Gewitteratlas Gewitteratlas für Sachsen-Anhalt: Wo die meisten Blitze einschlagen

Magdeburg - Gewitter sind nicht nur ein oft beeindruckendes Himmelsspektakel, sondern auch gefährlich. Häufig sind Blitze Grund für Schäden an elektrischen Geräten. Die Firma Siemens ermittelt deshalb die Blitzdichte in Deutschland.
Gewitter über Sachsen-Anhalt: Altmark bei Blitzeinschlägen vorn
Der Norden Sachsen-Anhalts im vergangenen Jahr besonders häufig Blitze eingeschlagen. Insgesamt gab es im Land aber deutlich weniger Blitzeinschläge als im Vorjahr. Das geht aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten des Siemens-Blitzinformationsdienstes (Blids) hervor. Blids errechnet für alle Landkreise und Städte die Blitzdichte. In Sachsen-Anhalt betrug sie im vergangenen Jahr 0,72 Blitze pro Quadratkilometer.
Landesweit registrierten die Experten 14.747 Blitzeinschläge - fast 20.000 weniger als 2015. An der Spitze steht der Norden Sachsen-Anhalts: Im Altmarkkreis Salzwedel schlugen rund 2.700 Blitze ein, in Landkreis Stendal 2.600. Auch bei der Blitzdichte liegen die beiden nördlichen Kreise mit 1,18 und 1,08 Blitzen pro Quadratkilometer vorn. Es folgen der Landkreis Wittenberg (0,96) und das Jerichower Land (0,87). Am seltensten schlugen Blitze im Kreis Mansfeld-Südharz ein (0,36).
Tief im Westen: Kreis Wesel ist die „Blitz-Hauptstadt“ 2016
Im Vergleich der Bundesländer liegt Sachsen-Anhalt auf dem vorletzten Platz. Nur in Schleswig-Holstein schlugen weniger Blitze pro Quadratkilometer ein. Im Vorjahr hatten Sachsen-Anhalt mit Platz drei noch einen Spitzenplatz eingenommen.
Weil Gewitter und Blitzeinschläge meist lokal auftreten, kommt es den Experten zufolge immer wieder zu Verschiebungen. Genau vorhersagen ließen sich die Blitze nicht. Deutschlands Blitzhauptstadt war im vergangenen Jahr Wesel am Niederrhein - eigentlich eine blitzarme Region.
Gewitter entstehen, wenn warme und feuchte Luftmassen zusammenströmen, in kältere Schichten aufsteigen und eine Wolke bilden. Durch Reibung laden sich Wasser- und Eisteilchen in der Gewitterwolke elektrisch auf.
Während sich die Eispartikel im kalten oberen Teil der Wolke positiv aufladen, reichert sich die negative Ladung in den Wassertropfen an der Wolkenunterseite an. Das immer stärker werdende elektrische Spannungsfeld entlädt sich - mit einem Kurzschluss vergleichbar - schließlich in einem Blitz. Meist innerhalb der Gewitterwolken. Unter einer Gewitterwolke sammelt sich positive elektrische Ladung aber auch am Boden an.
Schlägt ein Blitz auf der Erde ein, kann das gefährliche Folgen für den Menschen haben: Es drohen Verbrennungen, Knochenbrüche oder gar der Tod. Der Extremfall ist aber selten: Bei Hunderttausenden Blitzen, die alljährlich hierzulande einschlagen, kommt es im Durchschnitt zu drei bis vier Todesfällen.
Deutschlandweit sank die Zahl der Blitze auf den niedrigsten Stand seit 1999. Rund 432 000 Einschläge wurden gezählt. „Hauptgrund ist, dass im normalerweise blitzreichen August sehr wenige Gewitter zu verzeichnen waren“, sagte der Leiter des Blitz-Informationsdienstes, Stephan Thern. Wesel verdanke seine Spitzenposition wenigen, aber dafür sehr heftigen Gewittern im Mai und Juni.
Zur Erfassung der Blitze nutzt der Dienst rund 160 verbundene Messstationen in Europa. „Heute können wir rund die Hälfte der Blitze auf besser als 100 Meter genau bestimmen“, sagte Thern. Die Technik werde immer präziser. Der Dienst werde vor allem von Wetterdiensten, Versicherungen, Stromnetzbetreibern und Industrieunternehmen genutzt. (dpa)
Blitz und Donner: Wie muss ich mich verhalten?
431.644 Blitze sind 2016 in Deutschland eingeschlagen. Eine Gefahr, die man nicht unterschätzen darf. Aber was heißt das eigentlich im Detail? Wie muss ich mich verhalten: Darf ich eigentlich während eines Gewitters...?
TELEFONIEREN? - Von Handys und schnurlosen Telefonen geht keine Gefahr aus, erklärt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). Bei Festnetztelefonen am Stecker sieht das anders aus. Hier gilt wie für alle elektrischen Geräte im Haus: Man sollte sie vom Strom nehmen oder einen Überspannungsschutz haben.
DUSCHEN? - Ja, aber nur wenn das Gebäude über einen Blitzschutz verfügt. In allen anderen Häusern ist wichtig, ob das Haus Wasserrohre aus Kunststoff hat, die Strom und Blitze nicht leiten. In älteren Gebäuden können im Badezimmer noch Metallteile wie Wasserleitungen und Badewanne elektrisch verbunden und an einen Haupt-Erdungsanschluss angeschlossen sein. Ist das laut VDE vollständig und dauerhaft haltbar, kann man ebenfalls duschen und baden während eines Gewitters. In allen Zweifelsfällen besser kurz warten. Es gilt die Faustregel: Wenn man eine halbe Stunde keinen Donner mehr gehört, ist das Gewitter vorbei.
UNTER BUCHEN SCHUTZ SUCHEN? - Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.“ Aber stimmt das? Auf keinen Fall sind Buchen sicherer als andere Bäume, erklärt der VDE. Es macht grundsätzlich keinen Unterschied, unter welchem Baum man steht. In der Nähe besteht immer Gefahr bei Gewittern. Am besten bleiben zu jedem Ast mindestens zehn Meter Abstand.
AUTO FAHREN? - Sicher sind Passagiere in Autos mit Ganzmetallkarosserie, erklärt der VDE. Denn dort schützt sie ein sogenannter Faradayscher Käfig: Schlägt der Blitz ein, leitet die Außenhaut aus Metall den Strom zur Erde ab. Generell kann ein Auto durch den Blitzeinschlag Schaden nehmen, zum Beispiel die Reifen durch die Hitze des Stroms. Dessen elektromagnetisches Feld könne zudem die Elektronik des Autos beschädigen. Nach dem Gewitter prüfen die Autofahrer sicherheitshalber die Funktionen der Elektronik.
SCHNELL MIT DEM RAD NACH HAUSE FAHREN? - Hier gibt es zwei Probleme: Die Nähe zu einem metallenen Gegenstand wie ein Rad ist gefährlich. Und dann ist da die Frage, wie viel Zeit man noch hat, bevor die Blitzgefahr unmittelbar ist. Beobachtungen zufolge kann ein Blitz fünf Kilometer und mehr weit weg von seiner Ursprungswolke einschlagen. Die Entfernung eines herannahendes Gewitters lässt sich recht gut abschätzen: Die Sekunden zwischen Blitzeinschlag und Donnerhall zählen und das Ergebnis durch drei teilen. Das ergibt die Entfernung in Kilometern. Faustregel: Liegen zwischen Blitz und Donner zehn Sekunden und weniger, besteht Lebensgefahr, betonen die VDE-Experten.
UNTER EINEM REGENSCHIRM STEHEN? - Auch wenn man nass wird, schließt man besser den Regenschirm. Denn viele Modelle enthalten Metall, das man während eines Gewitters nicht anfassen darf. Wenn man außerdem auf freier Strecke mit dem Schirm der höchste Punkt einer Umgebung ist, steigt die Gefahr, dass ein Blitz einschlägt. Wer keinen sicheren Unterschlupf findet, sollte sich daher eine flache Stelle oder gar eine Mulde im Gelände suchen und dort in der Hocke-Stellung mit eng geschlossenen Füßen abwarten, erklärt die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder (BAG).