Schulessen ist gesünder geworden Schulessen ist gesünder geworden: Doch Preise bremsen weitere Verbesserung

Magdeburg - Spirelli-Nudeln mit Tomatensoße und dazu ein paniertes Jägerschnitzel: Ist lecker, schnell gemacht und schmeckt jedem. Vor allem Kindern und Jugendlichen. Und der Klassiker der Schulspeisung bringt es auf den Punkt: Nirgendwo in Deutschland können Kita-Kinder und Schüler so günstig essen wie in Sachsen-Anhalt.
Ein Mittagessen kostet in den sachsen-anhaltischen Kindertagesstätten im Durchschnitt 2,22 Euro, in den Schul-Mensen müssen die Schüler - oder ihre Eltern - durchschnittlich 2,52 Euro für eine warme Mahlzeit ausgeben. Der bundesweite Schnitt liegt bei 2,42 Euro in der Kita, 2,70 Euro in der Grundschule und 2,95 Euro in der Sekundarschule.
Die Zahlen, die am Montag in Magdeburg vorgestellt wurden, sind ein Ergebnis einer von der Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt (LVG) im Jahr 2016 landesweit durchgeführten Befragung unter 444 Kitas und 351 Schulen. Geleitet wurde die Umfrage von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Sachsen-Anhalt, die an die LVG angegliedert ist.
Flächendeckende Versorgung in Sachsen-Anhalt
Seit 2008 seien die Durchschnittspreise für ein Mittagessen zwar gestiegen, bewegen sich aber noch immer knapp zehn Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt, erklärte LVG- Projektleiterin Melanie Kahl.
Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hob ein positives Ergebnis der Befragung besonders hervor: „Wir haben in unserem Land eine sehr gute Versorgungsstruktur - flächendeckend wird Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen eine Mittagsverpflegung angeboten“.
Allerdings sei bei der Umfrage deutlich geworden, dass die Verpflegungsangebote noch immer deutlich unter dem für eine gesunde Ernährung nach wissenschaftlichen Empfehlungen nötigen Niveau liegen. „In den Schul-Kantinen gibt es noch immer zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse, außerdem gibt es relativ lange Warmhaltephasen der Speisen“, kritisierte Gesundheitsministerin Grimm-Benne.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat mit ihrem Aufsatz „DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“ die Richtlinien herausgegeben. Würden diese umgesetzt, müsste ein Kita-Essen zwischen 3,09 Euro und 5,87 Euro, ein Schul-Essen zwischen 3,14 Euro und 4,25 Euro in Sachsen-Anhalt kosten.
Fleisch kommt laut der Umfrage überproportional oft auf die Teller der Kinder und Jugendlichen. Laut DGE dürfte es nur an acht von 20 Tagen serviert werden - tatsächlich gibt es an fast jedem zweiten Tag Fleisch oder Wurst. Noch immer gelte Fleisch - vor allem bei Eltern - als ein Gütekriterium für eine gute Mahlzeit. Das sei aber falsch, sagte Martina Kolbe, LVG-Geschäftsführerin. Vielmehr sei es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen viel Obst und Gemüse auf ihren Tellern finden. Innerhalb einer Woche soll es laut DEG fünfmal Gemüse geben, was in Sachsen- Anhalt überwiegend eingehalten wird.
Nur selten Vollkornprodukte auf dem Speiseplan
Vollkornprodukte kommen auf den Speiseplänen der Kitas und Schulen nur sehr selten vor. Die Quote liegt bei zwölf Prozent. Unter jeweils 50 Prozent liegen die Quoten bei Obst und Seefisch. Allesamt Produkte, die für den Caterer kostspielig sind und sein Angebot entsprechend verteuern würden.
Um sein Angebot an die jeweiligen Kitas und Schulen verkaufen zu können, muss ein Caterer im Wettbewerb gegen Konkurrenten bestehen und den günstigsten Preis aufrufen. Die sachsen-anhaltischen Kitas greifen zu 89,9 Prozent auf die Angebote von Catering-Diensten zurück sowie 89,5 Prozent der Schulen. Andere Einrichtungen verwenden unter anderem Tiefkühlsysteme.
Die Caterer hätten nach Angaben der LVG aber auch Probleme, gesunde Produkte zu verkaufen. „Vollkornnudeln sind bräunlich, kocht man sie, verfärben sie sich ins Hellgraue“, erklärte Melanie Kahl. Wenn Kinder Vollkornnudeln nicht schon von zu Hause aus kennen, identifizieren sie die Teigwaren als unnormal und wollen sie nicht essen. Oftmals würden auch die Erzieher nicht Bescheid wissen und beim Caterer nachfragen, ob mit den Nudeln alles stimme.
Kommunikation zwischen Caterer und Einrichtun gewünscht
Daher sei es wichtig, dass es eine bessere Kommunikation zwischen Caterer und Einrichtung geben würde, erklärte Melanie Kahl. Aber auch die Eltern seien in der Pflicht, ihre Kinder an gesunde Nahrungsmittel heranzuführen.
Man müsse frühzeitig die Grundlagen für eine gesunde Ernährung legen, forderte Gesundheitsministerin Grimm-Benne.
Daher müsse das Thema „gesunde Ernährung“ einen noch größeren Raum im Unterricht erhalten. Letztlich liegt es aber an den Eltern, welcher Caterer zum Zuge kommt. Denn sie vergeben die Aufträge für die Schulspeisung - auf diese hat die Politik keinen Einfluss. (mz)