Pfarrhaus in Dabrun Dabrun: Pfarrhaus soll zum Reformationsjubiläum Herberge für Pilger werden

Dabrun - Im Mai ist Brigitte Fryschel aus dem Dabruner Pfarrhaus ausgezogen. Sie wohnt jetzt in einem Block in Pratau und genießt es, nicht mehr die Kohleöfen anzufeuern. Vorm Pfarrhaus in Dabrun fährt am Dienstag trotzdem ein Laster vor und bringt eine frische Lieferung Briketts. Dabei gibt es gar keinen neuen Mieter im alten Fachwerkhaus. „Da hätten wir wohl auch niemanden mehr gefunden“, meint Pfarrer Jürgen Hofmann.
Da hat er wohl recht. Selbst für wenig Miete mag heute niemand mehr Kohlen schleppen oder Decken vor die Fensterritzen legen, damit der Wind nicht hindurch pfeift. Als ihr Ehemann starb, sah Brigitte Fryschel deshalb auch die Zeit gekommen, nach 23 Jahren das Pfarrhaus zu verlassen. „So ganz alleine in dem Haus“, das war ihr dann doch nichts.
Beitrag der Gemeinde zum Reformationsjubiläum
Lange leer stehen wird das Pfarrhaus deswegen allerdings nicht. Ingrid Janott hatte eine Idee für eine neue Nutzung. „Wir richten hier eine Pilgerherberge ein“, sagt die ehemalige Bürgermeisterin des Ortes. „Das ist der Beitrag unserer Gemeinde zum Reformationsjubiläum“, ergänzt der Pfarrer und ahnt: „Wittenberg hat sicher ein kleines Problem damit, im kommenden Jahr alle Pilger in der Stadt unterzubringen“.
Da kann Dabrun eine gute Alternative werden, um müden Pilgern eine Herberge zu geben. „Das wichtigste ist ein Bett“, meinen Janott und Hofmann. Dafür wird über den Winter nun alles hergerichtet. Mindestens drei Schlafräume wollen sie hier einrichten, mal mit Betten oder auch nur mit Futons. So ganz genau sind die ehemaligen Wohnräume im Pfarrhaus noch nicht aufgeteilt.
Aber Brigitte Fryschels altes Wohnzimmer wird auf jeden Fall der Aufenthalts- und Frühstücksraum. Dort steht jetzt schon eine Küche bereit, die gespendet wurde und nebenan eingebaut wird. Jürgen Hofmann führt weiter in eines von zwei Bädern. „Die Wanne kommt raus, da müssen Duschen hinein“, sagt er.
In der ersten Etage muss das Bad ebenso überholt werden. Ansonsten aber finden die Beiden die Grundsubstanz nicht schlecht. „Da habe ich schon schlimmere alte Pfarrhäuser gesehen“, meint Hofmann. Frische Farbe an die Wände und eine Grundreinigung, dann wäre eigentlich schon alles bereit, um die Isomatten und Schlafsäcke auszurollen.
Haus bleibt weiterhin Winterkirche
„Pilger bringen ja meist alles mit“, sagt Ingrid Janott. Das kommt den Dabrunern entgegen, denn schließlich soll der Aufwand des Betreibens der Herberge gering gehalten werden. Zur Verfügung steht dafür ein ABM-Mitarbeiter, der schon jetzt über das Projekt „Jobperspektive 58+“ tätig ist und auch die Kirche offen hält und das Archiv der Gemeinde pflegt, das im ersten Stock noch zwei Räume beansprucht.
So ganz wird sich die Gemeinde schließlich nicht aus dem Pfarrhaus zurückziehen. Auch der Gemeinderaum im Erdgeschoss bleibt bestehen und dient den Kirchengliedern nach wie vor als Winterkirche.
„Mit klappbaren Gästebetten werden wir recht flexibel sein, was die Zahl der Unterbringung betrifft“, erklärt Pfarrer Hofmann. Durch eine Kooperation mit dem Pilgerbüro „These 62“ in Wittenberg sollen die Pilger von dem Angebot in Dabrun erfahren. „Die Dabruner wollen gerne Gastgeber sein“, sagt Jürgen Hofmann und kündigt die Einweihung der Pilgerherberge für das Frühjahr an, denn „dann beginnt schließlich die Saison“.
„Was besseres kann der Mensch doch nicht tun“, findet die ehemalige Mieterin Brigitte Fryschel und freut sich darauf, wenn wieder Leben ins Pfarrhaus zieht. Zumindest in der wärmeren Jahreszeit, denn nach wie vor wird in der Herberge mit Kohleöfen geheizt.
„Um das Haus komplett zu sanieren braucht es doch mindestens eine halbe Million“, schätzt Pfarrer Hofmann mal grob. Das lässt sich beim besten Willen nicht mit Pilgergästen einspielen, die in Dabrun zumindest einen Unkostenbeitrag für die Übernachtung zahlen sollen.
Ziemlich nah ist dann für sie aber auch die Anreise zur Elbwiese und damit zum Kirchentags-Abschlussgottesdienst. Der findet gewissermaßen bei Pfarrer Hofmann vor der Tür in Pratau statt. Die Nähe garantiert ihm jedoch nur bedingt einen guten Blick aufs Gewimmel am 28. Mai. „Unser Kirchturm ist ja nur 14 Meter hoch“, sagt er, und tauge somit nicht wirklich als Aussichtspunkt. „Aber wenn man sich auf den Deich stellt, sieht man auch gut“, ist sich der Pfarrer sicher. Wer von Initiativen und Projekten aus Gemeinden oder von Privatleuten zum Reformationsjubiläum weiß, kann die MZ-Lokalredaktion gerne darüber informieren unter der bekannten E-Mail [email protected].
(mz)



