"Sie scheitern an der Kletterstange" "Sie scheitern an der Kletterstange": Warum Kinder in Sachsen-Anhalt nicht mehr so fit sind

Halle (Saale) - Sie können kein Rad mehr schlagen, scheitern an der Kletterstange und machen nach wenigen Metern auf der Laufbahn schlapp: Vor allem Pädagogen beobachten, dass die sportlichen Leistungen bei etlichen Kindern im Land abnehmen.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von einem veränderten Medienverhalten bis hin zum Unterrichtsausfall, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Doch Schwarz-Weiß-Malerei ist es laut Fachleuten ungerecht.
„In einigen Kitas dürfen die Kinder nicht einmal mehr auf einen Baum klettern“
Die Probleme würden schon im Kindergarten beginnen. „In einigen Kitas dürfen die Kinder nicht einmal mehr auf einen Baum klettern“, sagte ein Sprecher der Sportjugend im Landessportbund Sachsen-Anhalt, Christian Schild, in Halle.
Die Leitungen fürchteten eine höhere Verletzungsgefahr bei den Kleinen - und damit Probleme seitens Unfallkasse und Eltern. Zudem seien Erzieher teilweise unzureichend ausgebildet oder es gebe einfach keine geeigneten Sporträume.
Kinder und Fitness: Statt Purzelbaum und Rumtoben im Freien heiße es oft PC und Smartphone
In der Schule geht das Problem weiter. Sportunterricht falle oft aus, so Schild. Zudem habe sich das Medienverhalten der Kleinen geändert, sagte der Sprecher der Lehrergewerkschaft GEW Sachsen-Anhalt, Alexander Pistorius.
Statt Purzelbaum und Rumtoben im Freien heiße es oft PC und Smartphone. Außerdem nehme das Vertrauen einiger Eltern ab, vermutete der Sprecher. Sie würden ihre Kinder morgens lieber mit dem Auto in die Schule fahren, statt sie allein zu Fuß auf den Schulweg zu schicken. Schon dadurch sinke die Bewegung.
Doch das Problem betrifft nicht alle Heranwachsenden gleichermaßen. „Wir haben Kinder und Jugendliche, die sich durchaus noch bewegen“, betonte Schild. Sie seien in Vereinen aktiv, würden von ihren Familien unterstützt und gute Leistungen etwa bei Wettbewerben erzielen.
Motorische Defizite bei Einschulungstests in Sachsen-Anhalt festgestellt
Auch bei den Einschulungstests im Land konnten laut Landesamt für Verbraucherschutz in den vergangenen Jahren keine starke Zunahme der motorischen Defizite feststellen lassen.
Wichtig ist den Vertretern zufolge letztlich den Sport zu fördern. Lehrer würden mehr Zeit in die Vorbereitung des Sportunterrichts investieren, um auch für unsportlichere Schüler motivierende Ziele zu stecken, sagte Pistorius. Der Sportbund habe Angebote - teils kostenlose - für Kinder aller sozialer Schichten, so Schild.
Nach Verbandsangaben gibt es beispielsweise mobile Sport- und Spielprojekte. Bei Vereinsfesten oder Aktionstagen kommen Hüpfburgen, aufbaubare Halfpipes oder Riesenmikado-Spiele zum Einsatz. (dpa)