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Corona in Sachsen-Anhalt Corona in Sachsen-Anhalt: Haseloff fordert jetzt flächendeckende Grippeimpfung

Von Jan Schumann 11.06.2020, 22:20
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) berichtet dem Landtag am Donnerstag über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) berichtet dem Landtag am Donnerstag über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. picture alliance/dpa

Magdeburg - Um während der Corona-Pandemie weitere Belastungen durch die normale Grippe zu vermeiden, will Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sich für eine möglichst flächendeckende Grippeschutzimpfung in Sachsen-Anhalt einsetzen. „Das Virus wird auch im Herbst und im Winter da sein“, sagte Haseloff am Donnerstag in einer Regierungserklärung zur Corona-Politik des Kabinetts. Angesichts der relativ alten Bevölkerung in Sachsen-Anhalt müsse eine Grippewelle während der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus vermieden werden.

Haseloff will sich für flächendeckende Grippe-Impfungen einsetzen

Darüber hinaus erschwere ein gleichzeitiges Auftreten der Grippe und des neuartigen Coronavirus die Diagnose und damit auch die angemessene Behandlung der Kranken. Eine flächendeckende Grippeschutzimpfung sei daher ein „dringendes Gebot“. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina habe ihn auf die Gefahren hingewiesen. Haseloff appellierte in seiner Rede an die Abgeordneten im Landtag, sich für flächendeckende Impfungen einzusetzen

Haseloff hat außerdem in der Corona-Krise zu neuem Optimismus geraten. „Verzagtheit wäre fehl am Platz“, sagte der Regierungschef. Sachsen-Anhalt habe die Pandemie bisher gut bewältigt.

Zwar bleibe sie eine Herausforderung, angesichts niedriger Infektionszahlen gebe es aber „keinen Grund, sich einzuigeln“. „Wir brauchen Zuversicht und Zutrauen“, so Haseloff.

Er verknüpfte dies mit einem Aufruf, die regionale Wirtschaft nach dem „Lockdown“ wieder anzukurbeln. „Besuchen wir wieder Restaurants und Theater oder Kinos. Machen wir wieder Urlaub im Harz oder an Saale und Unstrut.“

Haseloff: „Kontraproduktiv“ ist es, nun Geld auf die hohe Kante zu legen

Und weiter: „Kaufen wir wieder ein bei regionalen Händlern vor Ort und investieren wir wieder in die Zukunft, indem wir unseren Handwerkern Aufträge erteilen.“ Nur so könne das gesellschaftliche Leben wieder Fahrt aufnehmen. „Kontraproduktiv“ sei es hingegen, nun Geld auf die hohe Kante zu legen.

Genauso notwendig sei die Rückkehr zum Normalbetrieb der Schulen. Haseloff bekräftige, dies sei zum kommenden Schuljahr geplant. „Eine Konsequenz aus der Krise ist völlig klar, eine Schule ohne Lehrerinnen und Lehrer ist nicht denkbar.“

Die Eindämmung des Virus bleibe aber Priorität: Haseloff sagte, die beste Wirtschaftsförderung bestehe darin, einen zweite Infektionswelle zu verhindern. „Einen weiteren Shutdown werden wir nicht bewältigen können", so der Regierungschef.

Haseloff: Bei medizinischen Produkten unabhängiger vom Ausland werden

Haseloff will weiterhin angesichts der Corona-Pandemie bei der Versorgung mit medizinischen Produkten künftig unabhängiger vom Ausland werden. Bei Material, Produktion und Lagerung von medizinisch wichtigen Produkten müssten Deutschland und Sachsen-Anhalt „eine Autarkie, eine Pandemiefestigkeit auch für zukünftige Pandemien hinbekommen“, sagte Haseloff am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Magdeburger Landtag.

Haseloff: Land hat hervorragende Unternehmen im Bereich der Pharmamedizintechnik

Auch bei der Impfstoffherstellung gehe es darum, strategische Allianzen zu bilden, um die Wirkstoffe im eigenen Land herstellen und dann weltweit anbieten zu können. Sachsen-Anhalt habe hervorragende Unternehmen im Bereich der Pharmamedizintechnik und könne bei der Herstellung eines Impfstoffes helfen, sagte Haseloff. In diesem Bereich dürften strategische Punkte nicht nach außen gegeben werden, um kurzfristig Geld zu sparen.

Deutschland hatte gerade zu Beginn der Pandemie im März Probleme gehabt, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit medizinischem Material zu versorgen. Die Behörden waren dabei aus Lieferungen aus China angewiesen gewesen.

Kritik von Seiten der Opposition

Die Opposition sieht die Lage freilich kritischer. AfD-Fraktionschef Oliver Kirchner beklagt, das Parlament werde in der Krise ausgeschaltet, das Kabinett Haseloff regiere nur noch per Verordnung. Zu Beginn der Parlamentssitzung provoziert die Rechtsaußenpartei gleich eine Unterbrechung, indem sie bewusst gegen Abstandsregeln verstößt, fast in voller Stärke im Fraktionsblock sitzt. Das soll ein symbolischer Protest gegen die jüngsten „Black Lives Matter“-Demos sein, bei denen Demonstranten die geltenden Sicherheitsabstände nicht befolgt hatten. Die Demos richteten sich gegen Rassismus. Die AfD kritisiert die Proteste mit eigenen Schildern.

Linke will „Kindergipfel“

Die Linke attestiert eine „Krise des Gesundheitssystems“, die unter Corona-Bedingungen „brutal“ zutage getreten sei. Krankenhäuser seien unterfinanziert. Fraktionschef Thomas Lippmann kritisiert, dass Haseloff dazu kein Wort verloren habe. Lehrer Lippmann attestiert der Regierung zudem, dass der Versuch gescheitert sei, in der Pandemie vernünftigen Schulunterricht zu organisieren. Die Linke fordert einen Kindergipfel im Land. Durch geschlossene Kitas, Schulen und Freizeitangeboten seien Kinder besonders stark von der Krise betroffen - bis hin zu Einschnitten in die kindliche Entwicklung, sagt Fraktionsvize Eva von Angern. Der Blick auf diese Probleme fehle bisher völlig.

Haseloffs Koalitionspartner von SPD und Grünen fordern nun Richtungsentscheidungen in der Krise. Die Grünen hoffen auf einen ökologischen Umbau der Wirtschaft. Die SPD fordert - auch mit Blick auf Homeoffice und Heimunterricht - den „Aufbruch in eine digitale Zukunft“. (mz/dpa)