Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Otten ist neue Landeschefin der Piraten
Magdeburg/MZ. - Wer mit der neuen Vorsitzenden der Piratenpartei in Sachsen-Anhalt ins Gespräch kommen will, muss nicht um einen Termin bitten - ein Getränkewunsch reicht: Tina Otten, Studentin aus Halle, kellnert nebenbei in einer Bar der Saalestadt. Am Sonntag schlug die 22-Jährige überraschend ihre Mitbewerber aus dem Rennen.
Dabei war Otten, die Politikwissenschaft studiert, im ersten Wahlgang des Landesparteitages noch gar nicht angetreten. Erst als dort keiner der vier Kandidaten - unter ihnen der bisherige Landesvorsitzende Henning Lübbers - nicht die absolute Mehrheit erzielen konnte und die Kandidatenliste noch einmal eröffnet wurde, lies sich Otten aufstellen. Auf Anhieb stimmten 57 der 94 anwesenden Mitglieder für Otten.
Selbst überrascht
Nach der Wahl war Otten völlig überrascht: Sie habe zwar damit gerechnet, für den Vorstand vorgeschlagen zu werden, nicht aber, dass sie als Landesvorsitzende den Parteitag verlassen werden. Ottens Karriere, die für ihre Hündin Mila eine eigene Facebook-Seite betreibt, ist symptomatisch für die Piraten - die junge Frau ist erst seit knapp einem Jahr Mitglied der Partei, hat sich dort aber bereits ersten Lorbeer verdient: Otten managte für Christian Kunze den Oberbürgermeister-Wahlkampf in Halle. Jetzt muss Otten den Landesverband der Piraten in den Bundestagswahlkampf 2013 führen. Einfach dürfte das nicht werden, nach ihrem Allzeithoch von zwölf Prozent liegen die Piraten in bundesweiten Umfragen unter der Fünf-Prozent-Hürde. Piraten-typisch wollte sich Otten nicht auf politische Schwerpunkte oder Inhalte festlegen: „Es geht vor allem um Organisation unserer Strukturen, da bleibt kaum Platz für inhaltliche Arbeit.“ Selber für den Bundestag kandidieren will sie nicht. Ihre Aussage vor ihrer Wahl - „ich habe wirklich keine Lust auf Presse“ - relativierte sie allerdings später. Die Wahl Ottens nach dreistündiger Kandidatensuche belebte den sonst inhaltsarmen Parteitag. Der scheidende Vorsitzende Lübbers hatte zuvor in der MZ die fehlende Mitarbeit von Parteimitgliedern vor allem beim geplanten Grundsatzprogramm und die geringe Wahrnehmbarkeit der Piraten kritisiert. „Wir haben als Partei in Sachsen-Anhalt programmatisch geschlafen“, erklärte Lübbers kurz in seiner gut zweiminütigen Parteitagsansprache.
„Mittelmäßige Rede“
Die zunächst angekündigte Brandrede zur Lage des Landesverbandes hielt Lübbers jedoch nicht. „Das war eine kurze, mittelmäßige Rede mit langem Sinn“, meinte Lübbers selber.
Zur Wiederwahl nach zwei Jahren Landesvorsitz reichte das am Ende nicht.