Das "fliegende Auge" Das "fliegende Auge": Das kann der neue Hubschrauber für Sachsen-Anhalts Polizei

Magdeburg - Zuerst ist nur ein leises Brummen zu hören. Dann schießt der blau-silberne Polizeihelikopter über das Dach eines der flachen Hangars auf dem Flugfeld bei Magdeburg hinweg.
Landespolizei bekommt neuen Helikopter
Unter dem Gejaule der Polizeisirene dreht die Maschine eine Ehrenrunde vor dem Aufgebot aus rund drei Dutzend Polizisten, Politikern und Journalisten, die sich zur Vorstellung des neuen Hubschraubers versammelt haben. Außen an den Kufen - nur durch ein Seil gesichert - steht ruhig ein Beamter im schwarzer Pilotenoverall. Die roten Scheiben seines Helmvisiers bedecken seine Augen. Die Botschaft ist klar: Sachsen-Anhalts Polizei hat ein wachsames Auge auf das Land. Auch aus der Luft.
Minister Stahlknecht übergibt neue Maschine
Die neue Maschine hat Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montagnachmittag in die Hände der Landespolizei übergeben. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) trat als Überraschungsgast auf.
Es ist der zweite Helikopter seiner Art in der hiesigen Luftstaffel. Bereits 2017 erhielt die Landespolizei ihren ersten modernen Hubschrauber. Die nagelneue Maschine löst die verbleibenden zwei in die Jahre gekommenen Modelle von 1991 und 1992 ab. Dass zur Übergabe am Montag zahlreiche Spitzenpolitiker erscheinen, hat einen guten Grund: Satte elf Millionen Euro kostet der Helikopter das Land.
„Das ist gut angelegtes Geld - für die Sicherheit der Menschen im Land und derer, die ihn fliegen“, sagt Innenminister Stahlknecht auf dem Flugfeld.
Neuer Hubschrauber H145 knackt Weltrekord
Die 17 Meter lange Maschine vom Typ H145 gilt als einer der leistungsfähigsten Hubschrauber in der Gewichtsklasse bis vier Tonnen. Zwei 1.000 PS starke Triebwerke beschleunigen den H145 auf 240 Kilometer pro Stunde. 900 Liter Sprit verbrennen die Motoren dabei in etwa drei Stunden - dann muss getankt werden. Selbst wenn einer der Motoren ausfalle, könne der Heli aufgrund der Triebwerkstärke noch landen, sagt Frank Michler, Flugbetriebsleiter der Hubschrauberstaffel.
Laut Hersteller Airbus knackte der H145 sogar einen Weltrekord, indem er auf dem höchsten Gipfel Südamerikas landete - 7.000 Meter über dem Meeresspiegel. „Es ist State of the Art“, bekräftigt Pilot Michler.
Helikopter soll Suche nach Vermissten erleichtern
Das neue Luftgefährt des europäischen Flugzeugbauers ist quasi das Schweizer Taschenmesser unter den Helikoptern: Mit Wärmebildkamera und Suchscheinwerfer an Bord können die Beamten aus der Luft Vermisste oder Täter auf der Flucht aufspüren.
Vor wenigen Monaten habe er so mit einem Team eine als vermisst gemeldete Seniorin nahe Wittenberg finden und retten können, berichtet Michler. Geholfen hat die moderne Kameratechnik. „Mit der Wärmebildkamera habe ich aus zwei Kilometern schon mal eine Maus springen sehen“, sagt der Pilot.
Hubschrauber kann auch Waldbrände bekämpfen
Eine Seilwinde erlaubt der Besatzung im Helikopter außerdem das Retten von verletzen Personen und den Transport von Löschbehältern. So kann die Maschine auch zur Bekämpfung von Waldbränden eingesetzt werden. Denn die Feuerwehr habe keine eigenen Helikopter, berichtet Michler.
Aber auch zum Transport von Sondereinsatzkräften, der Suche nach Umweltsündern, die Abfälle in Flüssen oder auf Feldern entsorgen, oder der Verkehrsüberwachung sei der H145 einsetzbar. Waffen trägt die Maschine nicht.
Luftunterstützung bei Terror-Lagen
Grundsätzlich starte bei jedem größeren Geschehen in Sachsen-Anhalt ein Helikopter vom Flugplatz bei Magdeburg, um den Beamten am Boden einen Überblick über die Lage geben zu können, berichtet Michler. „Es ist sowas wie das fliegende Auge der Polizei.“
Beim Anschlag in Halle im vergangenen Oktober stieg ebenfalls ein Polizeihubschrauber auf, um den flüchtigen Schützen aufzuspüren. Auch Dank der Unterstützung aus der Luft sei es den Beamten am Boden schließlich gelungen, den Attentäter zu stellen, berichtet Pilot Michler.
Millionen für zweite Maschine
Dass sich Sachsen-Anhalt nun ein zweites Modell des millionenschweren Helikopters leistet, sei nötig, bekräftigt Michler. Denn: Auf jede Flugstunde des Hubschraubers kommt auch Wartungszeit. Um jederzeit starten zu können, brauche die Polizei daher mehrere Maschinen. Natürlich freut auch die Piloten die Neuanschaffung: „Wir fliegen ihn sehr gern“, räumt Michler schmunzelnd ein. (mz)