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Probleme aus DDR-Zeiten? IQB Bildungstrend: Sachsen-Anhalts Schüler schlecht in Englisch

Von Nicolas Ottersbach 28.10.2016, 19:39
Schüler stehen im Gymnasium während des Deutschunterrichts vor der Tafel und sprechen eine Aufgabe durch.
Schüler stehen im Gymnasium während des Deutschunterrichts vor der Tafel und sprechen eine Aufgabe durch. dpa

Halle (Saale) - Zwar haben sich Sachsen-Anhalts Schüler in den Fächern Deutsch und Englisch durchgehend verbessert. Aber bei der Fremdsprache sind sie im Bundesvergleich noch immer auf den letzten Plätzen.

Das ist das Ergebnis der Bildungstrend-Studie, die die Kultusminister der Länder beim Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Auftrag gegeben haben.

Geprüft wurde bei den Neuntklässlern das Hör- und Leseverständnis sowie die Rechtschreibung. Das schlechte Ergebnis in Englisch führen Experten auf die untergeordnete Rolle des Englischunterrichts in der DDR zurück.

In den Kompetenzbereichen Lesen, Zuhören und Rechtschreibung im Fach Deutsch liegt Sachsen-Anhalt im Mittelfeld. Die Zahl der Schüler, die den Mindeststandard verfehlte, ist deutlich zurückgegangen.

Schüler in Sachsen-Anhalt laut IQB-Bildungstrend vor allem beim Hörverstehen in Englisch schlecht

Kritisch steht es aber um das Hörverstehen in Englisch. Hier erreichten weniger als ein Drittel der Schüler den Bildungsstandard, den das IQB festgelegt hatte. „Aus Sachsen-Anhalt sind das sehr schwache Ergebnisse“, sagte die Wissenschaftlerin Katrin Böhme, die an der Studie mitgearbeitet hat.

Den bundesweiten Vergleich gab es erstmals 2009. Er ist das deutsche Pendant zur internationalen Pisa-Studie. Schon früher schnitt Sachsen-Anhalt im Fach Englisch schlecht ab. „Diesen Trend gab es in allen ostdeutschen Ländern“, sagte Böhme. Zu erklären sei das mit der untergeordneten Rolle des Englischunterrichts in der DDR. Dadurch habe es weniger gut ausgebildete Lehrer gegeben, der Kontakt zu englischen Muttersprachlern habe gefehlt. „Die wichtigste Fremdsprache war damals Russisch“, so Böhme. Das sei auch 25 Jahre später noch zu spüren.

Allerdings holten die ostdeutschen Schüler in den vergangenen sechs Jahren auf. Denn die Zahl derer, die den Mindeststandard verfehlten, hat sich reduziert. Und das sogar stärker, als im gesamtdeutschen Vergleich. „Das wiederum ist eine gute Entwicklung“, sagte Katrin Böhme. Dennoch legten die anderen neuen Bundesländer stärker zu als Sachsen-Anhalt.

IQB Bildungstrend: Spezielle Forbildungen für Lehrer helfen auch den Schülern

Das sei laut Böhme vor allem auf Förderprogramme der Bildungsministerien zurückzuführen. So gebe es beispielsweise für Lehrer in Brandenburg und Sachsen spezielle Fortbildungen in den Sommerferien und sogar Auslandsaufenthalte, um die englische Sprache zu verfeinern.

Dass sich die Englischkenntnisse fast in ganz Deutschland verbessert hätten, sei auch auf das Leben der Jugendlichen zurückzuführen. „Englisch wird immer wichtiger und präsenter im Alltag“, erklärte Böhme.

Das sieht Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner genauso, aus dem modernen Leben sei Englisch nicht mehr wegzudenken.

„Die Kompetenzdefizite im Fach Englisch können uns nicht zufriedenstellen. Sie sind bei den positiven Ergebnissen des Bildungstrends ein Wermutstropfen“, sagte er der MZ.

Deshalb müssten bei der Lehrkräftequalifikation „bestehende Maßnahmen und ihre Nachhaltigkeit“ überprüft und Konsequenzen abgeleitet werden. Dafür hat er nun sechs Jahre Zeit, dann wird es die nächste Studie geben. (mz)