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Kommentar zu Schulschließungen Handwerklich schlecht gemacht

Bildungsministerin Eva Feußner sucht einen Ausweg aus dem Lehrermangel. Dabei macht sie aber schwere Fehler.

Von Hagen Eichler 23.09.2024, 18:51
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Familien mit Schulkindern haben es jetzt schwarz auf weiß von der zuständigen Ministerin: Die Unterversorgung mit Lehrern in Sachsen-Anhalt ist „dramatisch“, und das hat „unmittelbare und erhebliche negative Auswirkungen“ auf die Schulqualität. Das ist ein neuer Ton: Deutlicher könnte auch die Opposition die Lage nicht beschreiben.

Vor allem aber räumt Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) in ihrer Beschlussvorlage für die Schulgesetznovelle ein, dass der Lehrermangel „auf absehbare Zeit“ anhalten wird – trotz aller Maßnahmen, die das Land eingeleitet hat.

Bildung soll zentralisiert werden

Die Ministerin zieht daraus den Schluss, dass sie nun an anderen Stellschrauben drehen muss. Wenn der Lehrermangel das Schulsystem auf Jahre belastet, müssen eben die wenigen Lehrer effizienter eingesetzt werden. Im Klartext: Kleine Schulen müssen schließen oder fusionieren, Bildung wird zentralisiert. Wenn die wenigen Lehrer vor größeren Klassen stehen, lässt sich die Zahl der Ausfallstunden reduzieren, so die Hoffnung.

Grundsätzlich ist der Gedanke auch nachvollziehbar. Allerdings müssen auch die negativen Folgen genau geprüft werden. Die Schließung kleiner Schulen bedeutet auch längere Schulwege und dadurch zusätzlichen Stress für Kinder, höhere Beförderungskosten, neue Gebäudekonzepte und Umbauten in den entstehenden Schulzentren.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Welche konkreten Folgen die Schulgesetznovelle haben wird, ist derzeit überhaupt nicht absehbar. Das liegt daran, dass Feußner Absprachen mit den wichtigsten Akteuren versäumt hat. Der Landkreistag zeigte sich überrumpelt, und auch der Städte- und Gemeindebund sieht sich für eine eigene Bewertung nicht ausreichend informiert. Nicht einmal ihre eigene CDU-Fraktion hatte Feußner rechtzeitig eingebunden und überzeugt. Das ist politisch schlechtes Handwerk – und ein denkbar schlechter Start für ein Gesetz, das ein dringendes Problem lösen will.