Ernüchterung nach dem Umfragehoch Wenig Freude über Zuwachs bei Sachsen-Anhalts Grünen
Magdeburg - Zugelegt und dennoch enttäuscht: Als um 18 Uhr die erste ARD-Prognose zur Landtagswahl über den Bildschirm lief, herrschte auf der Wahlparty von Bündnis 90/Die Grünen im Biergarten des Magdeburger Theatercafés zunächst Erstaunen. Noch einen Monat vor der Wahl versprachen Umfragen ein zweistelliges Ergebnis, dieses wurde deutlich verfehlt.
Grünen Landeschefin Susan Sziborra-Seidlitz sprach von einem „ordentlichen Ergebnis, wir hätten uns aber sicher einen deutlicheren Zuwachs gewünscht“. Der Krankenschwester aus Quedlinburg, die ein rotes Kleid und eine weiße Blume im Haar trug, fiel es sichtlich schwer, Freude auszustrahlen. Wenig später traf Umweltministerin Claudia Dalbert ein, die ihren Wahlkämpfern Zuversicht zusprach: „Das Ergebnis ist ein Erfolg, vielleicht erreichen wir am Wahlabend noch das Ergebnis von 2011.“
Grüne verpassen bei Landtagswahl ihr Wunschergebnis deutlich
Damals, kurz nach dem Atomkraftwerk-Unglück im japanischen Fukushima, verbuchten die Grünen 7,1 Prozent - das bisher beste Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt bei einer Landtagswahl. Als einzige linke Partei hätten die Grünen Zuwächse erreicht, so Dalbert weiter. Im Jahr 2016 hatten sich die Grünen mit einem Ergebnis von 5,2 Prozent noch in den Landtag gezittert.
In der Wahlanalyse war sich die Parteispitze einig: „Die Zuspitzung der Wahl auf eine anti-demokratische AfD und Ministerpräsident Haseloff hat am Ende zu diesem Ergebnis geführt“, sagt Sziborra-Seidlitz. Fünf Jahre regierten die Grünen mit der SPD und der CDU. Profitiert haben am Ende davon vor allem die Christdemokraten.
Grüne Ernüchterung: Viele hatten mit zweistelligem Ergebnis gerechnet
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking sprach daher auch aus, was viele Wahlkämpfer bewegte: „Wir haben nicht mit diesem Ergebnis gerechnet. Es ist bitter, dass unser wichtigstes Thema, der Klimaschutz, nicht eine breitere Wählerresonanz gefunden hat.“ Der Optimismus der Grünen rührte auch daher, dass sie bundesweit aktuell bei 24 Prozent in Umfragen liegen.
Wahlanalysen will die Parteispitze in den kommenden Tagen vornehmen. Klar ist aber schon jetzt, die Hochburgen der Partei liegen in den Großstädten Halle und Magdeburg. In den ländlichen Regionen konnten die Grünen offenbar wieder wenig punkten. Parteichefin Sziborra-Seidlitz räumt auch ein, dass das Klimaschutzthema bei den Bürgern in ländlichen Regionen nicht die wichtigste Rolle spielt. „Obwohl der Klimawandel mit Dürre und dem schlechten Zustand des Waldes dort sehr sichtbar ist“, so die Parteichefin.
Spitzenkandidatin Cornelia Lüddemann machte am Abend klar, dass sie an einer Fortsetzung der Koalition mit der CDU interessiert ist: „Wir stehen zur Verfügung, wenn die CDU stabile Verhältnisse möchte.“ Die CDU hat durch den Einzug der FDP in den Landtag nun jedoch mehrere Optionen. Haseloff betonte zuletzt, dass ein ökologischer Umbau der Wirtschaft wichtig ist, in der CDU-Fraktion gibt es jedoch viele, die lieber heute als morgen die Grünen loswerden wollen. Vor allem Landwirtschaftsministerin Dalbert ist vielen CDU-Funktionären ein rotes Tuch. (mz)