Mangel an Abgasreinigungsmittel SKW verkauft knappes Ad-Blue exklusiv an Logistiker
Zur Notversorgung seiner Mitgliedsunternehmen hat der Logistikverband BGL eine Vereinbarung mit dem Ad-Blue-Hersteller SKW aus Wittenberg geschlossen.
Halle/MZ - Durch Produktionseinschränkungen großer Düngemittelfabriken wird auch das Abgasreinigungsmittel Ad-Blue knapp. Zur Notversorgung seiner Mitgliedsunternehmen hat der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) nun mit dem Ad-Blue-Hersteller SKW Stickstoffwerke Piesteritz in Wittenberg eine Exklusivvereinbarung geschlossen, teilte der Verband mit. Diese ermöglicht den BGL-Mitgliedsunternehmen den Zugang zu einem nur für sie reservierten Bestand bei SKW, um bei akutem Ad-Blue-Mangel einen drohenden Fahrzeugstillstand zu vermeiden. BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt sagte: „Damit sichern wir auch die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft.“ SKW-Geschäftsführer Petr Cingr erklärte: „Niemand kann Interesse daran haben, dass die Logistikkette in Deutschland aufgrund eines Ad-Blue-Mangels zusammenbricht.“
Vor gut einer Woche warnte der Branchenverband BGL vor einem massiven Ad-Blue-Mangel, der zur Stilllegung ganzer Lkw-Flotten führen könnte. Die Preise hätten sich zuletzt bereits verdreifacht.
Ohne das Abgasreinigungsmittel können moderne Lkw und Busse nicht fahren. Gleiches gilt auch für viele Diesel-Pkw, die die Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Auch sie besitzen neben dem Diesel-Tank einen kleineren Ad-Blue Tank.
Grund für die Knappheit sind die stark gestiegenen Erdgaspreise. Das Düngemittelwerk SKW in Wittenberg ist auch der größte Ad-Blue-Hersteller Deutschlands. Dort wird aus Erdgas (CH4) zunächst Ammoniak (NH3) und daraus Harnstoff (CH4N2O) zur Ad-Blue-Produktion hergestellt. Aufgrund der Verdreifachung des Erdgaspreises hat SKW im Oktober die Ammoniak-Produktion um 20 Prozent gedrosselt (die MZ berichtete). Wie stark die Ad-Blue-Produktion zurückgefahren wurde, gibt das Unternehmen nicht bekannt.
Zuletzt haben den Angaben zufolge etliche Unternehmen ihre Ammoniakproduktion - die vor allem zur Herstellung von Düngemitteln dient - gedrosselt. Bei der norwegischen Yara, dem weltweit zweitgrößtem Ammoniaklieferanten, liegt die Drosselung bei 40 Prozent. Auch BASF hat die Fertigung an den Standorten Ludwigshafen und Antwerpen zurückgefahren. Das führte offenbar dazu, dass auch die Ad-Blue-Produktion deutlich gesunken ist.