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Archäologischer Fund im Landkreis Stendal Seltener Schatz: Was die „Stachelschweinmünzen“ über früheres Leben verraten

Ein Silberschatz mit sieben seltenen Münzen ist in Altenzaun im Landkreis Stendal gefunden worden. Die sogenannten Stachelschweinmünzen verraten Archäologen viel über die frühere Zeit.

Von dpa/DUR Aktualisiert: 25.11.2024, 13:00
Die Münzen, die in Altenzaun im Landkreis Stendal gefunden wurden, wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Erschließung digitalisiert und jetzt ausgewertet.
Die Münzen, die in Altenzaun im Landkreis Stendal gefunden wurden, wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Erschließung digitalisiert und jetzt ausgewertet. Foto: Heiko Rebsch/dpa

Stendal. - Ein Silberschatz von sieben sogenannten Stachelschweinmünzen aus Altenzaun im Landkreis Stendal zeugt vom frühmittelalterlichen Handel mit Friesland. Die Stücke wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Erschließung digitalisiert und jetzt ausgewertet.

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„Der Fachbegriff ist Stachelschwein Sceattas (altenglisch für Schatz). Es sind die bislang am südöstlichsten gefundenen Münzen dieser Art“, sagte Archäologin und Numismatikerin Anika Tauschensky vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle.

Ehrenamtlicher Denkmalpfleger findet Münzschatz bei Stendal

„Diese Münzen wurden häufig in Norddeutschland und entlang des Rheins sowie in England, Belgien, Frankreich und vereinzelt in Dänemark gefunden“, berichtete sie weiter.

Die Münzen wurden in der östlichen Altmark gefunden, unweit der Elbe.
Die Münzen wurden in der östlichen Altmark gefunden, unweit der Elbe.
Foto: Heiko Rebsch/dpa

Ein ehrenamtlicher Denkmalpfleger fand die Stücke zwischen 2005 und 2014 auf einer eng begrenzten Fläche von 150 mal 60 Metern westlich der Elbe. „Der Silbergehalt der Münzen liegt durchschnittlich bei über 80 Prozent“, sagte Tauschensky. „Wahrscheinlich gehörten die Münzen zu einem Schatz und wurden nicht einfach so einzeln verloren.“ 

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Seltene Silbermünzen deuten auf Handel in der Altmark-Region hin

Die Region war Handelsplatz an der Elbe. Dort kreuzten sich damalige Fernhandelsrouten des Reiches der Merowinger, das ab 751 vom Geschlecht der Karolinger abgelöst wurde. „Es wurde vermutet, dass hier auch Handel getrieben wurde, mit den Münzen gibt es den Beleg dafür“, sagte Archäologe Georg Schafferer. „In dieser Zeit lief noch viel über Tauschhandel. Geld wurde für größere Güter benutzt.“

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Die Altmark wurde im Zuge der Unterwerfung der Sachsen von Karl dem Großen erobert und in das Fränkische Reich integriert, wie auch Friesland zuvor unter fränkische Kontrolle geriet. Möglicherweise kamen die Münzen auch im Gepäck der Franken in die Region um Altenzaun.

Die Motive der im Landkreis Stendal gefundenen Münzen erinnern an Stachelschweine. Daher kommt auch der Name.
Die Motive der im Landkreis Stendal gefundenen Münzen erinnern an Stachelschweine. Daher kommt auch der Name.
Foto: Heiko Rebsch/dpa

Das Aussehen dieser Münzen hatte sich aus römischen und byzantinischen Münzen entwickelt. Ursprünglich war auf den Münzen ein Kopf im Profil mit Strahlenkrone abgebildet. Auf späteren Prägungen ist nur noch die stilisierte Strahlenkrone zu sehen, die an ein Stachelschwein erinnert.

Auf den Rückseiten findet sich ein Rechteck mit zentralem Mittelpunkt und Beizeichen, das als Standarte interpretiert wird und ebenso von römischen Münzen bekannt ist. 

Seltene Münzen wurden für den Handel mit England geprägt

Diese Münzen wurden mit Prägestempeln hergestellt, deren Durchmesser größer als die Münzrohlinge waren. Daher zeigen die meisten Sceattas nie das komplette Motiv. Die Münzen wurden zwischen der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts in Ostfriesland insbesondere für den Handel mit England geprägt. Vermutlich kamen die hier gefundenen Münzen aus dem damaligen friesischen Ort Dorestad.

Anika Tauschensky, Archäologin und Numismatikerin, hält eine „Stachelschweinmünze“ aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts zwischen den Fingern. Sie wurde im Landkreis Stendal gefunden.
Anika Tauschensky, Archäologin und Numismatikerin, hält eine „Stachelschweinmünze“ aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts zwischen den Fingern. Sie wurde im Landkreis Stendal gefunden.
Foto: Heiko Rebsch/dpa

Die Sammlung des Landesmuseums für Vorgeschichte umfasst rund 25.000 Fundmünzen, die sukzessive in verschiedenen Projekten digitalisiert wurden.  Die Öffentlichkeit kann sich unter www.kenom.de (Kenom für „Kooperative Erschließung und Nutzung der Objektdaten von Münzsammlungen“) über die einzelnen Objekte informieren.

Seit 2022 werden nun auch die Fundmünzen in den Regionalmuseen Sachsen-Anhalts Stück für Stück digitalisiert.