Landesparteitag Grünen-Landesparteitag in Magdeburg: Sziborra-Seidlitz und Franke bilden neue Doppelspitze
Magdeburg - Wisst ihr noch? Die Sitzblockaden gegen Neonazis und dann die große Liebe? Der letzte Tag als Grünen-Landeschef wurde ein sentimentaler für Sebastian Lüdecke. Verkleidet als Teletubby sei er 2014 zu jener Demo gekommen, erinnerte er sich. In der Kluft eines überdimensionalen Kuscheltiers im bunten Protestzug habe er seine heutige Frau kennengelernt. Gewisse Parallelen werden nun fortgeführt in der Parteispitze, obwohl Schluss ist für die bisherigen Landeschefs Lüdecke und Cornelia Lüddemann. „Auch ich habe im Teletubby-Kostüm in Sitzblockaden gesessen“, sagte Christian Franke, einer von zwei neuen Chefs, in seiner Bewerbungsrede am Samstag.
Die Grünen-Landespartei hat sich nach dem Wiedereinzug in den Landtag neu formiert und zwei neue Vorsitzende gewählt. Zum einen Christian Franke, 23 Jahre alt, Student und Stadtrat in Salzwedel. Zum anderen Susan Sziborra-Seidlitz. Die 38-Jährige ist Krankenschwester und führt den Kreisverband Harz. Auf dem Parteitag in Magdeburg setzte sie sich in einer Kampfabstimmung gegen die hallesche Stadträtin Melanie Ranft durch – allerdings erst im dritten Wahlgang.
Ranft hatte in ihrer Bewerbungsrede gesagt, sie könne aufgrund ihres Lehrerjobs das Amt der Landeschefin „nicht in Vollzeit ausüben“. Im dritten Wahlgang votierten 38 Delegierte für Sziborra-Seidlitz, 29 für Ranft. Den Ausschlag gaben unter anderem die Stimmen aus Magdeburg, die eine zu große Dominanz der Hallenser im Verband verhindern wollten. Ministerin Claudia Dalbert kommt aus Halle, ebenso wie der nachgerückte Abgeordnete Wolfgang Aldag. In der Wahl um den zweiten Chefposten verzichtete Ranft. Als einziger Kandidat wurde Franke mit 61 Ja- und acht Nein-Stimmen gewählt.
Fraktionschefin Cornelia Lüddemann sagte, den Grünen falle im Land eine neue Rolle zu: „Die Fraktion muss nun die Regierung stützen“. Für die Zukunft sei es entscheidend, dass die Partei einen starken Vorstand habe, „der die reine grüne Lehre aufrecht erhält“ – als Gegenpol zur Fraktion, die nun neuen Zwängen unterworfen sei, so die bisherige Vorsitzende.
Sziborra-Seidlitz sagte, die Partei müsse sich in der Regierung auf Kompromisse einstellen, „die möglicherweise wehtun.“ Sie gab sich selbstbewusst: Sie habe „Lust, die Fraktion und die Ministerin zu nerven“. Es müsse klar sein: „Wofür die Grünen stehen, bestimmt der Verband.“ Sziborra-Seidlitz ist seit 2010 Grünen-Mitglied und wurde in ihrer Anfangszeit von Undine Kurth protegiert. Kurth gilt als Galionsfigur der Partei im Harz, sie war Landesvorsitzende und langjähriges Bundestagsmitglied.
Zwischen Sziborra-Seidlitz’ Co-Chef Franke und dessen Vorgänger Lüdecke bestehen indes weitere Parallelen. Beide waren bei Amtsantritt 23 Jahre alt, beide Student. Lüdecke will nun sein Studium abschließen. (mz)