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Hauptsache billig Schulessen in Sachsen-Anhalt: Niedriger Preis, schlechte Qualität?

25.09.2016, 15:36
Eine Köchin holt frittieren Fisch aus einem Backautomaten in der Großküche.
Eine Köchin holt frittieren Fisch aus einem Backautomaten in der Großküche. dpa-Zentralbild

Alexandra Krotki zeigt das stählerne Herz ihrer Firma: Aus riesigen Metallkesseln dampft es, weiß gekleidete Mitarbeiter rühren mit XXL-Küchengeräten in Bulgur, Rotkohl oder Zitronenpudding in einem badewannengroßen Gefäß.

Hier wird Schulessen für 42 Schulen und 94 Kitas in und um Magdeburg zubereitet, einige Essen gehen aus der Großküche knapp vor der Autobahn 2 sogar bis über die niedersächsische Landesgrenze.

Krotki hat das Unternehmen Alexmenü 1990 gegründet. Sie kennt seit Jahrzehnten die Diskussionen rund um das Schulessen, um Preise, gesunde Ernährung und den Kampf in einer harten Branche.

Schulessen in Sachsen-Anhalt: Verpflegung der Schüler  soll wenig kosten

„Wir haben hier eine sehr niedrige Preisakzeptanz“, sagt Krotki mit Blick auf Sachsen-Anhalt. Die Geschäftsführerin des 140 Mitarbeiter zählenden Unternehmens weiß: „Die Leute haben immer noch die 55 Pfennig aus der Schulspeisung ihrer Kindheit im Kopf.“

Wie viel ein Essen bei ihr kostet, möchte sie nicht sagen - weil viele Menschen nicht wüssten, was an Logistik, bis zur Essensausgabekraft und Entsorgung der Reste dahinterstehe.

Sie weiß zugleich: „Wir haben Eltern, die wissen, dass Essen mehr kosten muss, dann solche, die es sich nicht leisten können oder wollen und wieder andere, denen das egal ist. Das ist für uns immer ein Spagat und dazu stehen wir noch im Wettbewerb.“

Mit Preisen kennt sich Melanie Kahl von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung in Sachsen-Anhalt bestens aus. „Sie sind der Dreh- und Angelpunkt beim ganzen Thema.“ Eine bundesweite Erhebung habe zuletzt gezeigt: Mit durchschnittlich 2,20 Euro pro Schulessen ist Sachsen-Anhalt Schlusslicht. Bundesweit liege der Schnitt bei 2,94 Euro.

Bei den Tagen der Schulverpflegung in der kommenden Woche solle für mehr Bewusstsein für gesunde Ernährung geworben werden, sagt Kahl. Alexmenü bezeichnet sie als transparentes Unternehmen, das nah dran sei am Thema.

Firmenchefin Krotki sieht eine große Entwicklung, insbesondere innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Während früher möglichst viel Fleisch auf den Tellern liegen sollte, sei der Fleischeinsatz nun deutlich zurückgegangen. Alexmenü hat pro Tag vier Essen zur Auswahl - Eltern oder Kita-Erzieher können vorab auswählen. Täglich ist mindestens ein fleischloses Gericht dabei - somit immer auch etwas für Vegetarier oder Muslime. Maskottchen Hopsi zeigt über einen Pfad im Essensplan, wie die gesunde, ausgewogene Ernährung aussieht. Krotki betont: „Wir empfehlen, wir schreiben nicht vor.“

Entsprechen Speisepläne beim Schulessen den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung?

Melanie Kahl von der Vernetzungsstelle sieht mit Blick auf den Markt des Schulessens Fortschritte, aber nicht ausreichend. „Wir sind noch lange nicht am Ziel angekommen, aber wir merken, dass sich etwas tut.“ Zunehmend entsprächen Speisepläne den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Zwischen den Geschmacksvorlieben der Menschen und den wissenschaftlichen Empfehlungen gebe es allerdings nach wie vor eine deutliche Kluft. Gerade hierzulande sei Fleisch noch stark gefragt.

Da sind auch die Kunden von Krotki berechenbar: „Wenn es Schnitzel gibt, dann wird das genommen, genauso wie Nudeln mit Tomatensoße oder Milchreis.“ Aber auch die Suppen gingen gut, sagt Krotki und sieht den Grund in den elterlichen Küchen: „Die werden da kaum noch gekocht.“

Was geht gar nicht? Die vegetarische Schmorwurst, die hätten alle nur einmal probiert. Die Wurst hatte nur eine kurze Verweildauer im Menüplan. (mz)