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Bio-Hof Gut Glüsig Bio-Hof Gut Glüsig: Caritas muss Vorzeigeprojekt in der Börde verkaufen

Von Hagen Eichler 05.02.2018, 01:00

Magdeburg - Der katholische Wohlfahrtsverband Caritas muss sich von einem Vorzeige-Projekt trennen. Das ökologisch betriebene Gut Glüsig (Landkreis Börde) mit Sachsen-Anhalts größter Bio-Schlachterei steht zum Verkauf.

„Wir konnten das Gut leider nicht wirtschaftlich stabil führen“, bestätigt Verena Müller, Geschäftsführerin des Caritas-Regionalverbandes Magdeburg. Nach MZ-Informationen gibt es aktuell Verhandlungen mit einem Landwirt aus Mansfeld-Südharz.

Der Betrieb hat ein Dutzend Mitarbeiter. Hinzu kommen 14 seelisch behinderte Menschen, die durch Hilfstätigkeiten eine feste Tagesstruktur bekommen sollen. Der Betrieb mit 135 Hektar Ackerfläche und Grünland erfüllt die strengen Kriterien des Öko-Verbundes „Bioland“. Die Schlachterei wurde 1998 errichtet. Fleisch- und Wurstwaren werden über einen Hofladen, einen mobilen Verkaufsstand und eine eigene Verkaufsfiliale in Magdeburg vertrieben. Magdeburgs katholischer Bischof Gerhard Feige ist als Schirmherr des Fördervereins engagiert.

Gut Glüsig: Das Festhalten an ökologischer Landwirtschaft ist Pflicht

„Wir haben das mit viel Herzblut betrieben, aber es geht nicht mehr“, bedauert Geschäftsführerin Müller. Da es auch nicht gelungen sei, Kooperationspartner zu finden, bleibe nur der Verkauf. „Wir werden uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren, unsere soziale Arbeit mit Beratungen und ambulanter Pflege.“

Der Ausstieg gestaltet sich schwierig, weil der potenzielle Käufer alle Mitarbeiter übernehmen und auch die Beschäftigung der seelisch Kranken auf dem Hof weiterführen soll. Verpflichtend ist auch das Festhalten an ökologischer Landwirtschaft.

„Daraus ergibt sich ein ganz bestimmtes Käuferprofil. Investoren scheiden aus“, sagt Stefan Zowislo, Sprecher des Caritasverbandes für das Bistum Magdeburg. Nach MZ-Informationen haben Landwirte aus der Region dankend abgelehnt. „Ackerbau und Tierproduktion wären schon interessant, auch als Öko-Betrieb“, sagt einer. „Aber von dem sozialen Bereich hat man als Landwirt keine Ahnung.“

Die denkmalgeschützte Hofanlage ist fast 1.000 Jahre alt und gehörte einst zu einem Kloster. Die Caritas hatte das Gut 1992 von der Treuhand übernommen. (mz)