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Lebensbedrohlichen Fälle angestiegen Grippe aktuell in Sachsen-Anhalt: Anstieg der lebensbedrohlichen Fälle

Von Ralf Böhme 09.02.2017, 18:04
Ein Kind mit einer Grippe-Erkrankung
Ein Kind mit einer Grippe-Erkrankung imago stock&people

Halle (Saale) - Die Zahl der lebensgefährlich an Grippe erkrankten Patienten in Sachsen-Anhalt steigt an. 35 Menschen mit schwersten Komplikationen werden allein am Universitätsklinikum Halle behandelt. Sechs Betroffene liegen auf der Intensivstation.

Immer mehr Grippe-Kranke in Sachsen-Anhalt: Kliniken überfordert?

Die Aufnahmekapazität ist nach Auskunft des Krankenhauses damit ausgeschöpft. Überdurchschnittlich gefordert sind ebenso die Helios-Klinik in Eisleben, das Carl-Basedow-Krankenhaus Merseburg und die Klinik im Wittenberger Paul-Gerhardt-Stift.

Auch schwere Atemwegserkrankungen unter Kleinkindern nehmen neuerdings rasant zu.

Der Höhepunkt der Grippe-Welle ist nach übereinstimmender Auffassung von Experten noch nicht erreicht. Die Virus-Krankheit werde länger als sonst wüten, so die vorherrschende Prognose.

Uwe-Gerd Liebert, Chef des Institutes für Virologie der Universität Leipzig, spricht von einer Zeitspanne, die bis zum April dauern kann. Nach der ersten Grippe-Toten vor wenigen Tagen in Dessau können weitere Opfer nicht ausgeschlossen werden.

Tod durch Grippe: Bis zu 8000 Grippe-Tote 2016

„Was wir jetzt sehen, ist die Spitze eines Eisberges“, sagt Thomas Nawrath, Sprecher der Barmer-Krankenkasse. Hochrechnungen des Robert-Koch-Institutes kalkulierten eine enorme Dunkelziffer ein.

Danach könnten in dieser Grippe-Saison bundesweit bis zu 20.000 Menschen an einer Grippe und deren Folgen sterben. 5.000 bis 8.000 sollen es im Vorjahr gewesen sein.

Alarmierende Meldungen kommen aus dem Landesamt für Verbraucherschutz. Danach ist die epidemiologische Situation in nahezu allen Regionen zugespitzt. Hanns-Martin Irmscher, Dezernatsleiter in dem Amt: „Die stärkste Zunahme melden der Salzlandkreis sowie die Landkreise Wittenberg und Stendal.“

Grippewelle 2017: Außergewöhnliches Ausmaß durch aggressiven Erreger

Am schwersten erwischt habe es den Süden Sachsen-Anhalts. 330 Fälle mit nachgewiesenen Influenza-Viren, damit liege Halle landesweit mit weitem Abstand vor dem Saalekreis mit 150 Befunden an der Spitze. Insgesamt weist die Statistik für diese Saison bisher fast 3 400 behandelte Grippe-Fälle aus.

Schuld an dem ungewöhnlichen Ausmaß und den oft dramatischen Verlauf der Grippe ist der neue Virustyp A (H3N2). Der Erreger wirkt besonders aggressiv. Abwehrmechanismen bilden sich beim Menschen erfahrungsgemäß erst im Laufe der Zeit heraus.

Allerdings kann die jährliche Grippeimpfung einen robusten Grundschutz aufbauen. Dann verläuft die Infektion meist nicht so schlimm. Trotzdem beklagen Mediziner eine wachsende Impfmüdigkeit. So verzichten in Sachsen-Anhalt mittlerweile 40 Prozent der Männer und Frauen, die älter als 60 Jahre sind, auf die schützende Spritze.

Unterdessen breitet sich landesweit eine zweite Krankheitswelle aus. Dabei geht es um sogenannte RS-Erreger, die den Atemwegen schwer zusetzen und teils lebensbedrohliche Symptome hervorrufen können. Das betrifft nach amtlichen Angaben die Hälfte der von diesen Viren befallenen Mädchen und Jungen.

Momentan ist etwa jedes vierte Kind deshalb krank, viele Kinderstationen in Krankenhäusern sind voll belegt. Christoph Kändler, Chefarzt der Kinderklinik im Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg: „Die Auswirkungen der Viren sind gravierend, vor allem Säuglinge zeigen schwerste Krankheitszeichen.“ 

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Aber wie steckt man sich eigentlich mit der Grippe an? Helfen Hausmittel wie heiße Milch – und für wen ist eine Grippeimpfung sinnvoll? Raten Sie mit in unserem Grippe-Quiz!

(Achtung: Es kann ein paar Sekunden dauern, bis das Quiz geladen ist)