Mathe-Abi zu schwer? Mathe-Abi zu schwer?: Schüler aus Sachsen-Anhalt schließen sich Online-Petition an

Magdeburg - Erneut gibt es massenhaft Beschwerden über Abituraufgaben im Fach Mathematik. In Sachsen-Anhalt schlossen sich bis zum Montagabend 400 Menschen einer Online-Petition an, in Bayern sogar 60.000. Die Lehrergewerkschaft GEW fordert eine Überprüfung in jenen Ländern, in denen sich eine große Zahl von Schülern überfordert fühlt. Gegebenenfalls müssten die Noten heraufgesetzt werden, sagte Bundesvorstandsmitglied Ilka Hoffmann.
Bereits im Vorjahr hatte es Kritik gegeben. Nach einer Untersuchung erklärte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) jedoch, die Aufgaben seien nicht zu schwer gewesen. Der Landesschülerrat Sachsen-Anhalt appelliert an das Bildungsministerium, auch den neuen Vorwürfen nachzugehen. „Wir brauchen eine professionelle und neutrale Überprüfung. Das dürfen nicht die Gleichen machen, die auch die Aufgaben ausgesucht haben“, sagte Landesschülerrats-Vorsitzender Niklas Steinhoff.
Kritik an Abi-Aufgaben - wurde der Stoff nicht überall behandelt?
Die Kritik richte sich vor allem gegen die Aufgaben auf erhöhtem Niveau. „Wir bekommen Rückmeldungen von Schülern, dass der abgefragte Stoff im Unterricht nicht behandelt wurde. Allerdings haben wir auch gegenteilige Aussagen bekommen“, sagte der 18-Jährige.
Die in Sachsen-Anhalt gestellten Aufgaben stammen aus einer gemeinsamen Sammlung der Kultusministerkonferenz. Allerdings ist nicht klar, ob Sachsen-Anhalt die gleichen Aufgaben ausgewählt hat wie Bayern. Zuständig für die Sammlung ist das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). „Wir haben dort nachgefragt, bekommen aber keine Antwort. Prüfungsaufgaben unterliegen einer hohen Geheimhaltung“, sagte der Sprecher des Magdeburger Bildungsministeriums, Stefan Thurmann.
Er sicherte zu, dass jedem Hinweis nachgegangen werde. Am Montag werteten die Mathelehrer aller Schulen den Ablauf der Prüfung aus, bis zu diesem Dienstag melden sie ihre Einschätzung nach Magdeburg.
Lehrer: Matheabi in Sachsen-Anhalt war sehr anspruchsvoll
Die Gymnasiallehrergewerkschaft Philologenverband weist Kritik im Grundsatz zurück, spricht aber von einem hohen Niveau. „Es ist ein anspruchsvolles Abi, teilweise ein sehr anspruchsvolles“, sagte Landesvorsitzender Thomas Gaube. Kritisch bewertet er eine Aufgabe aus dem Bereich Analysis auf einfachem Niveau. „Man kann sich fragen, ob diese Aufgabe wirklich deutlich unter dem erhöhten Niveau lag.“ Allerdings sei sämtlicher Stoff Teil des Lehrplans gewesen.
Im Vorjahr hatte Gaube selbst Kritik an einer Stochastik-Aufgabe geübt. „Die kam in diesem Jahr fast unverändert wieder. Es konnte also niemand überrascht sein“, sagte Gaube. Der Gewerkschaftschef hält die Kritik auch für ein Symptom fehlender Leistungsbereitschaft. „Intensives Lernen hat nicht mehr den Stellenwert wie früher. Es gibt immer mehr Lernbeeinträchtigungen. Eltern fragen als Erstes nach einem Nachteilsausgleich, statt nach mehr Anstrengung ihrer Kinder.“
KMK verteidigt Niveau der abiprüfungen
Auch die AfD forderte die Schüler auf, sich mehr zu bemühen. Bei Defiziten andere verantwortlich zu machen, gehöre „zu den Grundübeln unserer Zeit“, sagte der Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider. Die Landeszentrale für politische Bildung hingegen hält es für legitim, wenn sich Schüler über Prüfungen beschweren. „Die Petition ist ein wunderbares Grundrecht, die allen Menschen offensteht“, sagte Direktor Maik Reichel.
Die Kultusministerkonferenz verteidigte die Abiturprüfungen. Die Zugangsberechtigung für Hochschulen müsse „mit einem gewissen Anspruch und einem gewissen Schwierigkeitsgrad“ verbunden sein, sagte Generalsekretär Udo Michallik. (mz)