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Verkehr A2: Intelligente Blitzer prüfen Tempo bei Magdeburg

Von Julius Lukas 13.10.2017, 05:55

Magdeburg - Die Autobahnen in Sachsen-Anhalt sind so gefährlich wie selten zuvor. Im Schnitt alle zwei Wochen stirbt auf den Schnellstraßen im Land ein Mensch. In diesem Jahr gab es bisher 21 tödlich Verunglückte.

Damit sind bereits jetzt drei Menschen mehr gestorben als 2016. Der langfristige Trend hin zu weniger Verkehrstoten ist damit zumindest auf den großen Trassen gestoppt.

Dieser Entwicklung will das Land entgegenwirken. „Wir wollen den Kontrolldruck erhöhen“, sagt Innenministeriumssprecher Danilo Weiser. An der neuesten Wunderwaffe im Kampf gegen Raser wird deswegen derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Entlang der A 2, nördlich von Magdeburg, will das Land die ersten beiden stationären Autobahn-Blitzer-Systeme in Sachsen-Anhalt in Betrieb nehmen. „Die Anlagen soll noch in diesem Jahr einsatzbereit sein“, so Weiser.

Die beiden Apparaturen bestehen aus sechs Säulen, die gleichzeitig alle Fahrstreifen überwachen können. Sie sind an eine elektronische Schilderbrücke gekoppelt und stellen sich scharf, wenn dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung angezeigt wird. Der Betreiber der Säule ist mit Jenoptik gleichzeitig ihr Hersteller.

Das Unternehmen aus Jena (Thüringen) stellt die Blitzer zur Verfügung und wartet sie auch. Vereinbart ist mit dem Land eine zweijährige Testphase.
In dieser Zeit wird Jenoptik auch an den Einnahmen der Anlage beteiligt.

Wie einträglich dieses Geschäft ist, zeigen andere Beispiele. So treibt ein ähnlicher Blitzer weiter westlich auf der A 2 jedes Jahr Millionenbeträge ein. Im Schnitt 400 Temposünder tappen pro Tag in die Foto-Falle bei Bielefeld. Der Stadt, die die Anlage aufgestellt hat, spült sie jährlich etwa sieben Millionen Euro in die Kassen.

Sachsen-Anhalt stelle neue Blitzer an der A2 bei Magdeburg aus: Hohe Einnahmen erwartet

Auch beim Land geht man von einer regen Blitzeraktivität bei den eigenen Geräten aus. Gerechnet wird mit täglich etwa 260 erfassten Verstößen. Dadurch sollen 1,9 Millionen Euro im Jahr eingenommen werden, bei Ausgaben von etwa 400 000 Euro. Für die erwartete Foto-Flut wird in der Bußgeldstelle extra neues Personal eingestellt.

Ministeriumssprecher Weiser betont allerdings: „Es geht uns bei dem Blitzer nicht um das Geld, sondern um Prävention.“ Der A-2-Abschnitt sei ein Unfallschwerpunkt. „Wenn die Fahrer wissen, dass dort Blitzer stehen, gehen sie vom Gas“, sagt Weiser. Das hätten Erfahrungen aus anderen Bundesländern gezeigt.

Ob diese ohne weiteres übertragbar sind, soll in der zweijährigen Testphase herausgefunden werden. „Dann wären auch stationäre Blitzer an anderen Orten denkbar“, sagt Weiser. Konkrete Planungen, welche Autobahnen dann bestückt werden, gibt es noch nicht.

Insgesamt registrierten Polizei und Kommunen im vergangenen Jahr knapp 250 000 Geschwindigkeits- und 5 500 Abstandsverstöße im Land. Auf den Autobahnen sind diese beiden Vergehen die häufigste Ursache für Unfälle. Um gegen diese Delikte vorzugehen, sollen künftig auch wieder mehr mobile Kontrollen, etwa durch Provida-Messfahrzeuge, durchgeführt werden.

Dass diese zuletzt vernachlässigt wurden, zeigt das Bespiel der Polizeidirektion Ost. Dort gibt es zwei der speziellen Messfahrzeuge. Jedes davon war im ersten Halbjahr 2017 nicht einmal jeden dritten Tag im Einsatz. (mz)