Bundesweite Studie Sachsen-Anhalt: Belastung durch Schadstoffe im deutschlandweiten Vergleich

Halle (Saale) - Radon in der Luft, Nitrat im Grundwasser, versauerter Boden: Im Süden Sachsen-Anhalts lebt es sich nur „mäßig“ gesund. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Studie der Bausparkasse Mainz, die Regionen nach ihrer Gesundheitsfreundlichkeit einordnet. Die Messungen machten unter anderem das Umweltbundesamt, das Bundesamt für Strahlenschutz und das Robert-Koch-Institut.
Intensive Landwirtschaft ist oft die Ursache
„Viele Werte sind durch intensive landwirtschaftliche Nutzung so schlecht“, sagt die Toxikologin Heidi Foth von der Uni Halle. Beim Düngen versickern die Stoffe im Boden und gelangen ins Grundwasser. Der Nitratgehalt ist in Halle, Eisleben, Köthen, Bernburg, Naumburg und Sangerhausen zu hoch und übersteigt den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.
Quellen, Erläuterungen und Auswertungsverfahren zu den Gesundheitswerten in der folgenden Grafik finden Sie hier (.pdf).
Deshalb müsse das Trinkwasser „aufwendig gereinigt und verdünnt werden“, erklärt Foth. „Zu viel Nitrat ist vor allem für Säuglinge gefährlich“, sagt Foth. Nitrat, das im Körper zu Nitrit umgewandelt werden kann, führt dazu, dass das Blut anstelle von lebenswichtigem Sauerstoff Stickstoffmoleküle bindet.
Radonkonzentration kann nicht beeinflusst werden
Auch Bodenversauerung - wenn der ph-Wert der Erde in den sauren Bereich absinkt - ist laut Foth oft eine Folge der Landwirtschaft, wenn Schwefel und Stickstoffe durch Dünger in den Boden gelangen.
Worauf die Menschen keinen Einfluss haben, ist die Radonkonzentration. „Die Ursache sind Gesteinsschichten, die den Stoff in die Luft abgeben“, sagt Foth. Rund um Naumburg im Burgenlandkreis und Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) liegt der Wert über 100 Kilobequerel pro Kubikmeter. In Halle und im Saalekreis erreicht er 40 bis 100 Kilobequerel. Laut Bundesamt für Strahlenschutz steigt pro 100 Kilobequerel Radon in der Luft das Risiko einer Lungenkrebserkrankung um zehn Prozent. Die Gefahr geht weniger vom Radon selbst als von seinen kurzlebigen radioaktiven Zerfallsprodukten aus. Erst die dabei entstehende Strahlung schädigt die Zellen.
Lichtverschmutzung ist für Tiere ein Problem
Weniger für Menschen als für Tiere ist Lichtverschmutzung ein Problem. Anders als im dünner besiedelten Norden Sachsen-Anhalts ist sie im Süden des Landes sehr hoch. Die Aufhellung des Nachthimmels durch Lichtquellen wie Straßenlaternen, Leuchtreklamen oder angestrahlte Gebäude wirkt schlecht auf den Biorhythmus des Menschen. „Wir können aber die Jalousien runter machen oder uns eine Schlafmaske aufziehen“, sagt Umweltschutzexpertin Foth. Nachtaktive Tiere aber hätten bei zu viel Licht Schwierigkeiten, sich an Mond und Sternen zu orientieren.
Bei Feinstaub und Stickstoffdioxiden, die mit Abgasen von Verkehr und Industrie entstehen, sieht es besser aus. Grundsätzlich sind die Werte auf dem Land niedriger als in Städten. Sie liegen allerdings höher, als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. „Da müssen wir uns an die eigenen Nase fassen“, sagt Foth. Wer auf das Auto und vor allem Diesel verzichte, könne zu Verbesserung der Luftqualität beitragen. (mz)