Camping Hennen und Mini-Berge Statistisches Jahrbuch fasst die Corona-Pandemie in Sachsen-Anhalt in Zahlen

Halle /Saale) - Immer vor Weihnachten gießt das Statistische Jahrbuch für Sachsen-Anhalt das Land in Zahlen. „Diesmal wollten wir den Schwerpunkt eigentlich auf 30 Jahre Sachsen-Anhalt legen“, sagt Michael Reichelt, Präsident des Statistischen Landesamtes, der das jüngste Jahrbuch am Montag vorstellte. „Doch dann kam Corona.“ Und so ist die 666 Seiten dicke Datensammlung auch der Versuch, die Pandemie in Zahlen zu fassen. Ein Überblick.
Übersterblichkeit
Gemeint ist eine im Vergleich zu den Vorjahren überdurchschnittlich erhöhte Sterberate. „Bis zur Jahresmitte 2020 können wir keine Übersterblichkeit aufgrund der Pandemie feststellen“, sagt Reichelt. Vielmehr habe die Sterberate unter dem zum Vergleich herangezogenen Mittelwert der Jahre 2016 bis 2019 gelegen. Seit August wendet sich das Blatt, die Zahl der Sterbefälle steigt. Laut Reichelt lässt sich das zunächst auf die Sommerhitze zurückführen. Allerdings liegt die Sterberate seitdem fast durchweg über den Vorjahreswerten.
Industrieumsatz
Im März kam der erste Lockdown, im April brachen die Zahlen ein. Im vorigen Jahr setzte Sachsen-Anhalts Industrie 42,9 Milliarden Euro um. Im laufenden Jahr sind es bis Oktober 29,8 Milliarden, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Rückgang um 8,4 Prozent. Allein im April sank der Umsatz im produzierenden Gewerbe um fast 21 Prozent.
Tourismus
Einbruch auch bei den Gästezahlen - das Statistische Landesamt meldet bis September ein Drittel weniger Ankünfte und mehr als ein Viertel weniger Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum. Dennoch gibt es Gewinner in der Krise. Die Campingplätze konnten aufgrund eines veränderten Urlaubsverhaltens zulegen. Sie verbuchten ein Plus von acht Prozent bei den Ankünften und 22,4 Prozent mehr Übernachtungen. Mehr Übernachtungen bei weniger Ankünften, das bedeutet, dass weniger Gäste kamen, diese aber länger blieben.
Und sonst?
Wie in jedem Jahr hat die Datensammlung auch allerhand Kurioses zu bieten. So wurden Sachsen-Anhalts Legehennen weniger, aber fleißiger: 1995 legten 1.996 Hennen durchschnittlich jeweils 294 Eier. Im vorigen Jahr waren es nur noch 1.816 Hennen, von denen jede im Durchschnitt aber 307 Eier legte.
Wer sich von den vielen Zahlen erholen will, kann das im Wald tun. Am besten im Kreis Wittenberg, wo 37,2 Prozent der Fläche bewaldet sind - der Spitzenwert im Land. Waldverlierer ist der Salzlandkreis mit 3,9 Prozent. Alternativ bietet sich Sachsen-Anhalts niedrigster Berg als Ziel an. Der Lange Berg bei Schwiesau im Altmarkkreis Salzwedel ist 160 Meter, nun ja, hoch. (mz)