

Die Kurskorrekturen zum Thema Wolfsabschüsse kamen, nachdem es in Niedersachsen eine Großattacke von Wölfen gab. Hierbei wurden 55 Schafe bei Stade getötet. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kündigte daraufhin Vorschläge zur Überarbeitung der Gesetze an.

NABU begrüßt die Einigungen zum Thema Wölfe

Der Nabu sieht in den Maßnahmen einen Schritt in die richtige Richtung. "Allerdings hat diese Einigung hat keine rechtliche Bindung, sondern ist mit einem Leitfaden zur Auslegung des Paragrafen 45a zu verstehen. Nun ist es an den einzelnen Bundesländern, das in ihre Managementpraxis einzugliedern und umzusetzen", erklärte Marie Neuwald, Referentin für Wölfe und Beweidung vom NABU Bundesverband auf Anfrage.

"Der NABU befürwortet ein einheitlicheres Vorgehen in den wenigen Einzelfällen, in denen Wölfe guten Herdenschutz tatsächlich überwunden haben und es keine andere gangbare Alternative zur Entnahme gibt", so Neuwald. Eine allgemeine Bejagung des Wolfes, lehnt der NABU allerdings grundsätzlich ab.

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Peta will jede Wolfstötung rechtlich überprüfen lassen

Auf Anfrage zu dem Thema antwortete auch die Peta. Peter Höffken, Fachleiter des Kampagnenteams erklärt: "Wir lehnen die Tötung von Wölfen zum vermeintlichen Schutz von Tieren auf der Weide ab, denn deren Leben endet in der Regel ohnehin im Schlachthof." Laut der Tierwohlorganisation werden Wölfe nur getötet, um finanzielle Einbußen für die Tierhalter zu vermeiden. Dies sei aus ethischer Sicht inakzeptabel.

"Zudem zielt die von der Umweltministerkonferenz beschlossene – und in unseren Augen europarechtswidrige – Regelung darauf ab, dass irgendein Wolf getötet wird - dies käme der mittelalterlichen Sippenhaft gleich, die unser Rechtssystem in Deutschland glücklicherweise seit langem überwunden hat", so Höffken.

Die Peta will zukünftig bei jedem Wolfsabschuss die Strafbarkeit der Beteiligten und entsprechende Strafanzeigen prüfen.

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Deutscher Jagdverband will klare Strukturen für Wolfsjagd

Der Deutsche Jagverband (DJV) fordert trotz der derzeitigen geplanten Erleichterungen von Abschüssen einzelner Wölfe weitere Nachbesserungen. Wolf Last, Geschäftsführer vom Landesjagdverband Sachsen-Anhalt (LJV), erklärt: "Dem Abschuss von genetisch nicht identifizierten Individuen steht nach EU Recht nichts entgegen. Andere Länder, wie Schweden oder Frankreich tun dies bereits."

Dennoch sind viele Fragen ungeklärt, was das "Entnehmen" eines reißenden Wolfe angeht. "Es ist zur Zeit noch nicht ganz klar, wie diese 1000 Meter beschaffen sein sollen, von wo nach dem Wolf gesucht werden soll. Was passiert, wenn mehrere gerissene Tiere weit verstreut auf der Weide liegen? Was passiert wenn die Jagd in diesem Bereich nicht möglich ist, weil Anwohner gefährdet wären?", fragt Last.

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Es ist auch noch nicht geklärt, wer für den Abschuss einzelner reißender Wölfe zuständig ist. "Möglicherweise möchte der ansässige Jäger auch gar keinen Wolf erlegen. Zum Beispiel, weil er persönliche Anfeindungen fürchtet. Wer übernimmt dies dann?"

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Insgesamt ist sich der Landesverband aber mit den Aussagen des DJV auf Bundesebene einig: "Wir fordern ein regional differenziertes Bestandsmanagement, wie dies auch in anderen Ländern praktiziert wird. Es gibt keine populationsökologische Begründung für die Sonderbehandlung des Wildtieres Wolf", so Last.

Doch auch ohne Abschüsse kommen Wölfe in Sachsen-Anhalt um ihr Leben. Zwischen 2022 und 2023 starben bei Verkehrsunfällen zehn Raubtiere, heißt es im aktuellen Bericht vom Umweltamt.