Corona Corona in Sachsen-Anhalt: Landesregierung stellt Impf-Strategie vor
Magdeburg - In einer Pressekonferenz am Freitag haben Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD), Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KSVA), Sachsen-Anhalt und Oberst Halvor Adrian, Leiter des Landeskommandos Sachsen-Anhalt der Bundeswehr, erklärt, wie der Aufbau der Anlaufstellen für Impfungen gegen das Coronavirus vorankommt. Die wichtigsten Infos im Überblick:
Wer wird wann geimpft?
In einem ersten Schritt soll medizinisches Personal in Krankenhäusern und Arztpraxen sowie Beschäftigte und Bewohner in Pflegeeinrichtungen geimpft werden. Parallel werden in den Landkreisen und kreisfreien Städten sukzessive Impfzentren aufgebaut. „Impfungen werden zunächst denen angeboten, die besonders gefährdet sind“, so Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne.
Möglicherweise könne sogar noch in diesem Jahr mit dem Impfen begonnen werden. „Wir setzen große Hoffnungen auf eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus“, so Ministerin Grimm-Benne. Konsequentes Impfen sei zentraler Baustein im Kampf gegen die Pandemie. Allerdings werde zunächst nur eine eingeschränkte Menge Impfstoff zur Verfügung stehen.
Sachsen-Anhalts Impfkonzept
Konkret sieht das Impfkonzept vor, dass Impfstofflogistik, Transport und Terminmanagement landeseinheitlich durch das Land beauftragt, organisiert und koordiniert wird. Die Landkreise und kreisfreien Städte errichten und betreiben die Impfzentren, wobei die fachlich-medizinische Leitung jeweils bei einem Arzt liegt. Die ersten Zentren sollen im Dezember eingerichtet sein. Daneben sollen mobile Teams zum Einsatz kommen, zum Beispiel für Impfangebote in Pflegeeinrichtungen. Grimm-Benne: „Am Terminvergabesystem wird aktuell gearbeitet.“ KVSA-Vorstandsvorsitzender John ergänzt: „Über 600 ambulant tätige Ärzte und ehemalige Vertragsärzte haben sich bisher schon bereit erklärt, in Impfzentren mitzuarbeiten und auch Patienten in Pflegeheimen zu impfen“.
Oberst Halvor Adrian, Kommandeur Landeskommando Sachsen-Anhalt, betonte: „Grundlage für die Fortsetzung der Unterstützungsleistung der Bundeswehr im Bundesland sind Hilfeleistungsanträge; zur Umsetzung der heute veröffentlichten COVID-Impfstrategie kann bei Bedarf das Bundesland, vertreten durch das Sozialministerium oder auch die Landkreise/kreisfreien Städte entsprechend Anträge auf Unterstützung stellen. Im Landeskommando Sachsen-Anhalt werden diese Anträge bearbeitet und abschließend durch das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin entschieden. Es müssen aber auch immer geeignete Ressourcen innerhalb der Bundeswehr zur Verfügung stehen, um in der Amtshilfe mit Personal und Material zu unterstützen.“
Wer zahlt für die Impfzentren?
Die Kosten für die Impfzentren werden von den Ländern und aus Mittel der Gesetzlichen Krankenkassen getragen. Der Bund bezahlt den Impfstoff, die Länder sind für Lagerung und Logistik zuständig. So hat das Land Spritzen und Kanülen bestellt, aber auch Ultra-Low-Temperatur-Gefrierschränke, in denen Impfstoff bei bis zu -75 Grad Celsius gelagert werden kann. Dies ist nach bisher vorliegenden Informationen für den Impfstoff, der voraussichtlich als erster bereitstehen stehen wird, notwendig.
Grimm-Benne sagte, alle Beteiligten, insbesondere auch die Landkreise würden damit vor eine sehr komplexe Herausforderung gestellt. Neben der Kontaktnachverfolgung gebe es in den kommenden Monaten eine neue „Mammutaufgabe“.
Problematisch sei, dass es viele Informationen, die eigentlich für eine Vorbereitung unabdingbar seien, zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gebe. Noch sei der Impfstoff nicht zugelassen und es sei unklar, wann und in welchen Mengen geliefert werde. Zudem fehle noch die abschließende Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur Priorisierung bei den Impfungen.
Bis zu 130.000 Dosen Impfstoff für Sachsen-Anhalt
Nach jetzigen Informationen könnten im ersten Schritt für Deutschland bis zu fünf Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, von denen Sachsen-Anhalt entsprechend seines Einwohneranteils bis zu 130.000 Dosen erhalten könnte. Ziel sei, mit dem Impfen beginnen zu können, sobald der erste Impfstoff geliefert wird. „Vielleicht schon vor dem Jahreswechsel“, zeigte sich die Ministerin optimistisch.
Das Impfkonzept werde fortlaufend angepasst, wenn neue Informationen vorliegen. Zunächst gehe es darum, die notwendigen Strukturen aufzubauen. Für das kommende Jahr hoffe sie, dass es möglichst schnell gelingen kann, Impfungen auch „über das Regelsystem, also niedergelassene Ärzte, gegebenenfalls über Schwerpunktpraxen“ zu organisieren, so Grimm-Benne.
Kassenärztliche Vereinigung: Impfbereitschaft schwer einschätzbar
Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts (KV) räumte ein, dass die Impfbereitschaft der Bevölkerung momentan schwer einzuschätzen sei. Letzte Umfragen gingen von etwa 60 Prozent aus. Konkret werde sich das zeigen, wenn die Impfung zur Verfügung stehe. Gleichwohl seien rund 500 niedergelassene Ärzte bereit, in den mobilen Impfteams und in den aufzubauenden Impfzentren tätig zu werden - neben ihrer eigentlichen Praxis-Zeit. Zusätzlich unterbrechen etwa 100 Ärzte ihren Ruhestand, um die Arbeit dort zu unterstützen. Auch zahlreiche Arzt-Helferinnen seien einsatzbereit.
Die Vorbereitungen laufen vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Impfstoff der Firma Biontech derzeit noch nicht zugelassen ist. Auch über die Verträglichkeit und mögliche Nebenwirkungen sei noch nichts bekannt, sagte John. Die Frage könne erst beantwortet werden, wenn den Ärzten die Zulassungsdokumente vorlägen. (mz)