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Dreckschweinfest bis Reiterspiel Dreckschweinfest bis Reiterspiel: Pfingstbräuche in Sachsen-Anhalt

14.05.2018, 06:08
Herigsdorf: Mitglieder der Festgesellschaft liefern sich am beim traditionellen Dreckschweinfest eine wahre Schlammschlacht.
Herigsdorf: Mitglieder der Festgesellschaft liefern sich am beim traditionellen Dreckschweinfest eine wahre Schlammschlacht. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Es ist das letzte christliche Fest vor dem Sommer. Während viele Menschen die Pfingstfeiertage vor allem als verlängertes Wochenende wahrnehmen, sind viele Pfingstbräuche in Sachsen-Anhalt bis heute erhalten geblieben. „Das Pfingstfest markierte den Sommeranfang“, sagte die Geschäftsführerin des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt, Annette Schneider-Reinhardt. Pfingsten sei etwa ein Hirtenfest gewesen. „Zu diesem Termin wird erstmals das Vieh auf die Weide getrieben.“ Welche Bräuche sich noch erhalten haben:

Questenfest in Questenberg

In Questenberg (Landkreis Mansfeld-Südharz) hat sich das Questenfest erhalten. Die Queste ist ein riesiger Kranz. Auf einem Hügel nahe des Ortes wird dieser auf einem etwa 10 Meter hohen Baumstamm befestigt. An Pfingstmontag um 3.00 Uhr werden alle Dorfbewohner geweckt, um gemeinsam beim Sonnenaufgang den alten Kranz abzunehmen. Das Reisig wird verbrannt und der Kranz aus frischem Birken- und Buchengrün erneuert.

Ringreiterspiele in Halle-Nietleben

Ebenso gab es zu Pfingsten früher die militärischen Heerschauen sowie Turnierspiele. Daraus entwickelten sich die Ringreiterspiele. Ein Ring, der an einer querhängenden Leine befestigt ist, wird mit einem Stab beim Durchreiten abgefischt. Wer die meisten Ringe schafft, ist Sieger. Zum Ringreiterturnier in Halle-Nietleben an Pfingstsonntag werden etwa zwanzig Reiter erwartet, sagte Organisator Frank Retzlaff.

Dreckschweinfest in Ahlsdorf, Hergisdorf, Kreisfeld und Ziegelrode

Im Mansfelder Land wird in den sogenannten vier Grunddörfern Ahlsdorf, Hergisdorf, Kreisfeld und Ziegelrode zur Winteraustreibung das „Dreckschweinfest“ gefeiert. In diesem Jahr findet es vom 19. bis 21. Mai statt. Die Zeremonie beginnt Pfingstsonnabend im Wald. Dort werden junge Birken geschlagen. Am Nachmittag gehen die jungen Männer im Dorf von Haus zu Haus und verteilen die Bäume.

„Mit dem Pfingstgrün holen wir den Frühling in die Dörfer“, sagte der Amtmann der Pfingstgesellschaft Hergisdorf, Jürgen Colawo. Höhepunkt des Fests ist an Pfingstmontag: Den Sommer verkörpern die in Weiß mit vielen bunten Accessoires gekleideten „Läufer“. Der Winter wird durch die verkleideten und bemalten „Dreckschweine“ repräsentiert. Diese stoßen sich gegenseitig in den Schlamm, bis die Läufer mit ihren langen Peitschen dazwischenfahren und die „Dreckschweine“ aus dem Schlammloch vertreiben. (dpa)