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Bauhaus-Affäre Bauhaus-Affäre: Kein "Perren-Bashing" beim MDR: Wurden kritische Kommentare unterdrückt?

Von Kai Gauselmann 06.11.2018, 19:00

Dessau-Roßlau - Ein ungeheurer Vorwurf: Hat sich der MDR in der Debatte um den Auftritt von Feine Sahne Fischfilet im Bauhaus etwa selbst zensiert? Das behaupten anonym vorgebliche Mitarbeiter des MDR - und belegen das mit einem Schreiben von Reinhard Bärenz, dem Leiter der Hauptredaktion Kultur.

In der Mail schreibt Bärenz seinen Mitarbeitern, „wir haben uns intern darauf verständigt uns nicht am ,Perren-Bashing’ zu beteiligen und nicht mit einem Kommentar oder einer Bewertung rauszugehen, sondern die Lage im Blick zu behalten“. Das beklagen die anonymen Hinweisgeber als „schriftlich fixierte Zensuranweisung“ und „Zensur-Erlass“.  Die vorgeblichen MDR-Mitarbeiter geben an, sich aus Angst nicht zu erkennen geben zu wollen: „allzugern werden die Überbringer der Botschaft abgestraft“. Man habe Teile der Mail geschwärzt, um Rechte Dritter nicht zu verletzen.

Rundfunkräte verlangen Aufklärung von MDR-Intendantin Karola Wille

Die Mail ist ein Fall für die Politik. Die sachsen-anhaltischen Rundfunkräte Nicole Anger und Stefan Gebhardt haben MDR-Intendantin Karola Wille angeschrieben und Aufklärung verlangt. „Wir haben diese Mail auch bekommen“, sagte der Linken-Abgeordnete Gebhardt der MZ. „Wenn Journalisten sich anonym an Abgeordnete wenden, weil sie die Mail als Zensur empfinden, dann stimmt bei MDR Kultur doch etwas nicht“, so Gebhardt. „Da muss ein Klima der Angst herrschen.“ Die Mail werde Thema im Rundfunkrat.

Bärenz weist den Vorwurf der Zensur auf MZ-Nachfrage zurück. „Mir gegenüber hat sich keiner der Kollegen, der diese Mail bekommen hat, in dieser Weise geäußert. Keiner der Beiträge, die zum Thema Bauhaus bei MDR Kultur im Radio, Fernsehen oder Online veröffentlicht wurden, ist von mir in irgendeiner Weise korrigiert oder inhaltlich beeinflusst worden“, sagte er.

Mit „Perren-Bashing“ sei eine „unqualifizierte Herangehensweise“ im Internet gemeint gewesen. „In meiner Wahrnehmung fixierte sich die Kritik an der Entscheidung in dieser Sache sehr schnell auf die Person Claudia Perren, vor allem in den sozialen Netzwerken“, so der Redaktionsleiter. Deshalb habe man sich intern darauf verständigt, „dass diese Form der verbalen Auseinandersetzung mit dem Thema nicht unseren journalistischen Standards entspricht“.  Bärenz ist seit 1993 beim MDR und war unter anderem Sputnik-Chef. Ihm werden Chancen nachgesagt, jetzt Nathalie Wappler Hagen nachzufolgen. Die Programmdirektorin wird neue Chefin beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).  (mz)