Fragen und Antworten zu Blaualgen Fragen und Antworten zu Blaualgen: Für Kinder gefährlich, für Hunde sogar tödlich

Halle (Saale) - Strahlender Sonnenschein, bestes Badewetter: Doch einige Seen in Sachsen-Anhalt sind durch giftige Blaualgen zum Problemfall geworden. Die Organismen vermehren sich wegen der lang anhaltend hohen Temperaturen besonders gut, wie Karsten Rinke vom Leipziger Umweltforschungszentrum (UFZ) sagte. „2018 ist ein Blaualgenjahr.“ Nach Aussage des Seenforschers betrifft das nicht nur Deutschland oder Sachsen-Anhalt. „Die Zunahme von Blaualgen ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten global zu beobachten“, sagte er.
Kristallklar ist das Wasser in vielen Badeseen ohnehin nicht. Aber wie können Badegäste erkennen, dass eine Gesundheitsgefahr besteht? Und was können sie selbst tun, um Gewässer sauber zu halten? Ein Überblick:
Woran erkennen Badegäste Blaualgen?
Anders als man vermuten könnte, sind Blaualgen eher grün als blau. Einige Blaualgen sammeln sich und bilden Schlieren oder Teppiche im Wasser, die grünlich bis leicht bläulich schimmern. Ein guter Hinweis auf eine Belastung sei es, wenn man bis zu den Knien im Wasser steht und die Füße im grünen Wasser bereits nicht mehr zu sehen sind, so Silvia Kostner, Sprecherin des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso).
Allein auf Warnschilder sollten sich Badegäste nicht verlassen. Die zuständigen Ämter müssen an den Badestellen nur alle vier Wochen Proben nehmen (siehe „Betroffene Seen“).
Das Landesamt für Verbraucherschutz hat in Sachsen-Anhalt in mehreren Badeseen Blaualgen registriert. Dazu gehören der Arendsee im Altmarkkreis Salzwedel, der Parchauer See im Kreis Jerichower Land, der Barleber See und der Neustädter See in Magdeburg, der Stausee Kelbra im Kreis Mansfeld-Südharz, der Kamern See im Kreis Stendal und der Große Lausiger Teich im Kreis Wittenberg.
Die Blaualgen vermiesen seit Wochen Badegästen das Freizeitvergnügen und verursachen Sorgenfalten auf der Stirn von Betreibern. Denn wo glitschiger Algenschleim auf dem Wasser schwimmt, wird das Baden verboten - wie unter anderem in Magdeburg und am Stausee Kelbra.
Die Gesundheitsämter sind zuständig für die Kontrollen und informieren über Blaualgen. Wie das Landesamt für Verbraucherschutz berichtet, werden Proben während der Badesaison mindestens einmal im Monat genommen. Wenn die Konzentration gefährlich hoch ist, wird auch täglich kontrolliert, wie zurzeit in Magdeburg.
Aktuelle Messwerte werden ständig vom Land veröffentlicht. Um die Vermehrung von Blaualgen zu vermeiden, werden Gegenmaßnahmen vor Ort vorgenommen, hieß es vom Landesamt für Verbraucherschutz.
Wann ist es besser, nicht mehr baden zu gehen?
Wer Blaualgen im Gewässer entdeckt, sollte zumindest Kinder und Hunde nicht mehr baden lassen. „Kinder schlucken häufig Wasser“, so Kostner. Schlucken sie dabei auch bestimmte Blaualgen oder deren Gifte, drohen Durchfall, Erbrechen und Kopfweh. Neben Blaualgen tummeln sich in Badegewässern Grünalgen und Kieselalgen, so Kostner.
Beide sind ungefährlich für Mensch und Tier. Anders ist das bei einer Belastung mit Colibakterien. Sie sind tückisch, weil man sie nicht sehen kann. „Colibakterien gelangen häufig nach Starkregen in Badegewässer, weil die Kanalisationen überlaufen.“ Kostner rät deshalb, nach einem Starkregen etwa drei bis vier Tage abzuwarten, bis man wieder baden geht.
Was passiert, wenn ich trotzdem schwimmen gehe?
Blaualgen können ernste Erkrankungen auslösen, informiert das Landesamt für Verbraucherschutz. Ein Kontakt kann Haut und Schleimhäute reizen. Durch Verschlucken des belasteten Wassers können Magen, Darm und Atemwege erkranken und Organe geschädigt werden.
Möchten Erwachsene trotz Blaualgenbelastung baden gehen, rät Kostner, den Mund fest zu schließen und sich hinterher gut abzuduschen. Die Badebekleidung sollte gleich ausgewaschen werden.
Warum sind Blaualgen für Hunde so gefährlich?
Blaualgen in Seen sind für Hunde giftig. Daher sollten Hundehalter Gewässer mit einer Blaualgenbelastung meiden - egal, wie hoch diese ist. Hunde neigen dazu, Blaualgen beim Planschen mit dem Wasser zu schlucken, erklärt Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund. Auch am Ufer können die Bakterien auftreten.
Vergiftungserscheinungen bei Tieren sind vermehrter Speichel, Übelkeit oder Taumeln. Tritt eines dieser Anzeichen beim Hund auf, sollte der Halter ihn auf jeden Fall zum Tierarzt bringen. Nicht jede Blaualgenvergiftung verläuft tödlich - wird sie früh genug erkannt, kann der Hund gerettet werden.
Warum sind so viele Seen belastet?
Wärme über lange Zeiträume und ein hoher Nährstoffgehalt in Gewässern nannte Karsten Rinke vom Leipziger Umweltforschungszentrum als Faktoren für die Zunahme der Blaualgen. Die UFZ-Wissenschaftler erforschen derzeit, welchen Einfluss das Klima oder auch die Landwirtschaft auf das Blaualgenwachstum haben. „Wir registrieren das vermehrte Auftreten heute in Gewässern wie den Stechlin in Brandenburg, die früher nie betroffen waren. Zudem tritt der Befall schon deutlich früher auf als bisher“, sagte er.
Können Badegäste etwas gegen Blaualgen tun?
Für die Reinheit der Badestellen kann jeder mithelfen. „Der wichtigste Filter ist das Schilf“, sagt Silvia Kostner. Darum sollte es nicht kaputt getreten werden. Liegen gelassener Müll lockt Ratten an, deren Hinterlassenschaften wiederum im See landen könnten. Darum gilt wie immer in der Natur: den eigenen Müll mitnehmen und entsorgen. (mz)