Arsen-bücher Bibliotheken in Sachsen-Anhalt vor Sperrung? Wie Einrichtungen in Halle, Magdeburg und Wittenberg reagieren
Kürzlich kam die Meldung auf, dass in der Bielefelder Uni-Bibliothek mit Arsen belastete Bücher stehen könnten. Wie ist die Situation in Sachsen-Anhalt?
Magdeburg/Wittenberg/Halle/DUR. - Gift-Alarm in der Bielefelder Uni-Bibliothek. Rund 60.000 Bücher könnten laut Angaben der Leitung mit Arsen belastet sein und wurden deswegen zur Überprüfung für die Ausleihe gesperrt. Die Bibliotheken in Sachsen-Anhalt reagieren auf den Vorfall.
Auf Nachfrage bestätigt die Uni-Bibliothek in Magdeburg, dass eine Prüfung auf Arsen bisher noch nicht vorgenommen wurde. "Wir haben uns einen Überblick über den potenziell betroffenen Bestand gemacht. Weitere Schritte prüfen wir derzeit", heißt es von Seiten der Otto-von-Guericke-Universität. Der Gesamtbestand der Uni-Bibliothek umfasse aktuell knapp 500.000 Bände. 1,5 Prozent (circa 7.500) der Titel des Bestandes seien vor 1900 erschienen und kämen möglicherweise infrage.
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Bücher mit Arsen: Keine gesetzlichen Regelungen
Arsen wurde bis circa Ende des 19. Jahrhundert bei der Produktion von Büchern verwendet und kann in grau-grünen oder gelb-orangenen Farbstoffen vorkommen. Nicht jedes Buch mit derartigen Farben aus der Epoche ist jedoch pauschal betroffen. Das Gift gilt als krebserregend und wird über die Atemwege, Augen und über die Haut aufgenommen.
Laut der Universität Bielefeld gibt es bisher noch keine gesetzliche Regelung für Bibliotheken im Umgang mit möglicherweise belasteten Büchern.
Auch in der Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg gab es bisher keinerlei Untersuchungen auf Arsen. Die noch unbesetzte neue Bibliotheksleitung werde dies in den kommenden Monaten angehen. Rund 230.000 Bände umfasst die Sammlung, heißt es auf Nachfrage.
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Arsen-Bücher: Uni-Bibliothek Halle mit besonderen Maßnahmen
Eine der größten Büchersammlungen im Land hat die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle (ULB). Sie verfügt laut eigenen Angaben über rund fünf Millionen Bände aus mehreren Jahrhunderten.
"Titel, die potenziell Arsen-belastete Farben aufweisen, befinden sich aus Gründen des Bestandsschutzes in den Magazinen der ULB und sind für die Öffentlichkeit nur nach Bestellung in den Lesesaal einsehbar", heißt es auf Nachfrage. Das Entleihen der Bücher sei daher nicht möglich.
Eine Kontamination der Atemluft konnte laut Manuela Bank-Zillmann, Pressesprecherin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in Räumen verschiedener Bibliotheken bisher nicht festgestellt werden.
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Bücher mit Arsen belastet: Bibliothek Halle bleibt vorläufig offen
Arsen-Testungen seien generell sehr aufwändig und müssten je Buch erfolgen. Die ULB setze dabei auf stichprobenbasierte Messungen. "Die Mitarbeitenden der ULB wurden für den Umgang mit entsprechenden Titeln sensibilisiert und ergreifen Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von Handschuhen und die Einhaltung der Hygieneregeln", heißt es weiter.
Ein generelles Sperren der Bestände sei aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings nicht vorgesehen.