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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Fahrlehrer-Ausbildung in der Kritik

Von Alexander Schierholz 24.10.2011, 19:29
Ein Fahrschulauto, aufgenommen in Halle/Saale. (FOTO: DPA)
Ein Fahrschulauto, aufgenommen in Halle/Saale. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Halle (Saale)/MZ. - "Uns drängt sich der Eindruck auf, dass die Ursachen für die hohen Durchfallzahlen auch in den Fahrschulen selbst zu suchen sind", sagt Rainer Hillgärtner vom Autoclub Europa (ACE). Die Ausbildung von Fahrlehrern müsse in Hinblick auf die Qualität dringend hinterfragt werden. Eine pädagogische Eignung für den Beruf sei bisher praktisch nicht notwendig, kritisiert Hillgärtner.

In Sachsen-Anhalt rasseln im ersten Anlauf fast 40 Prozent der Fahrschüler durch die theoretische Prüfung - bundesweit ist das der letzte Platz. Das hatte der Landesfahrlehrerverband am Wochenende unter Berufung auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes gemeldet. Die praktische Prüfung muss demnach jeder Dritte noch einmal absolvieren.

Drei Bildungsstätten

Der Fahrlehrerverband mag die Ursachen dafür trotzdem nicht bei der eigenen Zunft suchen. Verbandschef Wolfgang Prescher weist die Kritik des Autoclubs zurück: Wer sich in Sachsen-Anhalt zum Fahrschullehrer ausbilden lassen wolle, so Prescher, könne das in einer von drei privat getragenen Bildungsstätten in Halle, Magdeburg oder Ballenstedt (Harz) tun. "Pädagogische Aspekte spielen bei dem halbjährigen Lehrgang eine große Rolle", so Prescher. Auch der beim Landesverwaltungsamt angesiedelte Ausschuss, der angehenden Fahrlehrern am Ende der Ausbildung eine Prüfung abnimmt, sei nicht nur mit Praktikern der Branche, sondern auch mit Pädagogen besetzt.

Dennoch lässt die Qualität des Fahrschul-Unterrichts im Land mitunter offenbar zu wünschen übrig. Bei Bernd Finger etwa, Inhaber einer Fahrschule in Halle, schaffen es nur zehn bis 15 Prozent der Prüflinge nicht im ersten Anlauf - ein deutlich besserer Wert als der Landesdurchschnitt. "Das wird möglich, indem ich im Unterricht regelmäßig Ergebnisse kontrolliere, Vorprüfungen ansetze und nur diejenigen zur Prüfung anmelde, die die Vorprüfung bestehen." Ein solches Vorgehen, so Finger, sei aber nicht die Regel. Das sei "eine Frage des Engagements" der jeweiligen Fahrschule.

Und damit ist es offenbar nicht weit her. Fahrschulchef Frank-Uwe Socher aus Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) berichtet von Konkurrenten in seinem Landkreis, die kaum noch theoretischen Unterricht abhielten, sondern ihre Schüler den Stoff zu Hause lernen ließen - mit der Folge, dass die Durchfallquote steigt. "Das sind Einzelunternehmen, die sagen, die Fahrstunden bringen ihnen mehr Geld."

Die Schüler sparen

Und das brauchen die Fahrschulen dringend, die bei sinkender Bevölkerungszahl in wachsender Konkurrenz zueinander stehen. Und deren Kunden laut Verbandschef Prescher selbst oft finanziell klamm sind. Darin sieht denn auch Prescher eine Ursache für die hohe Durchfallquote: "Viele Fahrschüler bräuchten noch ein oder zwei Fahrstunden, verzichten aber darauf, weil sie kein Geld mehr haben." Das sei am falschen Ende gespart. Häufig drohten Kunden auch, die Fahrschule zu wechseln, wenn sie nach einer bestimmten Zeit nicht zur Prüfung angemeldet würden. "Das ist traurige Praxis."

Rainer Hillgärtner vom Autoclub Europa appelliert an Fahrlehrer, sich darauf nicht einzulassen: "Der Fahrlehrer entscheidet über die Zulassung zur Prüfung." Das sei seine Verantwortung.