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Hardy Peter Güssau CDU in Sachsen-Anhalt: Hardy Peter Güssau soll die Christdemokraten leiten

Von Hendrik Kranert-Rydzy 22.03.2016, 19:13
Peter Güssau
Peter Güssau Meinicke

Stendal - Für einen Konservativen, wie er sich selbst bezeichnet, ist Hardy Peter Güssau ziemlich modern: Er lebt seit Jahren in einer Wochenendbeziehung ohne Trauschein, hat keine eigenen Kinder und fährt eines der schnellsten Motorräder der Welt.

Nun soll der 53-jährige Altmärker all’ seine politischen Fähigkeiten aufbringen, Sachsen-Anhalts Landtagsabgeordnete im Zweifel in allzu aufgebrachter Rede zu entschleunigen: als Landtagspräsident.

Die CDU-Landtagsfraktion wählte Güssau am Dienstag zum Kandidaten für das ranghöchste politische Amt in Sachsen-Anhalt. Da es parlamentarischer Brauch ist, dass der größten Fraktion dieses Amt zusteht, spricht vieles dafür, dass Güssau demnächst einen Riesensprung in seiner politischen Karriere macht.

Güssau setzte sich fraktionsintern mit 17 Stimmen und einer Enthaltung gegen seine Konkurrentin Eva Feußner durch, für die acht Abgeordnete votierten. „Ich freue mich über das eindeutige Ergebnis“, sagte Güssau nach der Wahl - gab sich ansonsten aber noch zugeknöpft. Zu dem, was er als Erster unter Gleichen im Landtag plane, wolle er noch nichts sagen: „Ich bitte um Contenance, wir haben schwierige Zeiten.“ Güssau spielte damit auf die laufenden Sondierungsgespräche zwischen CDU, SPD und Grünen und einer neuen starken Oppositionsführerin im Parlament an - der AfD.

Der Landtagspräsident geht damit in eine Wahlperiode, die nahezu ohne Beispiel ist: Der Vergleich zur 1998 in den Landtag eingezogenen DVU zieht da nur bedingt, die Rechtsextremen zerlegten sich bald selbst und wurden ansonsten vom demokratischen Spektrum im Parlament mit Nichtachtung gestraft und bei Anträgen ins Leere laufen gelassen.

Das wird bei der AfD nicht funktionieren, zudem buhlt diese um die Aufmerksamkeit der anderen Parteien. Es wird an Güssau liegen, die fließenden Grenzen zwischen demokratischer Debatte und populistischer Provokation zu erkennen und im Zweifel Auswüchsen Einhalt zu gebieten.

Güssau kann das durchaus gelingen: Der Stendaler Bildungs- und Finanzpolitiker gilt zwar als Kumpeltyp und als sehr verlässlich, aber auch als einer, der sehr klar seine eigene Meinung - in Zweifel auch gegen die eigenen Partei - vertritt und schnell auf den Punkt kommen kann. Wie man schwierige politische Situationen meistert, hat Güssau in seiner Heimatstadt bewiesen: Es gelang ihm als CDU-Ortsvorsitzender und Fraktionschef im Stadtrat, die von einem CDU-Mann begangene massive Wahlfälschung als Tat eines Einzelnen abzutun. Auch wenn die Affäre strafrechtlich bis heute nicht ausgestanden ist: Weder der Stendaler CDU noch ihm persönlich schadete die Geschichte. Güssau holte zum dritten Mal in Folge das Direktmandat für den Landtag. Spricht man Güssau heute auf die Geschichte an, gibt er sich betont lässig: „Das ist ein Thema zum Gähnen, das ist durch.“

Als Gymnasiallehrer für Geografie und Geschichte dürfte sich Güssaus Erfahrung mit schwierigen Kantonisten, wie sie Landtag auf ihn zukommen könnten, hingegen in Grenzen halten. Bei echten Problemfällen kann er aber auf die Erfahrungen seiner langjährigen Lebensgefährtin zurückgreifen. Diese ist wie er Pädagoge, allerdings nicht in der heilen Pennälerwelt, sondern an einer Brennpunktschule in Berlin.

Güssaus Partnerin ist übrigens schon zweimal in dessen Leben getreten: Das erste Mal im Studium in Berlin, „das war meine Jugendliebe“, erzählt Güssau stolz. Die ging dahin; doch 20 Jahre später lief man sich erneut über den Weg. Nun führe man eine fahrtenreiche Wochenendbeziehung. „Aber wir sind auch moderne Menschen“, sagt Güssau. Bevor es im Landtag zur Sache geht, will er erst einmal Urlaub machen: Mit seiner Suzuki Hayabusa - Spitze 300 Kilometer pro Stunde - fährt er einen Freund in Slowenien besuchen.