Technik-Fehler oder Leichtsinn? Technik-Fehler oder Leichtsinn?: Betreiber können sich Rodelbahn-Unglück nicht erklären

Bestwig/Halle - Nach dem schweren Unfall eines Zwölfjährigen auf einer Sommerrodelbahn in Nordrhein-Westfalen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Auch Betreiber ähnlicher Bahnen in Sachsen-Anhalt rätseln über die Unfallursache. Sie halten es nicht für möglich, dass bei einer technisch einwandfreien Bahn ein solcher Unfall passieren kann. Gutachter untersuchen nun, wie es zu dem Unglück in Bestwig im Sauerland kommen konnte. Am Samstag war einem Kind ein Teil des Unterschenkels abgetrennt worden, als sein Fuß zwischen Schlitten und Schienen geraten war.
Unglück im Sauerland: In Sachsen-Anhalt gibt es zwei Sommerrodelbahnen mit baugleicher Anlage
In Sachsen-Anhalt gibt es zwei Sommerrodelbahnen mit einer baugleichen Anlage, einem Alpinecoaster der Firma Wiegand: die Rodelbahn am Petersberg bei Halle und die Rodelbahn Harzbob in Thale. Laut Dieter Bock, Betreiber der Bahn am Petersberg, ist es technisch ausgeschlossen, während der Fahrt ein Bein aus dem Schlitten zu halten. „Wenn man angeschnallt ist und sitzen bleibt, ist es gar nicht möglich, sich aus dem Schlitten zu lehnen“, so Bock. Man müsse sich schon „wirklich akrobatisch verrenken“ um gesichert ein Bein aus dem Bob zu halten. Er kann sich vorstellen, dass der Junge sich abgeschnallt hat, um im Stehen auf dem Schlitten zu surfen. „Dann hätte er aber den Steuerhebel loslassen müssen - und dann bremst der Bob automatisch.“ Er halte es für möglich, dass ein zweites Kind mit im Bob saß, das weiter Gas gegeben hat.
Maik Zedschack vom Harzbob in Thale vergleicht die Anlage mit einem Auto: „Es gibt die Komponente Mensch, also Rodler oder Autofahrer, und die Komponente Technik, also Bob oder Auto. Wenn beide fehlerfrei funktionieren, kann so ein Unfall nicht passieren.“ Was bei dem Unglück am Samstag eine Rolle gespielt hat, könne er nicht bewerten.
Betreiber aus Sachsen-Anhalt: Sicherheitsbestimmungen liegen über der vorgeschriebenen Norm
Wie der TÜV Rheinland der Deutschen Presse-Agentur sagte, werden Sommerrodelbahnen jährlich umfassend überprüft. Auffahrt, Abfahrt, Steuerung und Bremsen würden getestet und eine Probefahrt vorgenommen. Es sei aber auch wichtig, dass sich die Fahrgäste an die Vorschriften halten, so der TÜV.
Das ist ein Punkt, den auch die Rodelbahn-Betreiber hervorheben. „Bei uns gab es schon kleinere Unfälle“, sagte Bock vom Petersberg. „Dabei liegen unsere Sicherheitsbestimmungen sogar über der vorgeschriebenen Norm. Aber man kann eben nicht mehr machen, als die Leute einweisen.“ Das kennt auch Zedschak aus Thale: „Es gibt Leute, die schlagen manchmal über die Stränge“. Auf seiner Bahn sei aber noch kein schwerer Unfall passiert. (mz)