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Grund der Bluttat weiter unklar Nach Messer-Attacke von Wolmirstedt: Polizei in Sachsen-Anhalt erhöht Präsenz bei EM-Festen

Ein Afghane erstach am Freitag einen Landsmann in Wolmirstedt, verletzte Gäste einer Fußball-Party schwer und ging auf Polizisten los. Jetzt erhöht Sachsen-Anhalts Polizei landesweit die Präsenz auf EM-Festen - auch Messerkontrollen werden verschärft.

Von Jan Schumann Aktualisiert: 17.06.2024, 07:28
Auf einer Pressekonferenz in Magdeburg nannten Polizei und Innenministerium am Sonntag Details zur Bluttat von Wolmirstedt.
Auf einer Pressekonferenz in Magdeburg nannten Polizei und Innenministerium am Sonntag Details zur Bluttat von Wolmirstedt. (Foto: Thomas Schulz/dpa)

Magdeburg/MZ - Nach dem Mord an einem 23-jährigen Afghanen und dem anschließenden Messerangriff auf eine private EM-Fußballparty in Wolmirstedt (Börde) am Freitagabend erhöht Sachsen-Anhalt die Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit. Das kündigte Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) an.

Zudem laufen die Ermittlungen zum Hintergrund der Bluttat auf Hochtouren. Um den Amoklauf des 27-jährigen Messerangreifers aus Afghanistan zu rekonstruieren, befragten Polizisten am Wochenende zahlreiche Anwohner und Zeugen an den Tatorten, ein Fährtenspürhund lief die Route des Täters ab. Polizisten hatten den 27-Jährigen am Freitag erschossen: Er soll auch die Beamten angegriffen haben.

Lesen Sie dazu: Polizisten erschießen Messer-Angreifer in Wolmirstedt - er erstach zuvor einen Mann

Das Motiv der Gewalttat sei unklar, sagte Andreas Krautwald, Direktor der Polizeiinspektion Stendal, am Sonntag. Es gebe „keine Hinweise“ auf ein extremistisches Motiv. Gegen den Afghanen sei ein Verfahren wegen mutmaßlich unerlaubter Einreise anhängig gewesen, er war 2022 nach Deutschland gekommen. Darüber hinaus galt er Behörden als unauffällig.

Grund für Mord an 23-jährigem Afghanen ist unklar

Laut bisherigen Ermittlungen erstach der 27-Jährige am Freitagabend zunächst einen Landsmann in einer Wohnung in Wolmirstedt. Der Grund dieser Auseinandersetzung ist laut Krautwald unklar. Ermittler glauben, dass sich die zwei Afghanen kannten. Während der Flucht des Messerangreifers durch Wolmirstedt habe eine Frau den Polizeinotruf kontaktiert: Laut Krautwald schilderte die Anruferin den Mann als „psychisch auffällig“. Er wirke wie unter Drogen, brülle vorbeifahrende Autos an. Zudem trage er ein langes Messer bei sich.

Lesen SIe auch: Angreifer war nicht wegen schwerer Vergehen bekannt

Laut Polizei gelangte der Afghane kurz nach 21 Uhr in den Garten eines nahe gelegenen Privatgrundstücks. Dort verletzte er drei Gäste einer EM-Party im Alter von 50, 56 und 75 Jahren mit Messerstichen. Ein Opfer ist noch in stationärer Behandlung. Als Polizisten am Tatort eintrafen, ging der Angreifer laut Ermittlern auch auf die Beamten los. Zwei Polizisten schossen auf den Mann, töteten ihn durch Treffer in Oberkörper und Kopf.

Innenministerin Zieschang fordert schärfere Messer-Kontrollen

Innenministerin Zieschang zeigte sich erschüttert: „Ich bin zutiefst entsetzt über den unberechenbaren und schrecklichen Angriff.“ Ihre Gedanken seien bei den Opfern und Beteiligten. Zieschang habe bereits alle Polizeiinspektionen im Land gebeten, die Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen zu erhöhen. „Dies gilt insbesondere für Veranstaltungen in Zusammenhang mit der Europameisterschaft“, so Zieschang. „Dabei sollen insbesondere auch Fußstreifen die Präsenz für die Bürgerinnen und Bürger sichtbar machen.“

Zudem solle die Polizei alle Möglichkeiten nutzen, „um das Mitführen von Messern in der Öffentlichkeit stärker zu kontrollieren“. In Waffenverbotszonen und an von der Polizei eingestuften „gefährlichen Orten“ werde es mehr anlasslose Kontrollen geben, kündigte Zieschang an.

Der Messerangriff auf die Gartenparty geschah während des Eröffnungsspiels der Fußball-EM. Vor dem Turnier hatten Sicherheitsbehörden vor einer erhöhten Gefährdungslage gewarnt. Die Tat in der Börde erinnert an einen Fall in Mannheim: Im Mai hatte ein Afghane und mutmaßlicher Islamist sechs Menschen mit einem Messer verletzt, ein Polizist starb.

Zahl der Messerstraftaten war in Sachsen-Anhalt zuletzt steigend

Der AfD-Politiker und Chef des Innenausschusses, Matthias Büttner, forderte im Fall Wolmirstedt zügig Aufklärung im Landtag. Zieschang sieht indes den Bund in der Pflicht, Abschiebungen gefährlicher Syrer und Afghanen in deren Heimat zu ermöglichen. Allein in Sachsen-Anhalt habe man eine zweistellige Anzahl von Personen auf dem Schirm, so Zieschang.

Seit Jahren nimmt die Zahl der registrierten Straftaten mit Messern zu, 2023 waren es 1.070 Fälle in Sachsen-Anhalt. Laut der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden wird die Mehrheit der Messerangriffe von Deutschen verübt.