A4 A9 A38 A71 A 4 A 9 A 38 A 71: So kommen Autofahrer künftig schneller am Stau vorbei

Halle (Saale) - Autofahrer in Sachsen-Anhalt und Thüringen sollen ab Mai Staus auf Autobahnen besser umfahren und so erheblich Zeit sparen können. Erreicht werden soll das mit einem neuen elektronischen Leitsystem für die Autobahnen A4, A9, A38 und A71. Dazu werden an den Autobahnkreuzen Rippachtal und Erfurt Schilderbrücken genutzt. Damit werden die Autofahrer - je nach Verkehrslage - von Halle Richtung Frankfurt (und umgekehrt) entweder über Sangerhausen oder das Hermsdorfer Kreuz geleitet (siehe Grafik). „Wir wollen das Autobahnnetz effektiv ausnutzen und bei Bedarf Alternativstrecken anbieten“, sagte Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU).
Autofahrern in Mitteldeutschland ist erstmals bei der WM 2006 ein elektronischen Leitsystems begegnet. Damals wurden die Informationstafeln eingesetzt, um den Verkehr vom Autobahnring rund um Leipzig zum Stadion und zu Parkplätzen zu leiten. Um zu sehen, inwieweit das System funktioniert, seien die Autofahrer anschließend befragt worden, sagt Bernd Guhlmann von der Landesstraßenbaubehörde. „Es wurde festgestellt, dass die Leute die Schilderbrücken gesehen haben und den Hinweisen auch gut gefolgt sind.“
Diese Erfahrungen sowie Berichte aus anderen Bundesländern, darunter Bayern und Nordrhein-Westfalen, seien genutzt worden, um das Leitsystem in Sachsen-Anhalt und Thüringen aufzubauen. Ein Teil des Systems ist bereits seit Mai 2017 im Einsatz. Die ersten Schaltungen auf den Informationstafeln, sagt Guhlmann, seien ohne Probleme verlaufen. Im nächsten Schritt sollen im April die Verkehrsrechner beider Bundesländer gekoppelt werden. Damit kann das System künftig noch schneller auf Staus, Unfälle und weitere Behinderungen reagieren.
Genau diese Möglichkeit, schnell zu reagieren, ist für ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse ein entscheidender Vorteil des Systems. „Besonders an Stellen, wo viele Baustellen sind, ist das sehr positiv.“ Bei dem aktuellen Projekt hebt Kruse die enge Kooperation von Sachsen-Anhalt und Thüringen hervor. „So können die Autobahnen bestmöglich abgedeckt werden“, sagt sie. „Eine solche länderübergreifende Zusammenarbeit würden wir uns vielerorts wünschen.“
Doch Sachsen-Anhalt hat noch weitere Pläne. Ziel der Landesstraßenbaubehörde ist es, den Autofahrern auch Informationen zur Verkehrslage auf der geplanten Westumfahrung von Halle zu übermitteln. „Wenn die A 143 fertig ist, soll auch sie eingebunden werden“, sagt Guhlmann. Zudem ist beabsichtigt, den Teil der B 100 zwischen A 9 und A 14 zu integrieren. Die Behörde erhofft sich so die oft von Staus betroffenen Autobahnen im Raum Halle-Leipzig entlasten zu können.
Autobahnen waren auch in Sachsen-Anhalt zuletzt zunehmend überlastet. Laut ADAC ist die Zahl der Staumeldungen deutlich gestiegen - von gut 9.500 im Jahr 2016 auf mehr als 11.500 im Vorjahr. Auch die Gesamtlänge und Dauer der Staus haben zugenommen. Im Vorjahr haben Autofahrer in Sachsen-Anhalt mehr als 10.000 Stunden im Stau gestanden. Das entsprach einem Anstieg um fast ein Drittel. Stark betroffen war die A9.
Erhebliche Behinderungen auf den Autobahnen sind auch künftig zu erwarten - gerade auch auf der A9. So wird am Hermsdorfer Kreuz die Sanierung der Straßendecke fortgesetzt. Die Arbeiten führten schon 2017 zu Problemen. Und ein Ende ist nicht abzusehen. So soll das Kreuz bis 2030 komplett umgebaut werden. Geplant ist unter anderem die Erweiterung von vier auf sechs Spuren. „Gerade mit Blick auf die damit verbundenen, unvermeidlichen Beeinträchtigungen kommt das neue System genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Webel.
Staus: System arbeitet mit mehr als 30 Sensoren
Das System, für das der Bund fünf Millionen Euro ausgibt, arbeitet mit mehr als 30 Sensoren. Diese werden in die Fahrbahn eingebaut und messen das Verkehrsaufkommen. „Bei längeren Staus wird zunächst die Reisezeit ermittelt“, erklärt Bernd Guhlmann von der Landesstraßenbaubehörde. Dann leitet das System die Autofahrer mit Hilfe der Schilderbrücken automatisch auf die schnellste Route um.
In anderen Regionen hat sich Leitsystem bereits bewährt
„Derzeit werden die Anzeigen bei Störungen manuell durch die Leitzentralen geschaltet, etwa bei Baumaßnahmen und Unfällen“, erklärt Guhlmann. Bis Mai wird dann eine neue Software für die Verkehrsrechner der beiden Länder installiert, über die die Anzeigen auf den Schilderbrücken automatisch gesteuert werden. In anderen Regionen habe sich ein solches Leitsystem bereits bewährt, sagte ADAC-Sprecherin Alexandra Krause. (mz)