Wirtschaftsminister nimmt Vorwürfe ernst Wirtschaftsminister nimmt Vorwürfe ernst: Attacke auf Sachsen-Anhalts Marketing-Chef

Magdeburg - Der oberste Marketing-Fachmann des Landes ist schwerwiegenden Vorwürfen ausgesetzt. Thomas Einsfelder, Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG), soll gegen Vergaberecht verstoßen sowie Mitarbeiter bedroht und eingeschüchtert haben.
Das werfen ihm zwei IMG-Beschäftigte in einem offenen Brief vor. Einer davon ist Bernd Lütkemeier, der frühere Chef der Landeszentrale für politische Bildung. Er steht wie sein Kollege kurz vor dem Ruhestand. Insgesamt soll der Brandbrief 22 Mitarbeiter vertreten.
Einsfelder soll sich bis Montag äußern
Sollte das stimmen, hätte Einsfelder die Mehrheit seiner Belegschaft gegen sich. Der 44-Jährige steht seit 2017 an der Spitze des Landesunternehmens, das Unternehmen und Touristen nach Sachsen-Anhalt locken soll. Einsfelder wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Vorwürfen äußern.
Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD), Aufsichtsratschef der IMG, nimmt die Kritik sehr ernst. Die Verfasser des Briefes seien ihm als seriös bekannt, sagte er der MZ am Freitag. Der Minister bezweifelt auch nicht, dass der Protest tatsächlich von 22 Beschäftigten getragen ist.
„Dieser Brief ist ein Zeichen, dass sich der Aufsichtsrat mit dem Thema beschäftigen muss. Ich nehme den Unterzeichnern das ehrliche Bemühen ab.“ Willingmanns Staatssekretär Thomas Wünsch (SPD) hat Einsfelder eine Frist gesetzt: Bis Montag soll dieser sich zu den Vorwürfen äußern.
Verfasser beschweren sich über schlechtes Arbeitsklima und mangelnden Respekt
Der offene Brief beschuldigt Einsfelder, ein katastrophales Arbeitsklima geschaffen zu haben. Mitarbeiter würden demotiviert, krank gemacht und aus dem Unternehmen gedrängt. Aufgaben könnten wegen unbesetzter und umgewidmeter Stellen „in Teilen nur noch unzureichend erfüllt werden“.
Einsfelder lasse es an Respekt, Wertschätzung, Transparenz und Vertrauen gegenüber Mitarbeitern fehlen. Juristisch schwerwiegend ist die Aussage, Einsfelder verstoße durch Ad-hoc-Entscheidungen gegen Vergaberichtlinien. Gesetzlich vorgegebene Fristen würden unterschritten, damit riskiere die IMG die Rückzahlung von Projektmitteln.
Willingmann vermied eine Aussage, ob der Marketing-Chef noch sein Vertrauen genießt. Er werde keine Bewertung abgeben, ohne Einsfelder die Chance auf eine Erwiderung zu ermöglichen, sagte der Minister. „Er ist jetzt nachdrücklich gebeten, die Vorwürfe auszuräumen.“
Neuausrichtung der Marketinggesellschaft angekündigt
Der aus Nordrhein-Westfalen stammende studierte Volkswirt hatte zuletzt mehrere Jahre für die Wirtschaftsförderung des Landes Berlin gearbeitet und übernahm die Leitung der IMG im August 2017. Erst im Januar hatten er und Minister Willingmann angekündigt, die IMG neu auszurichten.
Es gehe strikt darum, die Wirtschaftskraft des Landes zu stärken sowie dessen Image zu verbessern, hieß es. Das Unternehmen sollte dabei effizienter arbeiten und sich nicht mehr verzetteln. Die Organisation von Großveranstaltungen etwa soll nicht länger Aufgabe der IMG sein.
Als wichtigsten Touristenmagneten Sachsen-Anhalts sieht Einsfelder das Dessauer Bauhaus. Dessen Bild müsse im Ausland „so eine starke Ikone werden wie Neuschwanstein“, kündigte er zuletzt an. (mz)