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Fast 60 Liter Knastbier Drogen, Handys, Tätowierer: Das sind die Razzia-Funde in Sachsen-Anhalts Jugendhaft

Von Jan Schumann 06.11.2021, 07:00
Für Razzien und andere schwere Fälle: Sachsen-Anhalts Justiz-Spezialeinheit soll für  Sicherheit im Vollzug sorgen.
Für Razzien und andere schwere Fälle: Sachsen-Anhalts Justiz-Spezialeinheit soll für Sicherheit im Vollzug sorgen. Foto: imago/Christian Schroedter

Magdeburg/MZ - Eigentlich gelten in Sachsen-Anhalts Jugendhaft in Raßnitz strenge Kontrollen: Wer hier im Saalekreis einsitzt, soll ein Leben ohne Drogen, Waffen und Handy führen. Allerdings gibt es reichlich Mittel und Wege, die strengen Regeln zu umgehen. Das zeigt der neue Bericht des Justizministeriums zum Jugendstrafvollzug in Sachsen-Anhalt.

Demnach fanden Sicherheitskräfte und Spezialeinheiten 2019 und 2020 bei Razzien wäschekorbweise Material, das nicht in die Zellen gehört: Darunter insgesamt 57 Liter Alkoholansatz - also gärende Brühe, die mit Obst oder Brot angesetzt wird. Selbstbrau-Tipps gibt es im Internet. So mancher Häftling setzt auf den übelriechenden, ungesunden Trank.

Doch dabei blieb es nicht: Sicherheitspersonal fand in Zellen vier verbotene Handys, 435 Euro Bargeld aus illegalen Briefeinlagen und 44 „nicht verordnete“ Tabletten. Auch 17 Gramm Cannabis und kleine Mengen synthetischer Drogen waren unter den Funden. Damit nicht genug: Auch fünf verbotene Tätowiermaschinen stellte das Personal in Zellen sicher.

Um gegen illegale Tätowierer und Braumeister im Jugendhafthaus vorzugehen, finden regelmäßige Zellenkontrollen statt - in unregelmäßigen Abständen auch durch Sachsen-Anhalts Justizspezialeinheit BSRD.

Das Kürzel steht für „Besonderer Sicherheits- und Revisionsdienst“, die bewaffnet und vermummt auftretende Einheit mit rund 40 Mann ist für die schwierigsten Fälle der Justiz verantwortlich. 2020 etwa für die Bewachung des Halle-Attentäters im Terrorprozess in Magdeburg.

Laut dem Ministeriumsbericht sind die registrierten Funde kein Ausweis von Sicherheitslücken in Raßnitz, im Gegenteil: „Angesichts der hohen Frequenz an Durchsuchungsmaßnahmen“ ließen die Funde eher auf eine „günstige Sicherheitslage der Anstalt“ schließen.

Dazu muss man wissen: Das Aufspüren von Drogen und verbotener Gegenstände ist in zahlreichen deutschen Gefängnissen Alltag. Unter anderem Anwälte können Verbotenes in Haft schmuggeln. Jeder Rauschmittelfund werde angezeigt.