ÖPNV-Verhandlungen gescheitert: Verdi-Streik von Bus und Bahn noch mit Auswirkungen auf Montag
Die dritte Verhandlungsrunde im Nahverkehr ist gescheitert. Verdi kündigte einen 96-Stunden-Streik von Donnerstag bis Sonntag an, mit Auswirkungen noch auf den Montag. Betroffen sind Halle, Magdeburg, Dessau-Roßlau und der Burgenlandkreis.
Halle/MZ. - Die Gewerkschaft Verdi bestreikt seit Donnerstag in einem 96-stündigen Streik den ÖPNV. „Wir werden die Lage eskalieren lassen“, sagte Gewerkschaftssekretär Johannes Mielke der MZ. Die Arbeitsniederlegung startete mit Schichtbeginn. In Halle war das 2 Uhr. Neben der Saalestadt sind noch die Busse und Bahnen in Magdeburg, Dessau-Roßlau sowie dem Burgenlandkreis betroffen. „Dort fährt dann nichts mehr“, so Mielke.
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ÖPNV-Streik: 550 Euro pro Monat mehr gefordert
Dem Streik vorausgegangen ist das Scheitern der dritten Verhandlungsrunde am Mittwoch. Das Angebot der Arbeitgeber bezeichnete Verdi-Sekretär Mielke als „völlig unzureichend“. Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) habe zwar ein verbessertes Angebot angekündigt, dieses Versprechen jedoch nicht gehalten.
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„Was uns am Mittwoch vorgelegt wurde, waren etwa drei Prozent mehr im Vergleich zum Angebot davor“, so Mielke. Der KAV habe im Verlauf der Verhandlungen zwar noch etwas nachgebessert. „Aber auch das war noch weit entfernt von dem, was wir uns vorstellen.“
Verhandlungen gescheitert: Verdi ruft zum ÖPNV-Streik auf
Verdi will nun die eigenen Mitglieder innerhalb der kommenden zwei Wochen in einer Urabstimmung entscheiden lassen, ob es unbefristete Streiks geben soll. Für weitere Angebote der Arbeitgeber sei man zwar offen, an der Urabstimmung werde das aber erst einmal nichts ändern.
Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen unter anderem eine Erhöhung der Tabellenentgelte von 550 Euro pro Monat sowie die Einführung von Zeitzuschlägen bei der Arbeit an Samstagen und höhere Zulagen bei Schicht- und Wechselschichtarbeit.
Arbeitgeberverband reagiert entrüstet auf neuen Verdi-Streik bei Bus und Bahn
Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) reagierte mit "völligem Unverständnis und Entrüstung" auf die Streik-Ankündigung durch Verdi. Man habe ein stark verbessertes Angebot abgegeben, spricht von einer Gehaltssteigerung um bis zu 12,5 Prozent.
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Entsprechend fordere man die Gewerkschaft auf, "die Verhältnismäßigkeit zu wahren, Streiks zu unterlassen und gemeinsam am Verhandlungstisch Lösungen zu erarbeiten“, so Diana Häseler-Wallwitz, Verbandsgeschäftsführerin des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Sachsen-Anhalt.
Magdeburger MVB lahmgelegt: Kein Notfahrplan möglich
In Magdeburg wird es von Donnerstag bis Sonntag keinen regulären Straßenbahn- und Busverkehr der MVB geben. Einen Notfahrplan, um Kliniken und Krankenhäuser der Landeshauptstadt für Fahrgäste erreichbar zu machen, habe Verdi abgelehnt, teilten die MVB mit.
Zumindest Regionalbahnen, S-Bahnen und Regionalbusse von marego im Magdeburger Stadtgebiet seien vom Streik nicht betroffen.
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Zudem werde der Streik auch noch am Montag Auswirkungen auf den Fahrplan der Magdeburger Verkehrsbetriebe haben. Grund dafür sei die Bestreikung der Werkstätten für volle vier Tage.
"Fahrgäste müssen sich auf vereinzelte Fahrtausfälle einstellen", heißt es in einer Pressemitteilung. So könnten gesetzlich vorgesehene Kontrollen und Revisionen der Straßenbahnen erst wieder am Montag ab 0 Uhr vorgenommen werden.
"Die MVB geht davon aus, dass der Großteil der Straßenbahnflotte zum Beginn des Berufsverkehrs einsatzbereit sein wird. Allerdings werden in der Prognose circa acht Fahrzeuge nicht bis zur letzten planmäßigen Ausfahrt aus dem Betriebshof um 6 Uhr morgens fertig sein, sodass diese dann im Betrieb fehlen werden", heißt es weiter. Gegen 10 Uhr sollen dann alle Bahnen wieder rollen.
Die ausfallenden Fahrten sollen in der elektronischen Fahrplanauskunft (zum Beispiel die MVB-Website und die Smartphone-App Insa) gekennzeichnet werden.
Stadtwerke Halle äußern sich zum ÖPNV-Streik
Auch die Stadtwerke Halle, deren Tochterunternehmen die Hallesche Verkehrs AG ist, äußerten sich zu den ab Donnerstag geplanten Streiks.
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"Jetzt kündigte ver.di sofortige Streiks ohne Vorankündigung ab morgen bis einschließlich Sonntag an: Von Donnerstag, 21. März, 2.30 Uhr, bis Montag, 25. März, 1.30 Uhr, wird die Havag in Halle bestreikt. Es wird deshalb von Donnerstag ab Betriebsbeginn bis Montagfrüh zu erheblichen Einschränkungen im Linienangebot von Bussen und Bahnen einschließlich „movemix_shuttle“ kommen", teilt die Havag mit.
Havag: Alle Bahn-Linien in Halle vom Streik betroffen
Es seit davon auszugehen, dass alle Linien betroffen sein werden. Dies habe Auswirkungen auf den Berufsverkehr und den Schülerverkehr. Eltern wird geraten, sich um eine alternative Beförderung ihrer Kinder zur Schule zu bemühen.
"Um die Beeinträchtigungen für unsere Fahrgäste so gering wie möglich zu halten, informieren wir in Kürze zentral auf unserer Website www.havag.com. Die Verkehrsbetriebe sind bemüht, den Linienbetrieb so schnell wie möglich wiederaufzunehmen."
Alternativ könnten Fahrgäste die OBS-Buslinien sowie die örtlichen S-Bahnlinien nutzen, die nicht vom Streik betroffen sind. Die Havag-Service-Center Rolltreppe sowie Neustadt sind an den Streiktagen geschlossen.
Verdi streikt in Dessau-Roßlau - DVG rechnet nicht damit, dass Busse oder Straßenbahnen fahren
Auch in Dessau-Roßlau sollen von Donnerstag bis Sonntag Busse und Straßenbahnen stillstehen.
„Es ist davon auszugehen, dass alle Linien einschließlich Nachtverkehr betroffen sein werden. Dies hat Auswirkungen auf den Berufsverkehr und den Schülerverkehr. Eltern wird geraten, sich um eine alternative Beförderung ihrer Kinder zur Schule zu bemühen“, erklärte die DVG am Mittwoch auf ihrer Facebookseite. Man sei bemüht, den Linienbetrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen. Allerdings dann erst ab Montag, 25. März.
Keine PVG-Busse im Burgenlandkreis
Vom Streik betroffen ist auch der Nahverkehr im Burgenlandkreis. Vom Donnerstagmorgen bis zum Sonntagabend wird keine Buslinie der PVG bedient.
"Eine Einigung ist derzeit leider nicht in Sicht. Ich bin ehrlich: So etwas habe ich in meiner langen Berufserfahrung noch nicht erlebt“, sagte PVG-Geschäftsführer Lutz Däumler.