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Münzen, Militaria, Waffen Suche nach Münzen, Militaria, Waffen: Immer mehr Raubgräber in Sachsen-Anhalt unterwegs

Von Jan Schumann 27.08.2018, 09:14
Mit Metalldetektoren kann man den Boden 20 bis 30 Zentimeter tief scannen. Die Geräte werden immer erschwinglicher.
Mit Metalldetektoren kann man den Boden 20 bis 30 Zentimeter tief scannen. Die Geräte werden immer erschwinglicher. imago/Mühlanger/Symbol

Magdeburg - Die Polizei beobachtet ein bundesweites Anwachsen der Raubgräberszene, besonders in Sachsen-Anhalt. Das sagte Andreas von Koß, Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Im Blick haben die Ermittler Sammler, die auf eigene Faust historische Münzen, Militaria, Waffen und ähnliches im Boden suchen - meist mit Metalldetektoren.

Häufig brechen Sammler dabei das Gesetz -  teils unbewusst, teils mutwillig. Aufgrund fehlender Statistiken zu Raubgräbern kann das LKA keine genauen Zahlen vergangener Jahre nennen, geht aber in Zukunft von einer weiteren Zunahme aus.

Sachsen-Anhalt für Raubgräber interessant

Laut LKA ist Sachsen-Anhalt für Raubgräber aufgrund vieler kulturhistorisch „wichtigen Orte und Fundstellen“ interessant. Die Entdeckung der weltberühmten Himmelsscheibe von Nebra im Jahr 1999 ist das bekannteste Beispiel illegaler Raubgrabungen. Ein weiterer Grund: Die Metalldetektoren, die den Boden problemlos 20 bis 30 Zentimeter tief scannen können, werden immer billiger. „Im Internet finden sich Modelle für wenige Hundert Euro“, sagt Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle. 

Über das Internet verabreden sich auch Sammler und tauschen sich unter anderem über mögliche Suchgebiete aus. Wo die „Glücksritter“ am häufigsten unterwegs sind, kommentiert das Landeskriminalamt aus taktischen Gründen nicht. Nach MZ-Recherchen ist aber der Harz ein Schwerpunkt. Hier hatte die Wehrmacht am Ende des Zweiten Weltkriegs Waffen und Ausrüstungsgegenstände entsorgt.

Was man im Boden findet, gehört dem Land

Grundsätzlich gilt: Was Sammler im Boden finden, gehört dem Land. Ein Verkauf kann wegen Hehlerei verfolgt werden. „Problematisch wird es schon, sobald sie die Schaufel in den Boden stecken und Erdarbeiten beginnen“, so Friederich weiter. Sie geht davon aus, dass unter „Sondengängern“ viel Unwissenheit über juristische Konsequenzen bestehe. Trotz verbreiteter Unwissenheit: Einige Fälle legen nahe, dass Schatzjäger bereitwillig das Gesetz brechen. Aufsehen erregte der Fall eines 36-jährigen Mannes aus Schkopau (Saalekreis), der seit 2017 im Boden entdeckte Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg importiert haben soll - aus Österreich.

Die Polizei stoppte ihn auf der Autobahn 9, fand rund 100 Waffenläufe, eine Pistole, 16 sprengstoffgefüllte Panzerfaustköpfe, Sprenggranaten und Munition. Laut Polizei wollte der Verdächtige die Waffen reparieren und verkaufen. 

Hobby-Archäologen können legal an Ausgrabungen teilnehmen

Und auch der derzeit niedrige Wasserstand der Elbe lockt Sammler an: Erst am Donnerstag durchsuchte die Polizei 13 Wohnungen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg, weil Verdächtige das Flussbett der Elbe bei Tangermünde (Kreis Stendal) mit Sonden abgesucht hatten. Die Ermittler stellten Munition und Waffen sicher.

Dabei können Hobby-Archäologen auf legalem Weg an Ausgrabungen und Analysen teilhaben: Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bildet Ehrenamtliche zu Bodendenkmalpflegern aus. Laut Friederich gebe es im Land derzeit rund 350, etwa ein Zehntel seien auch berechtigt, mit Sonden zu arbeiten.

Die Ehrenamtlichen könnten bei Grabungen mit den Profis zusammenarbeiten, so die Expertin vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie: „Echten Historikern geht es nicht um den einzelnen Fund, der in der Vitrine gut aussieht, sondern um das historische Gesamtbild.“ (mz)