Hier entspringt die Unstrut Hier entspringt die Unstrut: Die Quelle unterm Kreuz

Kefferhausen - Bei den Katholiken im Eichsfeld startet die Unstrut, im Naumburger Blütengrund kommt sie bei den Protestanten an. Rings um Kefferhausen wird mehr gebetet und gepilgert als sonst wo in Mitteldeutschland. Nach der Reformation waren fast alle Einwohner des Eichsfeldes evangelisch geworden. Dann zwang sie die Gegenreformation ab 1575 aber zurück zur katholischen Konfession. Über Jahrhunderte entwickelten die Bewohner im gemeinsamen Glauben und im Brauchtum eine eigene Identität. Das katholische Leben blieb auch zu DDR-Zeit weitgehend intakt und war zu dieser Zeit die größte Region mit einer überwiegend katholischen Bevölkerung. Noch heute liegt die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger über dem Bundesdurchschnitt.
Direkt hinter der Unstrutquelle steht ein über zwei Meter hohes hölzernes Kreuz, gut gepflegt, mit frischen Blumen am Fuß. Knapp 800 Einwohner leben in Kefferhausen, an dessen Westrand die Unstrut ihren Lauf über 192 km startet. Nicht nur die katholische Kirche, sondern auch der „Schützenverein Kefferhausen von 1876“ scheinen einen guten Stand zu haben. Zwei Schützen-Häuser begrenzen als einzige Bauten links das flache Tal, in deren Mittelpunkt sich die Quelle befindet. In den Regalen der Vereinsgebäude stapeln sich Dutzende Pokale.
Die Quelle wurde wurde um 1900 grob mit Feldsteinen ummauert, das ganze mutet an wie eine Burg und soll wohl zuverlässigen Schutz symbolisieren. Durch eine Öffnung, geformt wie ein Kirchenfenster, fällt Licht ins kreisrunde, wasserbedeckte Innere, aus dem das Unstrutwasser dann ins Freie tritt und über zwei, drei Stufen in ein schmales, tiefliegendes Bachbett fließt.
Die Quelle liegt 368 Meter über NN, an der Mündung wird die Unstrut auf 102 Meter NN ankommen. Man hat errechnet, dass im Schnitt 4,5 Liter Unstrutwasser pro Sekunde aus der Quelle heraus sprudeln. Um 575 wurde die Unstrut hier erstmals als „Onestrudis“ erwähnt, im 7. Jahrhundert wandelte sich das in Unestrude. Der Wortstamm setzt sich zusammen aus „strut“ (Sumpf) und der Silbe „un“ (böses, unangenehm riechendes Wasser), was man aber der Quelle nicht attestieren kann, die gut schmeckend aus der Erde tritt.
Neben dem Quellbach steht ein Pfahl mit einem rot-weißen Kreuz. Er verweist darauf, dass Kefferhausen Teil des Pilgerweges von Loccum unweit des Steinhuder Meeres und Volkenroda in Thüringen ist.
Der Weg zur Quelle ist quer durch Kefferhausen gut ausgeschildert, direkt davor befindet sich ein Parkplatz. Viele Besucher erreichen die Quelle aber ohne Motorkraft. Denn sie ist beliebter Start- oder Endpunkt des Unstrut-Radweges. Empfohlen werden auf einer großen Landkarte direkt neben der Quelle fünf Etappen, keine länger als 40 km. Von der Quelle aus geht es über Mühlhausen, Bad Langensalza, Sömmerda, Artern bis zur Mündung in den Naumburger Blütengrund. Von dort ist die Unstrut bis Freyburg schiffbar für kleine Ausflugsschiffe, flussaufwärts danach nur noch für Sportboote. Auf ihrem Weg dorthin nimmt die Unstrut zahlreiche Flüsse und Bäche auf wie etwa die Helme und den Biberbach. Sieben Schleusen und Wehre helfen, den Pegel zu regulieren, die letzten nach der Quelle liegen in Freyburg. (mz)