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Kommentar zur Chile-Reise Kein Urlaub, aber ein teurer Irrweg

Das Programm ist straff, wenn die neun Landtagsabgeordneten wie geplant nach Südamerika fliegen. Erholung wird das nicht - die Reise ist dennoch falsch.

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 20.09.2024, 18:26
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Was soll diese Reise bringen? Neun Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt wollen samt Mitarbeitern dienstlich nach Chile fliegen, um dort, wie es heißt, den eigenen Horizont zu erweitern. Gut, dass der Ausschussvorsitzende Daniel Sturm (CDU) jetzt den Entwurf des Reiseplans offengelegt hat. Ein möglicher Vorwurf ist damit weitgehend ausgeräumt: Nein, es handelt sich nicht um eine Urlaubsreise.

Wohl niemand würde zur Erholung Gespräche über grünen Wasserstoff, die Vermarktung von Unesco-Welterbestätten oder die Rechte von Ureinwohnern führen. Zwar haben die Politiker an einem Abend freie Zeit, um das Nachtleben von Santiago de Chile zu erkunden. Allzu ausschweifend dürfte das aber nicht ausfallen: Wer einen Interkontinentalflug in Richtung Westen hinter sich hat, findet in der Regel ein Bett attraktiver als eine Bar.

Dutzende Länder versprechen mehr Ertrag für Sachsen-Anhalt

Ein anderer, schwerwiegender Einwand bleibt jedoch bestehen: Der erhoffte Ertrag der Reise und die außerordentlich hohen Kosten stehen in keinem sinnvollen Verhältnis.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Es gibt Dutzende Länder, mit denen Sachsen-Anhalt mehr gemeinsame Interessen hat als mit Chile. Die meisten dieser Länder liegen in Europa und lassen sich mit deutlich weniger Aufwand erreichen, vielfach mit der Bahn.

Diese Reise ist ein Fehler. Es ist sehr bedauerlich, dass die Mehrheit im Ausschuss alle sinnvollen Einwände beiseite wischt.