Behörde hat ein Problem Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt: Sanierung der Zentrale zieht sich hin

Magdeburg - Jahrelang herrschte dicke Luft beim Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalts. So dick, dass das Land für die Behörde nun möglicherweise viel Geld in die Hand nehmen muss: Weil im früheren Domizil des Geheimdienstes in Magdeburg erhöhte Werte der giftigen Chemikalie Naphthalin gemessen wurden, musste der Verfassungsschutz vor etwa einem Jahr die Umzugskisten packen.
Raus aus der kamera- und stacheldrahtgesicherten Zentrale Am Zuckerbusch nahe dem Stadtzentrum, hinein in ein provisorische Unterkunft in einem Bürohaus im Norden Magdeburgs. Die alte Zentrale sollte saniert werden - ob es jemals dazu kommt, ist jedoch fraglicher denn je.
Das Finanzministerium signalisiert jetzt: Auch ein Jahr nach dem Auszug „laufen gegenwärtig die Untersuchungen zur Ermittlung der möglichen Kosten“. Parallel dazu wird ausdrücklich auch erörtert, „ob es andere geeignete Liegenschaften gibt“, so Ministeriumssprecher Wolfgang Borchert.
Mit Blick auf die nötigen Sicherheitsvorkehrungen eine komplizierte Aufgabe. Zumindest ein Teil der früheren Arbeitsräume Am Zuckerbusch war abhörsicher, zudem lagerten dort meterweise klassifizierte Akten.
Kein Zeitdruck im Provisorium
Auf Nachfrage heißt es nun im Finanzressort: Da das jetzige Provisorium in einem Bürohaus bis 2020 gemietet sei, herrsche kein Zeitdruck. Über Kosten zur Entfernung des Naphthalins sei noch keine abschließende Auskunft möglich. Die bisherigen Erkenntnisse scheinen jedoch zu reichen, um die Suche nach einer neuen Unterkunft zu veranlassen.
Naphthalin verströmt einen Geruch nach Teer und Mottenkugeln, führt zu Atembeschwerden und Übelkeit. Viele in der DDR erbaute Verwaltungsgebäude sind damit belastet. Häufiger Grund ist in Teeröl getränkte Pappe, die als Dichtungsmaterial verwendet wurde. Ärzte sehen ein Krebsrisiko.
Nun steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Geheimdienst langfristig ein neues Domizil benötigt. Intern hatten Mitarbeiter bereits auf die jetzige Interimslösung mit erhobenen Augenbrauen geschaut: Kritiker hatten fehlende Sicherheit in dem Bürokomplex bemängelt. Zum einen, weil sich der Verfassungsschutz samt seiner rund 100 Mitarbeiter das Gebäude mit diversen Privatfirmen teilt, ein potenzielles Risiko. Zum anderen hatten Kritiker hinterfragt, ob das Gebäude so abhörsicher sei, wie es der Geheimdienst-Standard verlange.
All dies sei geprüft und absolut unproblematisch, sagt Jochen Hollmann, Chef des Verfassungsschutzes. Untersuchungen des Bundesamts für die Sicherheit in der Informationstechnologie hätten den Schutz der Räumlichkeiten belegt. „Bis auf weiteres bleiben wir in dem Gebäude“, sagte Hollmann. Eine Verlängerung des Mietvertrags, die die jetzige Interims- zur Dauerlösung machen würde, sei in seinen Augen eine gangbare Möglichkeit. „Doch das ist derzeit noch Spekulation.“ (mz)