Sachsen Sachsen: 50 Deutsche jagen acht Inder durch Mügeln

Mügeln/dpa. - Der Staatsschutz wurdeeingeschaltet. Eine Polizeisprecherin bestätigte am Montag, dass esbei dem Angriff mit zwölf Verletzten ausländerfeindliche Rufe gab.Ein fremdenfeindliches Motiv werde nicht ausgeschlossen. «Wirermitteln aber in alle Richtungen.» Zunächst werde wegenLandfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung ermittelt.Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) verschaffte sich amMontag ein Bild von der Situation in dem Ort.
Unterdessen dauerte die Vernehmung von Zeugen und Opfern an. DiePolizei suchte weitere Zeugen. «Wir müssen die genauen Abläufe desGeschehens klären und weitere Hinweise auf die Angreifer sammeln»,sagte die Sprecherin. Bislang gab es zwei vorläufige Festnahmen. Die21 und 23 Jahre alten deutschen Tatverdächtigen sind aber wieder auffreiem Fuß.
Der Bürgermeister der Stadt, Gotthard Deuse (FDP), widerspracheinem rechten Hintergrund. «Bei uns gibt es keinen rechtsextremeSzene», sagte er. Wenn der Angriff einen fremdenfeindlichenHintergrund habe, müssten die Täter aus Nachbarorten kommen. Es gibtallerdings Aussagen, wonach im Vorfeld bekannt gewesen sei, dassRechtsextreme zum Fest anreisen wollten. So soll der MügelnerJugendclub nach Medienberichten entsprechende Hinweise erhalten undweitergeleitet haben.
Die Polizeidirektion Westsachsen hatte erst mehr als 20 Stundennach dem Vorfall offiziell über die Ereignisse berichtet. Etwa 50zumeist junge Deutschen sollen nach einer Rangelei im Festzelt in derNacht zum Sonntag eine Gruppe Inder verfolgt haben. Diese hättenvergeblich versucht, sich bei einem Landsmann in dessen Pizzeria«Picobello» in Sicherheit zu bringen. Rund 70 Polizeibeamte drängtendie Angreifer schließlich ab. Es wurden acht Inder und vier Deutschesowie zwei Polizisten verletzt, zwei Männer kamen ins Krankenhaus.Dort befand sich ein Inder nach Polizeiangaben auch noch am Montag.
Die Opfer waren laut Bürgermeister Deuse auf Einladung der Stadtbei dem Volksfest. «Umso bedauerlicher ist der Vorfall», sagte er.Sie seien mit dem indischen Besitzer der Pizzeria bekannt, der seitetwa fünf Jahren in Mügeln lebt. Zudem verkauften die Männer auf demWochenmarkt Kleider.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma forderte ein «konsequentesVorgehen» der Strafverfolgungsbehörden. Zur besseren Bekämpfungrassistisch motivierter Gewalttaten sei «endlich auch ein politischesSignal des Gesetzgebers notwendig», erklärte der Vorsitzende desZentralrats, Romani Rose, am Montag in Heidelberg.
Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, SebastianEdathy (SPD), warnte vor einer rasanten Radikalisierung derrechtsextremen Szene. «Die Übergriffe von Mügeln sind ein ganzentsetzliches Ereignis, überraschend kommt es aber nicht», sagteEdathy der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag). «Ich kanndunkelhäutigen Bürgern auch heute nicht mit gutem Gewissen raten,Volksfeste in ostdeutschen Kleinstädten zu besuchen», sagte Edathy.

