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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Grundschüler sollen nicht mehr sitzenbleiben

06.12.2009, 16:47

HALLE/MZ/AST. - Nicht, weil er eine Klasse übersprungen hat - sondern, weil an der halleschen Grundschule "Silberwald" seit 2005 jahrgangsübergreifend unterrichtet wird. Als eine der ersten Schulen in Sachsen-Anhalt wurde dort die flexible Schuleingangsphase umgesetzt.

Ein Konzept, das - 1997 von der Kultusministerkonferenz angeregt und seit 2005 im Schulgesetz des Landes verankert - unter Eltern und Lehrern noch immer für Diskussionen sorgt. Seit diesem Schuljahr ist es für alle Grundschulen im Land verbindlich. Sie sollen sich spätestens jetzt Gedanken um die jeweilige Umsetzung machen.

Bei dem Konzept werden nicht nur die starren Klassenverbände aufgehoben. Es gibt in den ersten Jahren auch keine Sitzenbleiber

mehr: "Die Schüler können die dritte Klasse nach einem, zwei oder drei Jahren erreichen", erklärt Carola Messerschmidt, die als schulfachliche Referentin im Landesverwaltungsamt Grundschulen zu dem Thema berät und begleitet. Oft wird dies mittels kleinerer Lerngruppen realisiert - so dass trotz verschiedenem Lerntempo kein Kind die Klasse verlassen muss.

Steffen Zellinger, Elternratsvorsitzender der halleschen Schule, findet das genial: "Kinder, die noch nicht so weit sind, haben keine Nachteile in ihrer Schullaufbahn." Durch den gemischten Unterricht profitierten beide Seiten: "Die Älteren unterstützen die Jüngeren und fühlen sich dadurch in ihrem Wissen bestätigt."

"Die Kinder haben eher das Gefühl, angenommen zu werden mit dem, was sie können", sagt Lehrerin Kristin Kicinski. Früher seien Erstklässler "relativ einheitlich vorgebildet" gewesen. Heute indes gebe es große Unterschiede: Manches Kind kann am ersten Schultag bereits einige Wörter lesen und schreiben, andere kennen noch keinen Buchstaben. Auf die individuellen Voraussetzungen und Lernfortschritte sollen Lehrer besser eingehen können.

Viele Eltern und Lehrer stehen der geplanten flächendeckenden Einführung der flexiblen Schuleingangsphase indes skeptisch gegenüber. "Es gibt etliche Schulen, die das gar nicht brauchen. Die Masse der Kinder benötigt für die zwei Klassen auch zwei Jahre", sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Thomas Lippmann. Er habe nichts gegen das Instrument, sondern gegen die zwingende Vorgabe.

Er sei zwar für ein "behutsames Vorgehen", sagt Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos). Betont jedoch: "Manche Grundschulen machen hervorragende Erfahrungen mit der flexiblen Eingangsphase. Dann muss das auch an anderen Schulen möglich sein."