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Zugverbindung von Roßbach nach Weißenfels Zugverbindung von Roßbach nach Weißenfels: Die vergessene Grubenbahn

Von Diana Dünschel 10.03.2016, 15:08
Das Foto zeigt die Werkbahn 1990 bei Reichardtswerben in Richtung Roßbach. Typisch für sie war der Güterzug mit Personenbeförderung.
Das Foto zeigt die Werkbahn 1990 bei Reichardtswerben in Richtung Roßbach. Typisch für sie war der Güterzug mit Personenbeförderung. Ralph Lüderitz

Rossbach - Erst war es die Gruben- und später die Werkbahn, die jahrzehntelang Kohle und Menschen zwischen Roßbach und Weißenfels hin- und hertransportierte. Nachdem die Verbindung Anfang der 90er Jahre eingestellt wurde, ist die Kohlebahn in Vergessenheit geraten. Das wollen die Weißenfelser Eisenbahnfreunde jetzt ändern. Sie planen eine Dokumentation zu dem Thema. Doch für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fehlen ihnen Fotos wie Dokumente oder Zeitzeugen-Berichte. Deshalb hoffen sie auf Mithilfe der MZ-Leser.

„Unsere Interessengemeinschaft gibt es seit 2010. Wir sind etwa ein Dutzend Mitstreiter“, sagt Leiter Reinhard Tschöp. Bei der Erarbeitung einer Dokumentation zur 150-jährigen Geschichte der Weißenfelser Eisenbahn hätten sie der Grubenbahn zwar ein Kapitel gewidmet, sich aber hauptsächlich auf Weißenfels konzentriert. Dabei sei die Idee einer eigenständigen Arbeit zum Thema entstanden. „Wir haben aber gemerkt, dass zwar viele Menschen in der Kohle wie im volkseigenen Betrieb (VEB) Ketten- und Nagelwerke Roßbach gearbeitet haben, aber die Bahn dorthin kaum fotografierten. Keiner hat damit gerechnet, dass das alles so schnell Geschichte wird“, vermutet Reinhard Tschöp angesichts der bisher geringen Ausbeute. Er sei sicher, dass es Bahn-Enthusiasten gibt, die über Material zur Kohlebahn verfügen. „Sie wollen wir finden, uns mit ihnen zusammensetzen, die Historie erforschen und alles ins Gedächtnis zurückrufen“, hofft er auf möglichst viele Rückmeldungen. Dass es sich lohnt, sich dieser Bahn näher zu widmen, zeigen die bisherigen Erkenntnisse der Weißenfelser. Demnach ließ der Weißenfelser Papierfabrik-Besitzer Dietrich 1912 die Bahn zu den Kohlegruben bei Roßbach bauen, weil Kohle seine Produktionsgrundlage war. Geplant war sogar, die Strecke bis ins Geiseltal zu verlängern, was aber nie passierte. Belegt sind in den Folgejahren Streitigkeiten um diese Privatbahn. Sie sollte etwa keine Personen befördern, was sich aber nie durchsetzte. Schließlich mussten die Arbeiter zu den Kohlegruben befördert werden. Doch auch die Dörfler nutzten die Bahn, um in die Stadt und zurück zu gelangen. Überliefert sind zudem Vorschriften. So betrug die Höchstgeschwindigkeit 15 Stundenkilometer. Als sich der VEB Ketten- und Nagelwerke zu einem großen Betrieb entwickelte, der seine Erzeugnisse per Bahn transportierte, und die Kohleförderung zurückging, wurde aus der Gruben- die Werkbahn. Nach der Wende kam ihr Aus. Der Werkteil Roßbach wurde geschlossen. Wann der letzte Zug fuhr, konnten die Weißenfelser nicht erforschen. Sie vermuten 1991/92. (mz)

Kontakt per Internet: www.weissenfelser-eisenbahnfreunde.de, Mail: [email protected]