Langzeitfolgen nach Covid Neue Corona-Studie in Sachsen-Anhalt - Frauen öfter von Longcovid betroffen als Männer
Körperliche Schwäche, Dauerhusten, keine Konzentration: Laut einer AOK-Studie leiden Tausende Sachsen-Anhalter an Covid-Langzeitsymptomen. Oft folgen lange Krankschreibungen: Was Mediziner über Therapie- und Heilungschancen sagen.
Magdeburg/MZ - Fast 4.000 Sachsen-Anhalter haben seit Ausbruch der Corona-Pandemie an Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung gelitten. Das geht aus einer neuen Studie der AOK-Krankenkasse hervor, die am Freitag veröffentlich wurde. Die Patienten klagten über Langzeitfolgen wie Longcovid, Postcovid oder das chronische Fatigue-Syndrom (CFS). In allen Fällen folgten deshalb ärztliche Krankschreibungen – die Mediziner schätzten die Beschwerden also als ernstzunehmend ein.
Für die Studie wertete die AOK Gesundheitsdaten von 56.000 erwerbstätigen Versicherten aus, die seit 2020 mindestens einmal an Covid erkrankten. Allerdings: Laut Studie wurden zudem AOK-Versicherte mit Postcovid diagnostiziert, die während ihrer zugrundeliegenden Corona-Infektion nicht in ärztlicher Behandlung waren.
Longcovid-Krankschreibungen nehmen ab, doch Betroffene leiden teils Jahre
All diese Langzeitphänomene beschreiben spürbare Folgen, die Patienten auch nach akuten Covid-Krankheitsphasen noch quälen. Als Longcovid bezeichnen Ärzte Symptome, die länger als vier Wochen nach der Corona-Infektion auftreten. Es kann sich um Husten, Atemnot, körperliche Schwäche und Konzentrationsschwierigkeiten handeln.
Kommentar zur Thema: Longcovid-Patienten nicht vergessen
Postcovid beschreibt einen noch längeren Zeitraum von mehr als drei Monaten, in dem Leiden für Patienten auftreten, die nur durch eine frühere Covid-Erkrankung erklärbar sind. Das chronische Fatigue-Syndrom beschreibt indes eine ungewöhnlich schnelle körperliche und geistige Erschöpfung – eine typische Corona-Nachwirkung vieler Patienten.
„Die Analyse zeigt aber auch, dass zuletzt deutlich weniger Menschen wegen Post-Covid, Long-Covid oder CFS krankgeschrieben waren als in den Jahren 2021 und 2022“, erklärte Rene Bethke, Experte der AOK Sachsen-Anhalt. So lag der höchste Monatswert im Jahr 2023 im Januar bei 280 Betroffenen auf 100.000 AOK-Versicherte. Im Vorjahr hatte der Topwert noch bei 590 Krankschreibungen auf 100.000 Versicherte wegen Covid-Langzeitfolgen gelegen.
Mediziner: Forschung an Postcovid kann Patienten Hoffnung machen
Mediziner nehmen diese Nachwirkungen der Pandemie überaus ernst – und sehen Defizite in der Behandlung. „Die Betroffenen sind bislang überwiegend nicht gut, bis gar nicht versorgt“, hatte Carmen Scheibenbogen, Professorin an der Berliner Charité jüngst beklagt. Viele Schwerkranke seien Pflegefälle. Oft gebe es auch nach vielen Monaten des Leidens keine Besserung. „Das zeigen auch unsere Studien“, so Scheibenbogen.
Der hallesche Mediziner Kai Wohlfarth sagte der MZ indes, dass intensiv an Ursachen und Therapiemöglichkeiten für Postcovid geforscht werde. „Das wird eine der bestuntersuchten Infektionserkranken sein, die wie je hatten“, so der Experte. „Man kann Patienten Hoffnung machen.“ Therapien würden künftig zielgenauer möglich sein. Allerdings sei das ein längerer Prozess, da Covid-Langzeitfolgen vielfältig seien: bis hin zu Herz-, Lungen- und Hautproblemen. „Wir gehen davon aus, dass zehn bis 30 Prozent der Covid-Patienten Langzeitprobleme entwickeln“, sagte er.
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Die AOK-Studie zeigt nun, dass Frauen offenkundig häufiger von den Covid-Spätfolgen betroffen sind. So seien in den Jahren 2020 bis 2023 unter Sachsen-Anhalterinnen 1.025 Longcovid-Erkrankte auf 100.000 Versicherte registriert worden. Unter den Männern seien es mit 589 Erkrankten auf 100.000 Mitglieder nur knapp halb so viele, so die Krankenkasse. Vergleichbare Befunde gebe es bei Postcovid und dem chronischen Fatigue-Syndrom. „Ein Grund dafür könnte sein, dass der Frauenanteil in den Berufen, die am häufigsten von Krankschreibungen aufgrund von Covid betroffen sind, besonders hoch ist“, erklärte Bethke.
Frauen sind häufiger von Postcovid betroffen als Männer
Betroffen seien etwa Sozial- und Gesundheitsberufe oder die Kindererziehung. „Als Folge waren auch mehr Frauen von akuten Covid-Erkrankungen betroffen, die zu Spätfolgen führen können“, erklärte Bethke mit Blick auf die neuen Studienergebnisse.
Mediziner gehen davon aus, dass viele Corona-Langzeitfolgen gar nicht medizinisch erfasst sind. So sehen es auch die AOK-Experten: Nicht jeder, der im Alltag an Spätfolgen leide, lasse sich zwangsläufig krankschreiben. Wenn doch, seien längere Ausfallzeiten allerdings wahrscheinlich. Laut AOK-Daten liegt die Dauer je Krankschreibung in Longcovid-Fällen in Sachsen-Anhalt im Durchschnitt bei 38,8 Tagen. Bei Postcovid-Erkrankungen waren es 30,9 Tage je Fall, in Fällen des chronischen Fatigue-Syndroms 34,9 Tage. Zum Vergleich: Üblicherweise waren Sachsen-Anhalter 2022 im Schnitt 12,9 Tage krankgeschrieben, wenn sie einen gelben Schein vom Arzt erhielten.