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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: 44 Schulen bleiben nach den Ferien zu

Von Melanie Montag 22.08.2006, 06:12

Magdeburg/dpa. - 44 Schulen bleiben nach den Sommerferien endgültig geschlossen, wiedas Landesverwaltungsamt mitteilte. Insgesamt ist die Zahl derSchulen seit Anfang der 90er Jahre beinahe halbiert worden. Derzeitgibt es noch rund 980 allgemeinbildende Schulen. Grund für dasVorgehen des Landes ist die dramatisch sinkende Zahl der Schüler: Siesank von 391 000 Anfang der 90er Jahre auf derzeit noch rund 201 000.

«Wir stehen früher auf. Weil der Weg zurSchule weiter geworden ist», mit dieser sarkastischen Abwandlung desImageslogans von Sachsen-Anhalt kommentiert die GewerkschaftErziehung und Wissenschaft (GEW) auf ihrer Internetseite die weiterenSchulschließungen. Und tatsächlich werden vom 31. August an vieleJungen und Mädchen länger unterwegs sein, denn 44 Schulenwerden nach den Ferien nicht wieder geöffnet.

Wo genau es hingeht, war für viele Schüler im Oberharz lange Zeitstrittig. Im Kreis Wernigerode kam neben den Sekundarschulen inQueckenstedt und Hasselfelde auch für das Gymnasium in Elbingerodedas Aus. «Im Fall von Hasselfelde und Wernigerode haben Kreistag undLandrat die Schließung nicht akzeptiert», sagt die Leiterindes Schulverwaltungsamtes, Margrit Kaufmann. Auch viele Eltern hättenprotestiert, weil längere Schulwege im Harz gerade im Winter einProblem seien. «Bis jetzt ist der Fall noch nicht gelöst», sagtKaufmann. «Aber wenn der Kreistag der Schließung nicht zustimmt, wirddas Landesverwaltungsamt sie wohl anordnen.»

Die Schüler fahren nun bald unterschiedliche Wege, nämlich nachWernigerode, Blankenburg oder Elbingerode. Gerade aus dem HarzortBenneckenstein haben viele Eltern sich für den kürzeren Weg über dieLandesgrenze entschieden: Sie meldeten ihre Kinder imniedersächsischen Braunlage an - mit Zustimmung des Landes.

Mehr Glück hatten die Gymnasiasten in Havelberg im äußerstenNorden des Landes. «Für die Schule haben wir jetzt die offizielleGenehmigung, sie als Außenstelle des Gymnasiums Tangermündeweiterzuführen, und zwar einzügig», sagte die Leiterin desSchulverwaltungsamtes im Kreis Stendal, Ulrike Bergmann. Eigentlichsind für das Gymnasium drei Klassen pro Jahrgang vorgeschrieben. Weilaber viele Schüler zum Gymnasium nach Tangermünde deutlich länger alseine Stunde hätten fahren müssen, gab es die Sondergenehmigung vomLand. Aber auch der Landkreis Stendal hat künftig eine Schuleweniger: Die Sekundarschule Arneburg schließt endgültig.

Soweit ist es in der Kleinstadt Löbejün im Saalkreis noch nicht,aber auch hier wird erstmals keine fünfte Klasse mehr eingeschult -um eine Ausnahmegenehmigung haben Bürgermeister Thomas Madl, Stadtratund Eltern vergeblich gekämpft. «Ich verstehe die Ablehnung nicht»,sagt Madl. «Die Schule ist auch ein Standortfaktor für dieWirtschaft, für Familien, sie hält einen Ort lebensfähig», sagt Madl.Er hofft auf eine neue fünfte Klasse im nächsten Jahr.

Doch das Land sieht keine Alternative zu den Schließungen: DieSchülerzahlen sind seit Anfang der 90er Jahre drastisch gesunken -von 391 000 auf aktuell rund 201 000 - und gehen weiter zurück. DieZahl der Schulen halbierte sich etwa auf jetzt noch 980. Mehr als 100weitere sollen bis 2008 geschlossen werden. Dann - so das Konzept desKultusministeriums - soll ein stabiles Netz erreicht sein.

Wie für Schüler, Eltern und Gemeinden ist es auch für die Lehrerjedes Jahr ein neuer Kampf: Laut Landesverwaltungsamt werden 680 vonihnen in diesem Jahr versetzt weil Schulen geschlossen werden. «DieKollegen müssen sich immer wieder neu finden, eingespielte Abläufeund Projekte geraten durcheinander», beklagt die stellvertretendeGEW-Vorsitzende Eva Gerth. «Außerdem haben die Lehrer auch immer mitden Hahnenkämpfen der Schüler zu tun, die aus verschiedenen Schulenzusammenkommen.» Die GEW fordere deshalb, die stringenten Vorgaben zustreichen. «Die Träger vor Ort sollten selbst entscheiden, ob siesich eine Schule leisten wollen oder nicht.»