Lost Places in Sachsen-Anhalt Auf Spurensuche - Alte Gemäuer, leere Fabriken und imposante Baracken
Sachsen-Anhalt zeigt sich mit seinen zahlreichen Lost Places verwunschen, zerfallen und vergessen, aber trotzdem fotogen. Wir zeigen einige der schönsten Stätten im Land.
Halle/Magdeburg - Sie sind begehrt bei Hobbyfotografen und Abenteurern: Lost Places in Sachsen-Anhalt. Von dem rätselhaften Schleusenbau in Wüsteneutzsch, über die Böllberger Mühle am Saaleufer, bis hin zum größten Atomkraftwerk der DDR. Wir zeigen die geheimnisvollsten Orte in Sachsen-Anhalt.
Lost Place – Schleuse von Wüsteneutzsch
Die Schleuse von Wüsteneutzsch auf halben Weg zwischen Merseburg und Leipzig bleibt Sachsen-Anhalts unvollendeter Weg zum Meer. Die alten grauen Betonwände des ehemaligen Schleusenbaus sollten ursprünglich mitteldeutschlands Süden mit der Nordsee verbinden. Die wie ein Hochhaus in den Himmel ragende Schleusenruine steht immer noch stabil am Nordrand des Örtchens Wüsteneutzsch in der Nähe von Leuna. Die hohen Mauern, die einmal der Saale-Elster-Kanal werden sollten, stehen nun inmitten von Natur, umringt von Büschen und Bäumen.
Lesen Sie hier: Schleuse von Wüsteneutzsch bleibt Sachsens unvollendeter Weg zum Meer
Lost Place – Tabakfabrik Glauzig
Erst Zuckerraffinerie dann Tabakfabrik. Die große Backsteinburg in Glauzig bei Köthen wurde nach dem Krieg als Tabakfabrik umgenutzt, die sogar die DDR überstand. Doch heute steht der ehemalige Wirtschaftserfolg als rotes Backstein-Skelett leer.
Lesen Sie hier: Der zweite Tod der Backsteinburg in Glauzig
Lost Place - Ruine von Paul II Theißen
Vor 60 Jahren endete in Theißen an der B 91 zwischen Weißenfels und Zeitz die Untertageförderung im mitteldeutschen Braunkohlerevier. Die im Gebüsch versunkene Ruine von Paul II ist heute weitgehend vergessen. Der breite Turm ragt aus hüfthohen Wiesengräsern, Büschen und Gestrüpp rätselhaft in Landschaft. Er markiert den Ort, an dem der Braunkohleausstieg Mitteldeutschlands begonnen hat.
Lesen Sie hier: Vergessen im Niemandsland: Die unendlich lange Rettung der Paul II
Lost Place - Böllberger Mühle am Saaleufer Halle
Über tausend Jahre ist die Mühle der Hildebrandschen Mühlenwerke schon alt. Nach mehreren tragischen Großbränden ringen die erschöpften Ruinen um ihre Zukunft.
Das am Saaleufer in Halle stehende alte Gemäuer hielt schon für so manche Filmkulisse her und musste dafür kaum verändert werden. Die Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg steht dem Backsteinkoloss auf die Stirn geschrieben. Der 38 Meter hohe Wasserturm ist nur die Spitze des traurigen Trümmerbergs, der von Krieg, Brand und Zeit in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Lesen Sie hier: Was wird aus dem Backsteinkoloss Böllberger Mühle am Saaleufer?
Porzellanfabrik Lettin
Der Halberstädter Heinrich Baensch gründete 1858 die Porzellanfabrik am Ostrand von Lettin an der Landstraße zu Salzmünde. Das über 150 Jahre alte Bauwerk birgt eine schreckliche Vergangenheit. Im Dritten Reich waren hier weibliche Strafgefangene eingesperrt, die Zwangsarbeit für die Rüstung leisten mussten. Heute ist die Baracke fast vollständig von Pflanzen bewachsen und erinnert an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte.
Lesen Sie mehr: Die Blut-Baracke im Unterholz
Lost Place – Heidekaserne Dübener Heide
Nicht vergessen wurde das ehemalige NVA-Chemietruppen Arial am Rand der Dübener Heide. 40 Jahre von der NVA genutzt, wurde es später Kino-Star und Theaterbühne. In Bad Düben wird mit junger Energie schon fleißig gezimmert, geschraubt, gebaut und gemalt. Die alte Heidekaserne soll Funpark werden.
Lesen Sie hier: Filmkulissse statt NVA - Theater in der Kino-Kaserne
Lost Place - Atomkraftwerk Stendal
Seit Jahrzehnten von der Abrissbirne geplagt, steht das alte Kernkraftwerk Stendal mehr oder weniger standhaft an der Elbe bei Arneburg. Der in der DDR erbaute Dinosaurier sollte doppelt so groß wie das Kernkraftwerk in Greifswald werden und die Unabhängigkeit von der Braunkohle sein. Immer noch ragen die beeindrucken Überreste des ehemaligen DDR-Giganten mit 15 Metern in die Höhe.
Lesen Sie hier: Größtes Atom-Kraftwerk der DDR - Der Dinosaurier an der Elbe
Lost Place – DDR - Betriebsferienlager Friedrichsbrunn
Hungertreppe: So nannten die kleinen Feriengäste die steilansteigende Treppe zu den erfrischenden Durstlöschern zwischendurch. Zu DDR-Zeiten verbrachten hier im Harzort Friedrichsbrunn zehntausende Kinder ihre Schulferien. Heute steht das ehemalige Betriebsferienlager der Buna Werke leer, die Gruppenbaracken im Wald beugen sich der Last der Zeit und die berühmte Hungertreppe ist längst überwuchert.
Lesen Sie hier: Wie es im ehemaligen DDR-Betriebsferienlager der Buna-Werke heute aussieht
Lost Place – Hochhaus der Getreidewirtschaft Köthen
Wie eine Burg im Niemandsland ragt der ehemalige Großspeicher des VEB Getreidewirtschaft am Rande von Köthen in die Landschaft. Wo heute schulterhoch zotteliges Gestrüpp über bröckelige Mauern wächst, hat zuletzt ein Händler seine Spuren hinterlassen, der das Gebäude als Möbellager betrieb. Das Hochhaus ohne Fenster war einst, am Ende eines jeden Sommers Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Lesen Sie hier: Betonburg der Bauern - Der vergessene Turm in der Ernteschlacht
Lost Place - Bierdorf „Bonanza” Dessau
Hier wird das Tanzbein schon lange nicht mehr geschwungen. Es scheint als wäre die Zeit stehen geblieben und doch ist dieser Ort von Vergänglichkeit durchzogen. Als hätte sich niemand um diesen Ort geschert, gibt es hier im verlassenen Bierdorf in Dessau noch einiges zu entdecken. Der frühere Tanzclub „Bonanza” steht Jahre nach seiner Schließung mit überschwemmten Böden, alten Stofftieren und Bierresten wie ein Mahnmal für geplatzte Träume.
Lesen Sie hier: Verlassenes Bierdorf mit Geschichte - Der letzte Tanz liegt lange zurück
Lost Places – Grenzzaunüberreste Sorge im Harz
Die nahezu unüberwindliche Grenze zerschnitt schon vor dem Mauerbau das Land. Die meisten Zeugnisse der Teilung Deutschlands sind mittlerweile abgerissen, verschwunden und zum Teil vergessen. Letzte Reste der DDR-Westgrenze gibt es in Sorge im Harz zu sehen. Hart und voller schmerzhafter Erinnerungen durchschneiden die Überbleibsel die Luft. Der aus der Bundesrepublik gelieferte Streckmetallzaun für die Befestigung der DDR-Grenze führt heute vielerorts ein zweites Leben als Gartenzaun.
Lesen Sie hier: Damals unüberwindbar, heute fast unsichtbar: Spurensuche nach der Grenze im Westen
Lost Place – Alter Fliegerhorst bei Köthen
Hoch hinaus wollten die tollkühnen Männer in der ehemaligen Wiege der Luftfahrt von Sachsen-Anhalt.
Lesen Sie hier: Der Traum vom Fliegen liegt in Trümmern
Bei Köthen liegt zugemauert, verriegelt und bewuchert ein alter Fliegerhorst, der mit seinen Hallen, Häusern und Unterständen an die Luffahrtbegeisterung von vor hundert Jahren erinnert.