1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Beim MDK: Beim MDK: Ärger um neuen Job für Ex-Minister Felgner

Beim MDK Beim MDK: Ärger um neuen Job für Ex-Minister Felgner

Von Hagen Eichler 02.03.2018, 12:53
Der ehemalige Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts, Jörg Felgner (li., SPD) - hier im Gespräch mit Kultusminister Marco Tullner (CDU) - während einer Landtagssitzung in Magdeburg.
Der ehemalige Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts, Jörg Felgner (li., SPD) - hier im Gespräch mit Kultusminister Marco Tullner (CDU) - während einer Landtagssitzung in Magdeburg. imago stock&people

Magdeburg - Als alles vorbei war, hatte Jörg Felgner eine letzte Botschaft: Auf seiner Pension ausruhen werde er sich nicht. „Ich will arbeiten“, betonte der Sozialdemokrat vor einem Jahr im MZ-Interview. Im November 2016 hatte er unter Druck das Amt des Wirtschaftsministers aufgeben müssen.

Einige Wochen später wurde der vormalige Beamte mit 44 Jahren in den Ruhestand versetzt. Jetzt hat Felgner Hoffnung auf einen neuen Arbeitsplatz - ein alter Bekannter hat ihm dabei geholfen.

Als Jahresgehalt winkt Felgner eine Summe von etwa 130.000 Euro

Es geht um den Chefposten beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Sachsen-Anhalt. Der von den Kassen beauftragte Pflege-Gutachter mit 300 Mitarbeitern braucht im Sommer einen neuen Chef, der Amtsinhaber hat seinen Vertrag nicht verlängert.

Als Jahresgehalt winkt eine Summe von etwa 130.000 Euro. Dass sich Felgner auf diesen Posten Hoffnung machen kann, verdankt er Hans-Jürgen Müller. Der Funktionär der IG Bau stammt wie Felgner aus Halberstadt - man kennt sich.

Im Nebenamt sitzt Müller als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Krankenkasse IKK gesund plus. Gleichzeitig ist er Vorsitzender im Verwaltungsrat des MDK – Müller hat also bei der Besetzung des Geschäftsführers ein wichtiges Wort mitzureden.

Nach MZ-Informationen war es der Gewerkschafter, der Felgner vorgeschlagen hat. Das bestätigen mehrere Insider unabhängig voneinander. Müller will über seinen Einsatz lieber nicht sprechen. „Verschiedene Krankenkassen haben Vorschläge für den Posten gemacht“, sagt er lediglich. Es sei aber zu früh, um darüber zu reden - eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Widerstand gegen Nominierung Felgners

Bei einigen Kassen stößt die Nominierung des prominenten Sozialdemokraten auf Widerstand. Bemängelt wird Felgners fehlende Fachkenntnis: Der Diplom-Verwaltungswirt und studierte Politikwissenschaftler hat nie im Gesundheitsbereich gearbeitet.

Beim scheidenden Amtsinhaber ist das anders: Volker Rehboldt hatte bei der AOK gelernt und war von dort zum MDK gewechselt. Auch Rehboldts Vorgänger Rudolf Sickel war zuvor Kassen-Manager - er kam von der Barmer.

Zumindest einen Berührungspunkt mit dem Gesundheitssystem hatte Felgner: In seinen anderthalb Jahren als Wirtschaftsminister gehörte er qua Amt den Aufsichtsräten der Unikliniken Halle und Magdeburg an. Doch reicht das? „An der Spitze des MDK braucht man jemanden, der die Akteure im Gesundheitswesen kennt“, sagt ein hochrangiger Kassen-Vertreter.

„Hier sieht es so aus, als ob es um die Versorgung eines SPD-Politikers geht.“ Felgner weist diesen Vorwurf zurück. Eine Versorgung bekomme er jetzt - nämlich vom Land. Wenn er nun eigenes Geld verdiene, spare das Land seine Pension, rund 48.000 Euro jährlich.

MDK hat Headhunter mit Erfahrung im Gesundheitswesen engagiert

Die Entscheidung über den neuen Geschäftsführer fällt der 14-köpfige Verwaltungsrat des MDK. In ihm sind - je nach Mitgliederstärke - die Krankenkassen vertreten, von der großen AOK bis zur kleinen Bahn-BKK. Zur Sichtung der Personalvorschläge hat das Gremium einen Headhunter mit Erfahrung im Gesundheitswesen engagiert.

An diesem Freitag soll er dem Findungsausschuss des MDK eine Rangfolge der Bewerber vortragen. Nach MZ-Informationen soll Felgner eine ausgesprochen positive Beurteilung erhalten haben.

Der MDK-Chef wird für sechs Jahre angestellt. Auf den Vertrag wirft noch das SPD-geführte Sozialministerium einen letzten Blick. Geprüft wird allerdings nicht, ob der Neue ausreichend qualifiziert ist. „Wir haben lediglich die Rechtsaufsicht“, sagt eine Ministeriumssprecherin. „Es geht etwa um die Angemessenheit der Vergütung.“

Felgner war lange Jahre ein enger Vertrauter des mächtigen Finanzministers Jens Bullerjahn (SPD). Unter ihm stieg er 2011 zum Staatssekretär auf. In dieser Eigenschaft unterzeichnete Felgner auch einen Vertrag, der dem halleschen Unternehmer Michael Schädlich ohne Befassung des Landtags einen millionenschweren Auftrag verschaffte. Als die Details bekannt wurden, musste der zum Wirtschaftsminister aufgestiegene Felgner zurücktreten. (mz)