Rechte bedrohten ihn wegen Flüchtlingen Rechte bedrohten ihn wegen Flüchtlingen: Preis für Tröglitz' Ex-Bürgermeister Nierth

Tröglitz - Für Markus und Susanna Nierth ist auch drei Jahre danach noch nichts gut. „Wir fragen uns gerade (ganz aktiv) wieder einmal, ist es vielleicht doch für uns an der Zeit, zu gehen“, schrieb die Ehefrau des ehemaligen Bürgermeisters von Tröglitz (Burgenlandkreis) vor kurzem in einem Brief an die Wochenzeitung „Die Zeit“.
Das Ehepaar war im März 2015 bundesweit bekannt geworden, als Markus Nierth zurücktrat, weil Asyl-Gegner, angeführt von der NPD, vor seinem Haus aufmarschieren wollten.
Nierths warben früh für die Aufnahme von Flüchtlingen in dem 2.700-Einwohner-Ort, bis heute setzen sie sich für Migranten ein. Im Dorf werden sie dafür angefeindet. „Seit 2015 verstehe ich meine Nachbarn kaum noch“, schrieb Susanna Nierth in ihrem Brief.
Nun würdigt das vom Bund gegründete „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ das Eintreten der Nierths für Flüchtlinge: Am kommenden Mittwoch soll das Ehepaar in Berlin neben anderen als „Botschafter für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet werden.
Alljährlich am 23. Mai, dem Tag des Grundgesetzes, geht dieser Preis an bis zu fünf Einzelpersonen oder Initiativen, die sich, so heißt es beim Bündnis, „in besonders herausragender und nachhaltiger Art und Weise um die Demokratie und um mehr Toleranz in Deutschland verdient gemacht haben“. Zuerst hatte der „Tagesspiegel“ über die Würdigung berichtet.
Der sächsische Bundestagsabgeordnete Marian Wendt (CDU), der im Beirat des Demokratie-Bündnisses sitzt, hatte Nierths für die Auszeichnung vorgeschlagen. „Mich hat beeindruckt, wie die beiden sich gegen Rechtsextremismus und Populismus engagieren, ohne damit das pauschale Urteil zu verbinden, dass im Osten alle rechts seien“, sagte Wendt der MZ.
Vielmehr zeigten sie Verständnis für die Erfahrungen und Nöte von Menschen, die nach dem politischen Umbruch 1989 Brüche erlebt hätten. „Das zeichnet sie als Demokratie-Botschafter aus.“
Nierths selbst wollten sich vor der Preisvergabe in der kommenden Woche nicht äußern. Im vergangenen Jahr hatte das Paar für sein Engagement bereits den von 16 deutschen Lutherstädten vergebenen Preis „Das unerschrockene Wort“ erhalten. Bei dieser Gelegenheit hatte Wendt die beiden kennen gelernt.
Bereits ein Jahr nach dem Rücktritt vom Bürgermeister-Ehrenamt hatten Nierths darüber nachgedacht, Tröglitz zu verlassen. Der Familienrat hatte schließlich dagegen entschieden.
Seinen Rücktritt hatte Markus Nierth als Weckruf verstanden. In einem Interview mit der MZ bejahte er im März 2016 die Frage, ob er wieder so handeln würde, um die Öffentlichkeit aufzurütteln: „Es war damals dran, etwas gegen rechte Hetze zu sagen und öffentlich zu machen, was passiert ist.“
Neben dem Ehepaar Nierth gibt es noch eine weitere Preisträgerin aus Ostdeutschland: Die Bloggerin Annalena Schmidt engagiert sich im ostsächsischen Bautzen gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass. (mz)