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Klinik-Krach um Millionen Klinik-Krach um Millionen: Aufsichtsrat unter Willingmann gegen Krankenhaus-Chef

Von Jan Schumann 21.05.2019, 19:45
Blick auf den Hintereingang zum Universitätsklinikum Magdeburg.
Blick auf den Hintereingang zum Universitätsklinikum Magdeburg. imago stock&people

Magdeburg - Der Streit um die stillgelegte Krebsstation an der Universitätsklinik in Magdeburg ist endgültig zum Politikum in Sachsen-Anhalts Landesregierung geworden. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) warf dem Klinikvorstand am Dienstag im Kern vor, mit der Stilllegung Unruhe unter Patienten zu schüren und die Landesregierung zur Bereitstellung zusätzlicher Landesgelder zu nötigen.

Grimm-Benne sagte, sie sei „ziemlich angefasst“, wenn man nicht davor zurückschrecke, „die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen“, um mehr Investitionsmittel und Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie nannte die Diskussion um Hygiene und Baumängel an der Uniklinik „grob fahrlässig“. Es sei ein Schaden entstanden.

Uniklinik Magdeburg: Hämatologie und Onkologie werden stillgelegt

Hintergrund ist die am Freitag bekannt gewordene Stilllegung der Hämatologie und Onkologie. Auf der Station werden Leukämiepatienten behandelt - aktuell ist ein Notbetrieb eingerichtet, viele Patienten müssen in andere Krankenhäuser ausweichen. Als Grund für die Stilllegung hatte Klinikdirektor Hans-Jochen Heinze angeführt, die Sicherheit für Mitarbeiter und Patienten sei nicht weiter zu gewährleisten. Ein Gutachten der Unternehmensberatung Ernst & Young hatte der Station einen „katastrophalen Zustand“ attestiert und einen Neubau empfohlen.

Allerdings: Der Aufsichtsrat der Klinik, in dem neben Grimm-Benne auch Landesfinanzminister André Schröder (CDU) sowie der Wissenschaftsminister und Aufsichtsratschef Armin Willingmann (SPD) sitzen - soll erst aus der Presse von der Schließung erfahren haben. Willingmann sagte, er habe sich ein diskreteres, anderes Vorgehen „vorstellen können“.

Aus seiner Sicht habe es statt einer Schließung zudem „verschiedene Handlungsoptionen“ gegeben. So schilderte Aufsichtsrat Klaus Höffken, dass ein Weiterbetrieb der Krebsstation mit einer Verlegung möglich gewesen wäre - so das Ergebnis eines zweiten Gutachtens. Willingmann sagte, der gute Ruf der Unimedizin dürfe „nicht durch kurzatmigen und kurzsichtigen Alarmismus“ beschädigt werden.

Millionen-Defizit: Magdeburger Uniklinik schreibt rote Zahlen

Eingebettet ist die Debatte um die Krebsstation in die laufenden Verhandlungen der schwarz-rot-grünen Koalition um das Landesbudget für 2020 und 2021. Die Magdeburger Uniklinik schreibt rote Zahlen, erwartet ein Defizit von 27 Millionen Euro. Das Pendant in Halle wirtschaftet hingegen solide. Jüngst hatte die Klinik in Magdeburg zudem ihren absehbaren Investitionsstau auf 800 Millionen Euro beziffert. Der Stau solle „Schritt für Schritt“ aufgelöst werden, sagte Willingmann am Dienstag.

„Doch große Baumaßnahmen lassen sich nicht auf Zuruf umsetzen“, so der Minister. „Dafür braucht es seriöse Planung. Die Uniklinik Magdeburg muss einen verbindlichen Plan vorlegen, der Prioritäten für notwendigen Neubau und Sanierung darstellt und diese Maßnahmen auch finanziell untersetzt.“ Die Pläne lägen für Magdeburg nicht vor - er erwarte sie bis Ende August. Finanzminister Schröder betonte, bereits jetzt würden große Bauprojekte an den Kliniken laufen. Die Koalition will den Krankenhäusern in den kommenden Jahren mehr Geld für Investitionen zur Verfügung stellen. Am Freitag debattiert der Landtag darüber.

Kritisch angesichts der hohen Summen äußerte sich CDU-Fraktionschef Siegfried Borgwardt: Willingmann rede seit 2016 über künftige Synergien zwischen den beiden Kliniken in Magdeburg und Halle, doch leider merke man nichts davon. „Die einen fahren schwarze Zahlen ein, die anderen rote“, so Borgwardt. „Genau deshalb müssen auf Dauer Synergien gefunden werden. Ansonsten sind beide auf Dauer nicht zu halten.“ (mz)

Armin Willingmann (SPD), Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt.
Armin Willingmann (SPD), Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt.
ZB