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Vollgas ohne Führerschein Vollgas ohne Führerschein: Immer öfter stoppt die Polizei Fahrer ohne Fahrerlaubnis

Von Ralf Böhme 29.09.2018, 08:00
In Sachsen-Anhalt werden immer mehr Autofahrer ohne Führerschein erwischt.
In Sachsen-Anhalt werden immer mehr Autofahrer ohne Führerschein erwischt. dpa

Halle (Saale) - In Sachsen-Anhalt werden immer öfter Autofahrer ohne gültige Fahrerlaubnis erwischt. Ein Schwerpunkt dabei ist der Landessüden. Von Jahresbeginn bis Ende August wurden dort 699 Ermittlungsverfahren wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis eingeleitet. Bis Jahresende könnten es 1000 Fälle sein.

Die meisten Verstöße gegen das Straßenverkehrsgesetz, das die Strafbarkeit beim Fahren ohne Fahrerlaubnis regelt, ermitteln die Beamten in Halle. 139 Fälle registrierten die Beamten bis Ende August: Das entspricht dem Aufkommen des gesamten vergangenen Jahres. Im Vergleich zu 2015 bedeutet es mehr als eine Verdopplung.

Fahren ohne Führerschein - Die Zahl der Verstöße nimmt fast überall zu

Beträchtliche Zuwächse melden aber auch der Burgenlandkreis und das Autobahnrevier Weißenfels. Weniger zugespitzt ist den Polizeiangaben zufolge die Situation dagegen in Mansfeld-Südharz. Aus der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost liegen die Zahlen bis 30. Juni vor. Diese Zwischenbilanz weist 472 entsprechende Ermittlungsverfahren aus. Auch das liegt deutlich über den Werten der vergangenen Jahre.

Auch landesweit nähert sich die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen unerlaubten Fahrens einem Rekord: 5000 Fälle pro Jahr sind in Sicht. Stefan Brodtrück, Sprecher im Magdeburger Innenministerium, führt diese Entwicklung auf den „möglichst hohen Überwachungsdruck“ zurück. Weshalb Leute ohne Führerschein dennoch fahren, kann das Ministerium nicht sagen. Mit jeder Verkehrskontrolle nehme allerdings die Wahrscheinlichkeit zu, dass ein illegaler Fahrer entdeckt werde.

Ministerium - Fahren ohne Führerschein betrifft nicht nur junge Menschen

Einer verbreiteten Annahme, dass es sich bei den Tätern vorwiegend um junge Leute handeln würde, widerspricht das Ministerium: Ein Schwerpunkt sei in der Altersgruppe der Jungen in Sachsen-Anhalt nicht festzustellen, sagte Brodtrück.

Dennoch verantworten Jugendliche bis 23 Jahre gelegentlich spektakuläre Zwischenfälle in diesem Deliktbereich. Erst vor wenigen Tagen haben sich zwei junge Merseburger eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert. Nachdem sie eine Verkehrskontrolle ignoriert hatten, jagten die beiden Männer, der Fahrer ohne Führerschein, mit Tempo 200 über Landstraßen und Autobahn. Erst ein Unfall im Burgenlandkreis, der glimpflich ausging, stoppte die gefährliche Raserei.

Vor allem Männer sind ohne Fahrerlaubbnis unterwegs

Ganz im bundesweiten Trend liegt Sachsen-Anhalt, wenn es nach dem Anteil von Männer und Frauen geht. Zu mehr als 90 Prozent sind es Männer, die es riskieren, sich ohne Fahrerlaubnis hinter ein Steuer zu setzen. „Ein Kavaliersdelikt ist das keinesfalls“, empört sich Reiner Nuthmann vom Fahrlehrerverband Sachsen-Anhalt. Trotzdem seien die angedrohten Strafen für das eklatante Fehlverhalten überschaubar. „Da müsse neu nachgedacht werden.“

Freisprüche vor Amtsgerichten in Sachsen-Anhalt sind gar nicht so selten. Meistens kommen die Schwarzfahrer mit einer Geldstrafe davon. Diese beträgt gewöhnlich bis zu 360 Tagessätze. Ein Tagessatz ist ein Dreißigstel des monatlichen Nettoeinkommens. Mehrfachtäter und Unfallfahrer kann es härter treffen: Freiheitsentzug bis zu einem Jahr ist drin.

Eine Verschärfung der Gesetze steht allerdings nicht im Raum. Auch der ADAC räumt ein, dass auf den Straßen bis auf weiteres eine beträchtliche Anzahl von Schwarzfahrern unterwegs sein werde. „Fahren ohne Fahrerlaubnis birgt ein enormes Gefahrenpotenzial“, warnt aber auch ein ADAC-Sprecher. (mz)