Sachsen-Anhalt-Tag Sachsen-Anhalt-Tag: Party am Hofe

WEISSENFELS/MZ. - Vorbei an 150alten Schuhen, fein säuberlich ans leuchtendblaue Brückengeländer gebunden. Stimmt, dawar doch was: die Stadt an den Handelswegen,die anno dazumal von durchgelaufenen s>Sohlender Kaufleute profitierte, sich mit der Schuhmachereiüber Jahrhunderte ein Profil gab.
Egal, nach nicht einmal 100 Metern vom Bahnhofsind die Treter noch ganz, die Füße fit fürden anstehenden Bummel. Durch schmale Straßen,alte Gassen geht es mit dem Strom der Menschenan Bühnen und Ständen entlang in RichtungMarkt. Sonst, erzählen die Weißenfelser, herrschtdort wochenends schon gähnende Leere. Nichtdiesmal. Der mit Sitzkissen belegte Brunnenrandvor der Kirche, die Plätze in den Lokalenund rund um die Stände: alles prall gefüllt.Von der Bühne schallt Musik, überall fließenBier, Wein und Bowle in Strömen. Die Sonnestrahlt. Und der Weißenfelser sagt: "Wir haben'sverdient." Wohl noch nie hat diese Stadt soviele Menschen auf einmal gesehen.
Ein Stück weiter flaniert Herzogin Luise Christinevon Sachsen-Weißenfels im altrosa Kleid. Inder Hand ein leeres Körbchen. "Die Schatzkammerist leer", sagt sie. Doch: Hinweg mit denGedanken an das verschwenderische barockeLeben, mit dem sie und Herzog Christian Weißenfelseinst in die Schuldenfalle trieben. "Ich willdavon nichts hören." Jetzt wird gefeiert,mit viel Musik von Bühnen, die in Gassen undauf Plätzen verteilt sind. Den Herzögen, dieaus Weißenfels einst ein kulturelles Zentrummachten, hätt's gefallen.
Oben, knapp 100 Stufen über der Stadt, lebtzwischen den Mauern der Neu-Augustusburg unterdesdas s>Mittelalter wieder auf. Säbel rasseln,Heurekaner (gefülltes Brot) gibt's für Taler.Und die Menschen lassen sich nieder. Sie wissen:Das wird noch ein langer Tag. Ach was, einlanges Wochenende, an dessen Ende ein bunterFestumzug steht. Drei Tage, an denen sichWeißenfelser nicht die Laune verderben lassenvon verfallenen Fassaden, die nur mühsam historischesFlair verbreiten. Schaut es euch an, sagensie ihren tausenden Gästen: das prächtigeFürstenhaus, die sanierte Schlosshälfte. Diebald in neuem Glanz erstrahlenden Kavaliershäuser,vor denen schon der Bauzaun steht.
Und nicht zuletzt: die idyllische Saale. Einletzter Ruhepol nach Stunden im Trubel. DieSchuhe sind noch immer ganz, aber die Füßebrennen. Ab mit ihnen ins kalte Wasser derSaale, in dem sich die untergehende Sonnespiegelt. "Weil's mich freut", würde derWeißenfelser Schusterjunge sagen.